0 2 | Eiseskälte

7.5K 305 59
                                    


Z w e i
If teardrops could be bottled there'd be swimming pools filled by models."

Rosé

Die Fenster fliegen mit einem enorm kräftigem Windstoß auf und der Regen prasselt wild und unerbittlich in das Klassenzimmer.
Auf einmal werden alle Zettel herum gewirbelt und ein eiskalter Wind bläst um mich.
Es scheint, als hätte der Raum sich in Sekunden schnelle um zehn Grad abgekühlt.
Plötzlich ziehen sich sogar winzige Eiskristalle um das Fensterglas und verschnörkeln sich zu einem kunstvollen Muster.

Während bereits ein paar Schüler aufgesprungen sind und schnell gehandelt haben, die alten und schlechten Fenster verschlossen und sich an die Arbeit gemacht haben die Zettel, die wild verstreut im Zimmer liegen, vom Boden auf zu lesen, bleibt mein Blick auf der Gestalt vor mir Hängen.

Oder besser gesagt auf den Gestalten.
Soeben hat eine zweite Person den Raum betreten.
Ein Junge und er sieht genau so aus, wie die erste Person, die schon den Raum betreten hat.

Zwillinge, eindeutig.
Beide haben lange rabenschwarze Haare und sind exakt gleich groß.
Sie tragen die selbe Kleidung und haben die selbe blasse Haut.
Sie sind gut gebaut und lassen ihren Blick synchron über das Klassenzimmer schweifen.
Wie zwei schwarze Raben, die gerade ihr Territorium umfliegen und nach ihrer Beute suchen.

Oder As.

Aber, was mich wirklich in einen Bann zieht sind die Augen dieser Zwillinge.
Die, des Rechten sind extrem hellgrau, ja fast schon weiß und mit winzigen rotbraunen Sprenkeln durchzogen.
Die Augen des anderen jedoch in einem sehr merkwürdigen Braunton. Sie haben einen eigenartigen Schimmer, blitzen fast schon rot. Jedoch sind auch feine weiße Risse in ihnen zu erkennen.

Sie sehen aus wie blutrünstige Vampire.

Obwohl ich in der letzten Reihe sitze, entgeht mir kein Detail. Mir ist schon in meinen Jahren als Kleinkind aufgefallen, dass ich besser hören und sehen kann als viele Kinder.

So entgeht mir auch nicht, dass auf den Händen beider Jungen ein Tatoo ist.
Um genau zu sein ein feines T auf der Hand des Einen und ein winziges, verschnörkeltes H auf dem Handrücken des Anderen.

Außerdem sind die Fingerknöchel der beiden komisch aufgeschürft und bluten ein Wenig.

Haben sie sich geprügelt?

Zwischen ihren blutenden Fingerknöcheln kann ich außerdem Brandmarken erkennen.
Sie wurden da hinein gebrannt, ganz klar. Aber vor langer Zeit und jetzt sind nur mehr die Narben zu erkennen.

Vermutlich sind es sehr alte Schriftzeichen, vielleicht aus der Antike.
Zwischen jedem Knöchel sitzt ein seltsames Zeichen.
Das eine komischer als das Andere.

Ich war so damit beschäftigt ihr Hand zu untersuchen, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass sie ihren Blick auf mich fixiert haben.
Erst als ich meinen Kopf hebe, bemerke ich, dass sie mich mit einem eisernen Blick durchleuchten.

Als könnten sie in meine Seele sehen.
Mir läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken und auf einmal heben sich die Mundwinkel der beiden kalten Jungen exakt zur selben Zeit und ihre Lippen entblößen zwei reihen perfekter, weißer Zähne, als sie mir ein markerschütterndes, angsteinflößendes Lächeln zuwerfen.

Ihr Blick ist komplett auf mich fixiert, was mir eine Gänsehaut verpasst.
Ich könnte sogar schwören, dass für einen kurzen Moment sich ihre Pupillen verformt haben.

Plötzlich räuspert sich jemand und ich werde aus meiner Trance gerissen.

»Hätten die Herren vielleicht Lust zu erklären, wieso sie es für Nötig halten meinen Unterricht zu stören?«
Die Stimme meiner Lehrerin ist spitz.
Obwohl sie sichtlich genervt und angespannt ist hält es keiner der beiden für Nötig sie eines Blickes zu würden.

Stattdessen kleben ihre Augen auf mir.
Ich versuche ihrer Kälte auszuweichen und rutsche auf meinem Holzstuhl herum und wende meinen Blick auf meine beste Freundin.
Sie scheint genau so fasziniert von diesen zwei mysteriösen, jungen Männern zu sein.

Schlussendlich durchbricht Einer der Beiden die klirrende Stille.
»Ich bin Than und das ist mein Bruder Hypn. Wir sind neu in dieses Dorf gezogen und gehen ab sofort in diese Klasse. Noch Fragen?«

Es fliegen ein paar Hände in die Luft.
»Wieso seit ihr hier her gezogen?«
Ruft ein Junge aus der letzten Reihe heraus, worauf unsere Lehrerin ihn mit ihrem Blick erdolcht.
Than, mit den beinahe schwarzen Augen die sich noch immer in meine bohren, antwortet nur knapp.
»Familie.«

Da wird auch schon die nächste Frage gestellt.
»Sind das eure vollen Vornamen?«
Stellt ein Mädchen eine Frage.
Ich glaube sie heißt Isabel.
Die zwei Geschwister nicken.

Endlich wenden sie ihren Blick auf meine Lehrerin die sich auf einmal, kaum merklich, versteift.
Sie nickt darauf hin, fast so wie in Trance, doch ich scheine die Einzige zu sein, die das bemerkt.
Komisch..

»G-Gut, dann setzt euch doch.
Wir können später besprechen, was für Stoff ihr eventuelle nachholen müsst.«
Unbeirrt, als wäre nichts passiert, führt Miss Abington ihren Unterricht fort.

Etwas stimmt hier nicht. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Mit diesen Zwillingen ist irgendetwas faul.
Aber ich kann doch nicht die Einzige sein, die das bemerkt?
Doch, Katelyn scheint genau so verwundert über diese zwei Typen zu sein, wie ich.
Abgesehen von uns jedoch, scheint keiner ihnen Beachtung zu schenken oder sie misstrauisch zu mustern.

Niemand.

Mit großen, eleganten Schritten laufen sie geradewegs auf die letzte Reihe zu.
Auf mich.

Blitzschnell werfe ich meine und Katelyns Tasche auf die zwei Plätze neben mir.
Wie schon vermutet bleiben sie vor ihnen stehen und mustern mich mit einem grinsen im Gesicht.

»Sind die Plätze noch frei?«
Ich ignoriere die Kälte in seiner Stimme, die mir erneut einen Schauer über den Rücken jagt.

»Nein, die Mädchen sind gerade bei der Direktorin.«
Lüge ich.

»Ach, wirklich?«
Than hebt amüsiert eine Augenbraue während Hypn dämlich in sich hinein grinst.

»Was tun sie denn da?«
Keiner kümmert sich um unsere Konversation, nur Katelyn scheint die Situation zu interessieren.

»Woher sollten wir das denn wissen.
Die Stühle sind besetzt,
Entweder ihr sucht euch andere oder setzt euch auf den Boden, mir egal. Hauptsache, ihr tut es leise.«
Schaltet sich Kate ein.

»Hast du gehört Bruder, wir sind scheinbar nicht erwünscht.«
Than, mit den beinahe roten Augen, funkelt uns belustigt an.

»Sehr scharfsinnig.«
Kommentiere ich.

»Wenn du dann jetzt die Güte besitzen würdest und verschwinden könntest, Edward Cullen. Du kannst im Übrigen deine Bella gleich mitnehmen.«
Spricht Kate und deutet auf Hypn.

Auf einmal ziehen unsere zwei Sitznachbarinnen zaghaft ihren Stuhl zurück und stehen langsam auf.

»Ihr könnt hier sitzen. Wir suchen uns einfach einen anderen Platz.«
Bella und Edward Cullens Lippen ziert ein Grinsen, das ich am liebsten aus ihrem Gesicht polieren wollte.

Irgendetwas sagt mir diese Zwillinge verheißen Ärger.

Hot As HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt