15. Kapitel

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~Cedric

Ein leichtes Brennen in meinem Unterleib weckte mich aus dem erholsamen Schlaf. Da ich nicht aufstehen wollte – ich wollte am liebsten für immer in Lians Armen verweilen – versuchte ich, den doch etwas unangenehmen Schmerz so gut es ging zu ignorieren, doch es wollte mir nicht gelingen, weshalb ich dann doch die Augen aufschlug.

Das durch das Fenster in das Zimmer hereinfallende Licht blendete mich etwas, doch es dauerte nicht lange, bis meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten und ich klar sehen konnte.

Mein erster Blick fiel auf Lian, der schon die Augen offen hatte, mich ansah. Ich hob vorsichtig meine Hand, sie an seine Wange zu legte, um ihm zu signalisieren, dass ich wach war.

„Guten Morgen", brummte er mit seiner tiefen, rauen Morgenstimme. Er drückte sein Gesicht etwas gegen meine Hand, schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Dann öffnete er seine Augen wieder, ein verwirrter Ausdruck lag auf seinem Gesicht.

„Alles gut?", fragte ich ihn, doch er zuckte mit den Schultern.

„Irgendwie... na ja, dein Geruch hat sich irgendwie verändert?"

„Verändert? Wie denn?" Nun war ich mindestens genauso verwirrt wie er.

„Du riechst irgendwie...wärmer. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll. Wahrscheinlich ist es gar nichts und ich irre mich", fügte er hinzu und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.

„Vielleicht hängt es mit dem Binden zusammen", überlegte ich, doch ich schenkte mir selber keinen Glauben, weil Lians Geruch sich nämlich kein bisschen geändert hatte. Aber wenn ich jetzt zu sehr darüber nachdenken würde, würde ich mich in irgendetwas hineinsteigern und Panik schieben, obwohl es in Wirklichkeit wahrscheinlich wirklich gar nichts war.

„Lass uns duschen gehen", schlug Lian vor und lenkte meine Aufmerksamkeit auf diese Weise wieder auf sich.

„Gerne."

*

Es war ein angenehmes Gefühl, mit Lian unter der Dusche zu stehen, mich in seinen Armen zu befinden, während das warme Wasser auf unsere nackten Körper prasselte. Ich hatte meine Stirn an Lians Schulter gedrückt, meine Augen waren geschlossen. Mein Gefährte strich mir sanft über den Rücken.

„Ich wollte dich gestern nicht danach fragen, aber woher stammen diese Narben?", durchbrach er die Stille zwischen uns. Als würde er seine Worte verdeutlichen wollen, strich er über eine besonders große Narbe, an deren Entstehung ich mich kaum noch erinnern konnte.

Ich seufzte. „An die meisten kann ich mich kaum noch erinnern. Sie stammen aus der Zeit, als ich mich noch nicht verwandeln konnte und somit keinen Selbstheilungsprozess hatte. Marcus hat sie mir zugefügt, da war ich noch in der Grundschule."

Ich fühlte, wie Lian sich anspannte. „Warum tut er dir so etwas an?"

„Ich bin in angeblich nichts wert, weil ich ein Omega bin."

Er legte einen Zeigefinger unter mein Kinn, drückte mein Gesicht hoch, sodass ich direkt in seines schaute. „Es ist mir total egal, ob du ein Omega bist, Cedric. Du bist für mich mehr wert, als alles, was die Welt noch zu bieten hat, hörst du?"

„Ich liebe dich", sagte ich leise. Meine Stimme wurde beinahe komplett von dem Wasser, welches noch immer über uns floss, übertönt, doch Lian verstand mich trotzdem. Er antwortete mir nicht, sondern drückte mir nur einen sanften Kuss auf meine Lippen, den ich genauso sanft erwiderte.

Blindness ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt