25. Kapitel

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~Cedric

Alles in mir zwang mich, mich zu wehren, zu versuchen, aus Marcus' Klammergriff zu entfliehen. Ich wand mich, schlug um mich, versuchte, ihn zu treten, doch ich erreichte ihn nicht, denn er stand noch immer hinter mir und hatte mich fest an seinen Körper gepresst.

Scheiße, verdammt. Ich durfte nicht sterben! Ich wollte mein Leben mit Lian verbringen, mit ihm zusammen unser Kind großziehen, mit ihm alt werden, gute Zeiten durchleben, ihn in den schlechten Zeiten unterstützen, ihm helfen, an seiner Seite bleiben, ihn lieben. Verdammt, ich liebte ihn mehr als mein Leben, denn er war mein Leben!

'Nathaniel, hilf mir!', schrie ich in meinem Kopf. 'Ich will nicht so sterben.'

Doch ich wusste, dass Nathaniel nichts machen konnte. Ich war auf mich gestellt.

„Lian...", krächzte ich, doch wurde unterbrochen, als Marcus noch fester zudrückte. Ich bekam nicht genug Luft, mir wurde schwindlig. Ich konnte nicht mehr atmen, Panik ergriff mich – ich musste überleben!

Die Ränder meines Bewusstseins wurden langsam schwammig, ich spürte Säure meine Luftröhre hinaufsteigen. Mein Kopf tat weh, ich spürte kaum noch meinen Körper.

Ich hatte keine Kraft mehr, meine Bewegungen wurden langsamer, schwächer...

Ich war so ein Schwächling, wenn ich jetzt starb, aber ich kam nicht gegen ihn an. Er war zu stark.

Alles um mich herum schien immer langsamer zu werden, alles wurde unwichtig, ich konzentrierte mich nur noch auf Lian, der sich brüllend verwandelte, um sich auf meinen Peiniger zu stürzen.

Er war wunderschön...

So majestätisch...

So stark...

Mächtig...

...

'Versuche, wach zu bleiben!'

Nathaniels Stimme war weit entfernt von mir, ich verstand ihn kaum. Ich sank immer tiefer, immer weiter in diese Schwärze, die mich zu sich rief. Ich wollte nicht, wollte Lian jetzt nicht verlassen, doch diese Schwärze war zu verlockend...

Einfach alles aufgeben...

Der Boden kam immer näher. Ich war müde.

Ich wollte nur noch schlafen...

Ich strich sanft über meinen Bauch, in dem sich mein Baby befand. Ich riss es mit in den Tod, ihm blieb ein Leben verwehrt, ein Leben in Freiheit, ein Leben mit Liebe, Eltern, die es liebten, Freunde, die Jugend. Ich würde nicht sehen, wie es auf die Welt kam, wie es das erste Mal die Augen öffnete. Es würde nie sein erstes Wort sprechen, niemals laufen lernen, nie Freunde finden, in die Schule gehen, über den Hausaufgaben einschlafen, Lieblingslieder haben, sich verlieben, seinen Gefährten finden, sich binden, selber Kindern bekommen und alt und grau werden.

Es tat mir leid, nicht stark genug zu sein...ich konnte es nicht beschützen, ich war ein schlechter Vater...

Eine einzelne heiße Träne lief mir über mein Gesicht, verbrannte förmlich die Haut, die sie berührte, während mich eine Kälte ergriff, mich erstarren ließ, bewegungsunfähig machte...

Ich hatte verloren, ich musste der Tatsache ins Gesicht blicken. Das hier war ein Kampf, für den ich einfach nicht stark genug war als Omega...

„Stopp!", schrie jemand, dessen Stimme mir bekannt vorkam. „Hör auf, du tötest unschuldige Menschen."

Marcus schrie auf...Lian musste ihn erreicht haben.

Mir wurde schwarz vor Augen...

Der Druck um meinen Hals verschwand, ich sank zu Boden, zog meine Beine schützend an meinen Körper, der unkontrollierbar zitterte. Mein Atem ging angestrengt, ich brauchte Sauerstoff.

Blindness ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt