1 9 | Von Barmherzigkeit und Ohrfeigen

4.2K 198 66
                                    


N e u n z e h n





Rosé

Mit einem teuflischen Grinsen, das "Hades" schrie, sah er mich an.

"Stalkst du mich eigentlich oder so?" erwiederte ich, woraufhin sich sein diabolisches Lächeln nur weitete.

Er trat näher an mich heran, als ich mich schlussendlich umdrehte, hatte ich unterschätzt wie nahe er mir tatsächlich gekommen war. Treffend ironisch.

"Suchst du das?" Ein Buch mit dunklem Umschlag drehte sich provokant zwischen seinen Fingern. Aus dem nichts umgriff er mit seinen riesigen Pranken, die mich verschlang wie eine unbändige Welle das Ufer, meine Hand und händigte mir mit seiner Linken das schwere Papier. Sein kalter Griff erschrack mich und auch als er nicht locker ließ wich dieses beklemmende Gefühl in meinem Herz nicht. Er umklammerte mein Handgelenk und wieder sprangen mir diese seltsamen Tattoos ins Auge. Obwohl ich einen Pakt mit dem Teufel eingehen hätte können, dass sie dieses mal irgendwie nicht ganz so aussahen wie meine Erinnerung mir weiß machen will.
Nur die Buchstaben "R o s é" waren noch immer so wie mein Gedächnis sie mir vorlegte.
Sein Daumen strich über meine Pulsschlagader an meinem weißen Handgelenk.

Gott, wenn es dich gibt, hoffentlich spürte er nicht wie mein Herz wie ein Maschinengewehrt rattert.

Das Adrenalin schoss mir durch den Körper. Ich blickte auf, wie von einer mir unerdenklichen Kraft an der Kehle gepackt und sah ein Lächeln, das den Raum erdunklen ließ. Hades blickte so verträumt auf die Stelle, an der sich unsere Hände einen Flecken Erde teilten, dass man meinen könnte durch seinen Kopf gehen jetzt wohl alle Geheimnisse, Träume und Erkenntnisse dieser Welt und der nächsten. Und wie ich mich vor Neid daran verzehren würde, wäre meine Vermutung Wirklichkeit.

"Hades?" Murmelte ich mit leiser Stimme. Ich wurde fast von den Büchern, die mich umgaben verschluckt. "Hades?" Ich fühlte mich abgekapselt von der Realität, nicht einmal mehr meine Worte fühlten sich so an als kämen sie aus meinem Mund. Zum Ersten Mal fiehl mir auf, dass dieser Mann vor mir so viel größer war als ich. Natürlich mir war bewusst gewesen, dass er alle überragte, aber in diesem Moment lag etwas so angsteinflößendes in der Tatsache, dass ich voll und ganz auf seine guten Absichten angewiesen war. Und an diesen zweifelte ich mit jeder Sekunde mehr, die er mein Handgelenk umklammerte, als müsste er sich vergewissern, dass, selbst wenn er mir Freiheit gibt, sie trotzdem ihm gehört.
Dass meine Zeit nur seine Gnade war. Dass er mich jeder Zeit packen könnte und sich nur Minute für Minute dagegen entscheidet.

Es war ein ekelhafter Schauer, der mich zurück in die Realität brachte. Mir gefiehl es nicht, dass er mir das Gefühl gab, als wäre mein Recht, ich selber und alle zerzausten Haare auf meinem Kopf ein unausgesprochen großzügiges Zeichen seiner Barmherzigkeit. Es lag da, in seinem gelassenen Lächeln, das dich über alle Berge rennen ließ und in dem verrückten Glitzern seiner Augen. In ihnen gehörte ich ihm ganz alleine.

Doch da hatte ich noch ein Wörtchen mitzureden.
"Wenn du mich jetzt nicht sofort los lässt, kann ich nicht dafür garantieren, dass meine Hand nicht ausrutscht." Zwischte ich ihm mit sicherem Blick zu. Jetzt war ich es, die ihn von meiner lächerlichen Position, knapp einen halben Meter entpor starrte. Meine Worte schienen ihn allerdings eher zu amüsieren.

"Meine kleine Rosé, du hast ja doch Feuer." Ja und gerade hatte er versucht es mit Benzin zu löschen. Ich wurde rasend vor Wut, obwohl ich ihm die Genugtuung nicht lassen wollte. Ich wollte an meinem Handgelenk zerren und zwischen und uns den nötigen Abstand bringen, der meinem Herz eine Auszeit gönnen würde. Aber mein Stolz verbot es mir und ein Flüstern der Vernunft tief in meinem Hinterkopf spottete hönisch, dass ich sowieso nur wie ein hilfloses kleines Kind aussehen würde.
"Hat es dir die Sprache verschlagen, mein Engel? So bin ich dich ja gar nicht mehr gewohnt. Na dann muss ich Wohl oder Übel die Stille selbst füllen. Willst du ein Geheimnis wissen?"

Was war sein Problem? Wie kann er es eigentlich wagen mich gegen meinen Willen fest zu halten und überhaupt, was bildet er sich- mein Gedankengang wurde aprupt unterbrochen als mir die Nachricht zu Kopf stieg, dass Hades mich gerade eben mit seinem Oberkörper gegen das schwere Bücherregal gedrückt hatte. Und zu allem Überfluss besaß er auch noch die Frechheit mein Handgelenk zu packen und unsanft über meinen Schopf zu pressen.

Bei mir brannten alle Sicherungen durch. Egal wie lächerlich ich aussah, ich wehrte und windete mich mit aller Kraft in seinem Griff. Gerade als ich mit meiner Hand, die sich noch immer in Freiheit wiegte, ausholen wollte um Hades eine Ohrfeige zu verpassen, die ihn ins nächste Jahrhundert katapultiert hätte, ergriff er auch diese.

Zu meiner Verwunderung schenkte er auf einmal dieses geheimnisvolle Lächeln, das dir freudig zuschreit: "Ich weiß wie schnell dein Herz klopft. Wie Musik in meinen Ohren."

Obwohl er meine Hand so fest hielt, dass ich nicht einmal daran dachte zu versuchen sie ihm zu entreisen, hatte er sie so bedacht umschlossen, dass ich nur den Druck und den Scham verspürte, dass ich am Ende meines kläglichen Selbstverteidigungsversuches angekommen war.

Seine Augen durchdrangen mich und sein heißer Atem prallte auf mich herab wie die Wut, die meinem panisch verzweifelten Scham folgte.
Langsam, als wolle er mich nicht erschrecken, hob er meine Hand an ihr ursprüngliches Ziel: seine Wange, die er mir entgegen Strecke als wolle er sagen er sei genau so verzweifelt wie ich. Sie war überraschend warm und weich unter meinen Finger spitzen. Als müsste er mit seinem letzten Pinsel strich sein Meisterwerk vollenden, kahm er meinem Gesicht immer näher bis er seine Wange an meine geschmiegt hatte. Zum Ersten Mal hörte ich ihn traurig aufseufzen, als würde eine Last, die er Tag ein Tag aus auf seinen Schultern trug, von ihm fallen. Ich spürte seine Lippen an meinem Ohr wie einen Kuss, als er mir zuflüsterte: "Meine Rosé, sogar dein Schlag verlangt deiner Berührung und die könnte ich dir nie verweigern."

Hot As HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt