Hot As Hell

1 4 | Ungewissheit

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V i e r z e h n
Keine Antwort ist auch eine Antwort, so wie Stille manchmal die schlimmste aller Geräusche dieser Galaxie sein kann.

Rosé

Langsam aber sicher beginnt sehe ich wieder alles klar. Vor mir, eine Besorge Kate. Das kalte Wasser rinnt meinen rauen Hals hinab, doch plötzlich, als ich den Blick über Kate schweifen lasse, stockt mir der Atem. Ich verschlucke mich und versuche verzweifelt gegen den Husten an zu kommen und nach Luft zu japsen. Unter Tränen sehe ich Kate, die mir auf den Rücken klopf. Ihre Lippen bewegen sich, doch ich bin taub.

Ich starre auf ihre Stirn.
Ein riesiges goldenes Unendlichkeitszeichen ziert diese.
~

Mein Herz setzt aus. Spielen mir meine Augen einen Streich? Ich blinzle. Nein. Noch immer, ein prominentes, schimmerndes Zeichen auf Kates Stirn.

»W-Was?«
Wie ist das möglich - Warum ist das möglich... einfach Wieso?
Meine Finger kribbeln vor Aufregung und langsam strecke ich diese aus um mit zitternder Hand sanft Kates Stirn entlang zu streichen. Vom einen Augenblick auf den anderen verblasst das Zeichen wieder.

Hyperventiliere ich? Mein Mund fühlt sich trocken an, als hätte ich seit Jahren nichts mehr getrunken.
»Rosé?« ertönt eine zaghafte Stimme neben meinem Ohr. Ist das Kate? Jemand schüttelt mich und mit einem Mal ertönt ein schriller ton, wie meine Ohren noch nie ein Geräusch erlebt haben und durchdringt meinen Verstand bis ich nur mehr hysterische Schreie wahrnehme... die ich selbst ausstosse.
Jemand heult mir hoffnungslos in meinen Kopf bis Schmerzen, von deren Ausmaß ich noch nicht einmal zu träumen wagte, sich in meine Schädeldecke wie messerscharfe Nadeln bohren und winden.
So schrill, so wehrlos, so traurig hört es sich an... als würde eine Verlorene Seele mir all seine Geheimnisse und Sorgen in den Schoß weinen.

Nein. Als würde ein Mensch, halb lebendig seine letzten Atemzüge in mein von grauenhaften Angstschweiß überzogenen Atem mit letzter Kraft in sein Gesicht hauchen. So zart und doch so markerschütternd wie ein Todesschrei.

Kalt.
Schmerz.
Es soll aufhören! Mach, dass es aufhört. Jemand... Irgendjemand!

»Stop! Stop!« Ich werfe mich hin und her wie ein Aal auf dem trockensten, kochenden Sandboden den diese Erde zu bieten hat.
Von der Verzweiflung, die meine Glieder zusammenschnürt und mir mit ihren hässlichen Händen die Luft zum Atmen aus meinen Venen fetzen will, getrieben reisse ich an meinen Ohren und schlage um mich, wie am Spieß schreiend.
Oder eher verrückt krächzend bis dieser Ton, dieses ununterdrückbare, angsteinflößende.. Schreien in meinem Kopf endlich ein Ende nehme.
»Hör auf, nein! Hilfe, es tut so weh!«
Ich kratze und kratze, obwohl mir gar nicht danach zu mute ist oder zu wissen was ich da überhaupt tue, bis meine Fingernägel, die mir nun so fremd erscheinen, als gehören sie mit Haut und Haaren nicht zu mir, nein, als hätten sie dies nie getan, mit purpur rotem Blut getränkt sind.

Und plötzlich wie mit einem Gewaltigen schlag, der die Realität in mich und mein Leid hinein prügelt wie ein Profi-Boxer
Stille.
Und ich habe sie noch nie so sehr zu schätzen gewusst.

»Rosé, Rosé, Rosé!«
Und endlich, Gott sei dank, spüre ich Kates energische Rüttler und Versuche mich wieder zu Verstand zu bringen.

»Fuck, Scheiße! Du glühst!«
Ihre kohlrabenschwarzen Haare wirbeln herum, als sie aufspringt und zum Telefon greift. Schlussendlich fühlt sich doch alles wieder so ekelhaft real an und, ja kaum zu glauben, als hätte sich die Tragödie von vor ein paar Sekunden nie vor meinen Augen abgespielt, lassen mich meine Beine beim Versuch mich zu erheben nicht im Stich. Ja, gar mühelos tragen mich besagte sogar zu Kate, die mir den Rücken zugekehrt hat.
»Ich rufe eine Ambulanz! Du hast sicher einen Fieberkrampf! Scheiße, Rosé bitte bleib wach, schlaf mir ja nicht ein, hörst d-- Ahhh!«

Ich wirble sie herum und sage mit bestimmter Stimme: »Nein, es geht mir wieder gut - ich.. weiß auch nicht was das war, aber keine Ambulanz, bitte. Wir schaffen das schon.«
Ich sehe ihr so tief in die Augen, dass ich mir schon fast sicher bin ich könnte all ihre Emotionen wie mein lieblings Buch lesen.
Angst, Furcht, Ungewissheit.
»Nein, ich hole einen Arzt.« sagt Kate, als sie meine Hände, die nun ihre Wangen fest umschlossen halten, umgreift. Da kann ich eine neue Reaktion in ihren Fenstern zur Seele erhaschen - Verwirrung, ein Durcheinander ihres Denkvermögens.
»O-Okay, du hast v-vielleicht keine Temperatur mehr.« - stottert sie, konfus, als sie meine Stirn erneut betastet - »Aber das heißt noch lang nicht, dass wir deine.. Panikattacke, oder was auch immer das war, einfach so, wie heißes Eisen, fallen lassen sollten. «
Ich seufze laut und beginne erneut, während ich mich über den Wasserhahn beuge, mit ihr zu reden.
»Hör zu, wenn es mir jetzt wieder gut geht, und das tut es wirklich glaub mir, kann ein Arzt auch nichts feststellen. Ich hatte sowas wie einen Tinnitus, nur etwas schmerzhafter, das war's.«

Lüge.
Aber ich konnte ihr doch wohl kaum sagen, dass es sich so angehört hat als würden Menschen in meinem Kopf ihr Todes leid schreien?
»Wenn du mir verspirchst, dass du demnächst zu Doktor Jonas gehst oder zumindest dich von der Schulkrankenschwester ansehen lässt.«
Ich schlucke das köstliche Wasser meinen Hals hinunter und nicke. »Hatte ich nun sowieso vor.. vielleicht stimmt etwas mit meinem Gleichgewichtssinn nicht.«
Das Licht flackert und die Motten, die es wie hungrige Löwen umkreisen schwirren plötzlich in die dunkle, ungewisse Nacht hinaus, sobald ich sie ansehe.. o-o-okay?

Als nun alles wieder beim Alten scheint kann ich nicht anders, als zu bemerken, dass es sich anfühlt als wäre nun ein dickes Stahlschloss auf meinem Herzen ruhend. Ich atme tief ein und aus, doch diese Leere, gleich der Titanic, in mir versunken, will einfach nicht weichen.

Kate lächelt mich beruhigend an.
»Komm, lass uns schnell nach Hause gehen. Es ist spät.«
Und ich hatte jetzt wirklich einiges zu verarbeiten.