1 5 | Gehst du mit mir an den See, Rosé?

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F ü n f z e h n



Rosé

In meinem spärlich belichteten Zimmer saß ich also nun, den leeren Blick starr auf die Wand gerichtet, etwas wartend, das ich wusste würde nicht kommen.
Wusste ich überhaupt auf was ich wartete?

Eine Antwort? Noch mehr Verwirrung? Dass ich aus diesem seltsamen Traum erwachte?
Seltsam traf auf meine jetztige Situation perfekt zu. Selten und einsam - seltsam.

Wollte ich, dass mir eine gewisse Person, dessen Namensfätter eine antike Gottheit war, Gesellschaft leistete? Da war dieses merkwürdige Herzklopfen mit diesem ekelhaften ziehen in meinen Gliedern, das mich nicht losließ. Als würde mich mein feuchtes Skelett versuchen irgendwo hibzutreiben. Aber nicht nur das. Ich fühlte mich so beobachtet.

Das kahle Mondlicht schien fahl auf meine Wangen und streichelte sie wie vor einigen Stunden die Hand eines... Fremden? Ja, Hades war mir doch komplett, welt fremd, wieso fühlte es sich trotzdem so schmerzhaft an ihn als solches zu bezeichnen. Es glich dem Herzschmerz eines Verates an einem Liebhaber.

Mit einem lauten seufzer ließ ich mich zurück auf mein Bett fallen, die Schwermut drücke mich zurück. Was war nur los mit mir? Ich musste meine Gedanken ordnen, fasste ich den Entschluss.

Als erstes verhielten sich die neuen Schüler sehr merkwürdig. Ich hatte noch immer eines ihrer Mobiltelefone, das mir Kate nach der Feier in die Hand gedrückt hat. Vielleicht war irgendein Beweis darauf, dass sie sich gemeinsam auf Jason gestürzt hatten. Eine Nachricht oder vielleicht Bilder? Nein letzeres schien eher unwahrscheinlich, aber alles war möglich bis ich die Wahrheit kannte.

Mein ganzer Verdacht beruhte, neben den aufgeschürften Knöchel dieser Zwillinge, auf der Tatsache, dass niemand sonst sich verdächtig in mein Sichtfeld begeben hatte.
War das ein faires Urteil gewesen, nun im Nachhinein, fühlen sich meine Aktionen mehr wie unüberlegte, aus dem Affekt überstürzte Gemeinheiten an. Alles, was ich gehabt hatte, waren Indizien, Kampfspuren nicht mehr, nicht weniger.

Dass sie sich so seltsam, fast außerirdisch verhilten konnte ich zwar nicht einfach so über den Haufen werfen und in meinem Hyppocampus verstauen, aber das machte meine Frechheit gegenüber den komischen Zwilligen noch lange nicht justifiziert.

Neben der Natur und meiner unmittelbaren Umgebung, die sich ebenfalls einfach nicht.. richtig anfühlte, benahm sich Kate ebenso komisch. Kühl, abwesend, weder wie sie selbst noch als wäre sie noch länger menschlich. Zudem hatte sie sich viel zu schnell überreden lassen, dass es mir scheinbar "gut" ging. Es war einfach so untypisch.
Aber rein logisch gesehen macht es doch gar keinen Sinn, dass alle Menschen, die zu mir in Kontakt stehen sich auffällig und komisch verhalten. Dazu noch Lebewesen, die noch nicht mal menschlich waren und meine unvergessliche.. Panikattacke? Ich wusste noch nicht mal wie ich es nennen sollte.

Da dämmerte es mir. Was ist wenn es nicht alle anderen um mich herum sind... sondern ich? Schizophränie bildete sich meistens in der Phase, in der man sich zu einem jungen Erwachsenen entwickel aus. Aber war ich wirklich krank? Es könnte auch eine andere psychische Krankheit sein. Anxiety Disorder, kurz AD, hatte zahlreiche komische sympthome. Sollte ich wirklich mich mit meinen Problemen an das Internet wenden, war das eine gute Idee? Am Ende kommt heraus ich habe Typ 4 Krebs, sollte schon längst tot sein und eine Geschlechtskrankheit.

Aber einen guten Psychologen gab es hier sowieso nicht. Jeder der hier psycho-medizinische Hilfe brauchte zog meistens einfach weg. Die feinen Leute durften in so einem Dorf, wo jeder jeden kennt und lästert bis die Dielen krachten, nicht ihr Gesicht verlieren.
Rückblickend gab es einige Fälle von Menschen die nicht mehr alle Latten am Zaun hatte.

Die meisten wurden von heute auf Morgen gestört als hätten sie den Tod höchstpersönlich gesehen. Da gab es sogar einen kleinen besonderen Jungen, den ich mehr oder weniger kannte, er hieß Charon. Ein Waisenkind, das ich vor umserem Supermarkt traf und zuvor noch nie gesehen hatte. Schnee weiße Haut, die  aussah wie aus Porzelan gemacht, die immer kränklicher wurde je länger ich Charon kannte. Es war als konnte ich sein Leben aus ihm entweichen sehen, zusammen mit seiner Menschlichkeit. Obwohl sein Fall anders war als die Leute, die hier mentale probleme bekommen, da die meisten einfach wegziehen, war er mir davor nie aufgefallen, so wie jemand, der sich um ihn kümmerte.

Er war ein komisches Kind, aber liebenswürdig, obwohl sie ihm keiner gab. Mir kam es damals vor als existierte er gar nicht, so wie ihn andere ignorierten. Er war anders, hatte immer gefragt "gehst du mit mir an den See, Rosé?" und am Ende hatte er sich erhängt. Niemand hatte ihn gekannt, als ich panisch nach ihm gesucht und gefragt hatte, niemand hatte es intressiert als ich seine tagealte Leiche im Wald von einem düsteren Baum hängen sah.

Es war fast als blickte der Wald mitfühlend-traurig auf den kleinen misverstandenen Jungen hinab. So wie ich, nur mit einem Meer von Tränen in den Augen.
Es schüttelte mich bei dem Gedanken an ihn, an all unseren Spaziergänge in der Dämmerung und vorallem an seine leeren Augen wie sie auf mich herab sahen mit einem Gebrochenen Nacken Maden und Würmer wie sie sich aus allen erdenklichen Öffnungen heraus winde-

stopp.

Genug bevor ich wieder Alpträume von ihm und seinen dunkelen leblosen Augen bekomme.
Um eine informierte Entscheidung meines Problems um die versteckte Identität des Peinigers von Jason treffen zu können, beschloss ich mich dem Handy von Thanatos zu widmen. Vielleicht, obwohl ich es für unwahrscheinlich hielt, würde ich ja etwas finden. Etwas - irgendwas.

Hot As HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt