13. Kapitel

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~Cedric

Tatsächlich bekam ich in den nächsten Tagen sehr oft die Chance, Zeit allein mit Lian zu verbringen, da sein Training aufgrund eines starken Schneesturms ausgelassen wurde.

Wirklich stören schien ihn das nicht, was mich wunderte, da ich ja genau wusste, wie sehr er es liebte, seinen Körper zu beanspruchen und zu kämpfen. Dass mir es recht war, dass er nicht trainieren konnte, erwähnte ich nicht. Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass ich Angst vor dem Moment hatte, in dem es zu einem ernsten Kampf kam und er mittendrin war.

Leider konnte Doc wegen des Sturmes nicht kommen, was ungünstig war, weil ich unbedingt mit ihm über Lian sprechen wollte. Wenn Lian wirklich der tot geglaubte Sohn unseres alten Alpha war, dann konnte ich beinahe den Ärger sehen, der uns noch bevorstand und ich wollte eigentlich nichts sehnlicher, als einfach glücklich mit Lian zu werden und um jeden Ärger und jede Gefahr einen großen Bogen zu machen.

Außerdem wollte ich nicht, dass Lian sich überanstrengte und vielleicht den Aufgaben eines Rudelführers nicht gewachsen war – obwohl das falsch ausgedrückt war. Ich glaubte sehr wohl, dass Lian den Aufgaben gewachsen war, nur befürchtete ich, dass einige aus dem Rudel einen blinden Alpha nicht akzeptieren würden.

Heute war schon der dritte Tag, an dem wir nichts anderes taten, als mit den anderen Bewohnern des Hauses im Wohnzimmer zu sitzen und Kakao zu trinken. Mayleen und Lesly kam dieser Sturm ganz recht, da bei den Beiden die Schule ausfiel und sie nicht früh raus mussten.

Sie hatten sich in einen Teil des Wohnzimmers verzogen und redeten angeregt über irgendwelche Bands, mit denen ich nichts anfangen konnte. Mayleen hatte dabei ihre Beine über die von Lesly gelegt, während diese mit der Hand ihrer Gefährtin spielte, während sie eher die Passive in dem Gespräch zu sein schien und Mayleen interessiert zuhörte und sie reden ließ.

Die Beiden waren schon ein eigenartiges Paar, aber sie passten perfekt zusammen.

Lächelnd wandte ich mich wieder Lian zu, dessen Kopf auf meinem Schoß ruhte. Seine Augen waren geschlossen, was aber nichts zu sagen hatte. Einige Haare fielen ihm immer wieder in seine Stirn, die ich sanft wegstrich, aber kaum hatte ich meine Hände aus seinen Haaren gelöst, waren die Strähnen wieder an ihrem ursprünglichen Ort, was ich als Entschuldigung nahm, dass ich ununterbrochen durch seine Haare fuhr, die seidenweich waren.

Er sah entspannt aus und schien es meine Berührungen zu genießen – jedenfalls hinderte er mich nicht daran, weiter durch seine Haare zu streichen.

Meine Tante schaute öfters zu uns, schenkte mir ein freundliches Lächeln, ehe sie sich wieder dem mehr oder weniger interessanten Fernsehprogramm widmete. Es liefen gerade die Nachrichten, genauer gesagt der Wetterbericht, der keine wirkliche Besserung der momentanen Wetterlage versprach. Zu Weihnachten sollte sich der Sturm weiter nach Osten bewegt haben und unsere Region kaum noch betreffen, aber wer glaubte schon dem Wetterbericht.

„Apropos Weihnachten...Mayleen, Lesly, könnt ihr mal zuhören?", begann Anne und schaute zu ihrer Tochter, die nur widerwillig die Aufmerksamkeit auf ihre Mutter lenkte.

„Ich habe eine Einladung von meiner Mutter bekommen, wie jedes Jahr. Wir würden am Dreiundzwanzigsten hinfahren und am Sechsundzwanzigsten abends wiederkommen."

Mayleen stöhnte. „Bei Oma ist es immer so langweilig. Müssen wir wirklich da hin?"

Anne funkelte sie an. „Ich bin sicher, dass Lian und Cedric gerne ihre Ruhe haben würden, Schatz. Du verstehst das doch." Ihr Ton ließ keine Widerrede zu, was mich grinsen ließ.

Tatsächlich würde ich gerne ein paar Tage sturmfrei haben, um mit Lian allein sein zu können. Weihnachten hatte ich meistens allein verbracht, weil meine Eltern – Erzeuger traf es in meinem Fall eher – mich nie mit zu meinen Großeltern genommen hatten. Lieber ließen sie mich zurück in der Obhut unseres Alpha und das hatte nie gut für mich geendet.

Demnach sah ich dieses Jahr die Chance, das beste Weihnachten meines Lebens zu erleben...

Mayleen schaute kurz zu mir, ehe sie ergeben seufzte. „Aber nur für meinen Cousin und Lian. Ich fahre nicht wegen dieser klapprigen alten Schachtel mit."

„Rede nicht so über deine Oma", wurde sie sofort von ihrer Mutter zurechtgewiesen, doch sie verdrehte nur die Augen, ehe sie ein genuscheltes „Tut mir leid" von sich gab.

*

Später, zurück in unserem Zimmer, redeten Lian und ich über Gott und die Welt. Obwohl wir uns verhältnismäßig kurz kannten, etwa einen Monat erst und die erste Zeit zählte nicht wirklich, weil Lian da im Koma gelegen hatte, hatte ich das Gefühl, ihn schon ewig an meiner Seite zu haben. In seiner Anwesenheit war es für mich beinahe unvorstellbar geworden, wie ich diese ganzen Schikanen und Qualen meines Alpha und meiner Eltern ausgehalten hatte – sie erschienen mir so weit weg, dass ich mich schon fragte, ob sie vielleicht aus einer anderen Welt, einer dunkleren und grausameren, stammten.

Doch ich befand mich noch immer in dieser dunklen und grausamen Welt, nur machte Lian sie weitaus erträglicher und ließ sie in vielen bunten Farben strahlen – ich musste eben diese für ihn sehen, wenn er es schon nicht konnte.

„Woran denkst du?", fragte mich Lian leise, der mitbekommen haben musste, dass mich etwas beschäftigte.

Er zeichnete leichte Kreise auf meinem Rücken und drückte ab und zu einen Kuss auf mein Schlüsselbein, was meinen Bauch kribbeln ließ.

„Lass uns auf ein Date gehen", platzte es aus mir heraus, als ich krampfhaft überlegte, was ich ihm antworten sollte.

„Ein Date?" Er klang amüsiert.

Ich drehte mich auf die Seite, sodass mein Gesicht seinem noch viel näher war.

„Ja, ein Date. Ich meine, wir haben zwar schon viel Zeit miteinander verbracht, aber ein Date hatten wir noch nicht", meinte ich betont gleichgültig, was das Kribbeln in meinem Bauch und die Nervosität, was er nun antworten würde, überspielen sollte.

„Lass uns so ein richtig kitschiges Date haben", redete ich einfach weiter, was ihn zum Lachen brachte. Sein Lachen war wirklich wunderschön...

„Du meinst, Picknick auf einer Blumenwiese, Spaziergänge am Strand und einen romantischen ersten Kuss, während die Sonne dramatisch untergeht?", lachte er.

Dafür kassierte er einen Schlag gegen die Schulter. „Mach dich nicht über mich lustig."

„Nicht beleidigt sein", neckte er mich, ehe er mir durch die Haare wuschelte und diese bestimmt noch schlimmer aussahen, als sie es jetzt schon taten.
„Ich würde gerne auf ein Date mit dir gehen."

Spürbar erleichtert atmete ich aus. „Heilig Abend, wenn wir unsere Ruhe haben. Ich meine, es muss nichts Großartiges sein, ein einfacher Spaziergang reicht aus, aber ich will unbedingt etwas mit dir unternehmen."

„Ich würde mich freuen", sagte er, ehe er wieder seine Arme um mich legte...

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Ja, I know, es ist kurz, aber es ist nur ein Zwischenkapitel, weil ich das brauchte, um das nächste Kapitel anzufangen. Das nächste wird wahrscheinlich extrem lang, es ist der Smut, ich setze mich da gleich noch ran und vlt hab ichs heute Abend oder morgen dann fertig ^^
1081 Wörter werden hier halt nicht mehr vorkommen😅😁

Blindness ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt