Chapter 10

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Nach einer kurzen Weile waren wir angekommen. So schwer war der Weg garnicht, ich hätte ihn auch selbst finden können.

Genervt stieg ich die Treppe hoch, meiner Mom hinterher. Noch immer machte ich mir darüber Gedanken, wie ich hier leben sollte.

Plötzlich fiel mir ein dass meine Koffer noch im Kofferraum waren.

"Mom, meine Koff-"

Doch sie unterbrach mich.

"Ich hab sie in dein neues Zimmer getragen" erwiederte sie kalt.

"Danke" murmelte ich und stieg weiter die Treppen hoch.

In welchem Stockwerk wohnete sie überhaupt? Sollte ich nun jeden Tag diese tausend Treppen hoch steigen?!

Gerade als ich eine Pause machen wollte blieb sie stehen und grub in ihrer Tasche nach ihren Schlüsseln.

Ich murmelte ein "Endlich" und dachte noch daran das sie meine ganzen Koffer hier hoch schleppen musste. Doch sie war sicherlich an diese Treppen gewöhnt, denn auch jetzt sah sie kein bisschen außer Puste aus.

Sie öffnete die Wohnungstür und trat hinein. Ich ihr hinterher im Schlepptau.

Ich schaute mich um und drehte mich im Kreis.

Hier drinnen war es genauso herabgekommen wie außen, doch so schlimm sah es garnicht aus. Ganz gemütlich eigentlich. Und sehr altmodisch. Trotzdem gewöhnungsbedürftig, für mich.

"Möchtest du dein Zimmer sehen?"

Fragte meine Mutter mich, die meine Reaktion kaum abwarten konnte.

Ich nickte und folgte ihr zu der Tür, ganz hinten im Flur.

In schnellen Schritten lief ich auf sie zu und riss die Tür auf.

Ich lies meinen Blick durch dass Zimmer gleiten und mir klappte die Kinnlade auf.

"Gefällt es dir? Ich weis es ist nicht perfeckt da ich nicht so viel Zeit hatte"

Ich versuchte mich unter Kontrolle zu halten und sprach mit zitternder Stimme.

"J-ja, es ist toll"

Sie freute sich.

Noch einmal blickte ich mich in dem Raum um.

Hier stand eine altes Bett, ein Schrank, der wohl schon lange dort zu stehen schien, da er total staubig war und eine Kommode mit einem Spiegel.

"Die Kommode hat mir meine Nachbarin geschenkt, da ihre Tochter ausgezogen ist und sie, sie nichtmehr braucht"

Ich versuchte ein Lächeln zu stande zu bringen und murmelte ein "Aha, wie toll".

"Super! Dann lass ich dich mal alleine in deinem Zimmer, der Tag war sicherlich anstrengend für dich. Dort drüben stehen übrigens deine Koffer!"

Sie schloss die Tür und lies mich alleine.

Wieder schossen mir die Tränen hoch. Was hatte dieser Gott nur für Probleme mit mir?

Wo war ich hier gelandet? Wie konnte sich mein Leben so sehr zum schlechten wenden?

Ich lief zu meinem Fenster, das recht groß war.

Schnell öffnete ich es und blickte neugierig hinaus. Was ich sah, war nichts besonderes. Wieder diese ganzen Hochhäuser deren Farbe schon abgeblättert war.

Meine Augen wurden groß als ich die Gruppe von Jungs hinter einem Busch entdeckte. Es waren die selben wie vorhin. Automatisch suchte ich nach dem Jungen mit den Locken und entdeckte ihn auch sofort. Verträumt blickte ich zu ihnen. Wie konnten sie nur alle so gut aussehen? Warum konnte ich nicht gut aussehen? Bei so welchen hätte ich niemals eine Chance.

Traurig schloß ich das Fenster wieder, bevor die Jungs mich noch sahen.

Lustlos lief ich zu meinem Koffer in dem sich die Kleidung befand und öffnete ihn. Eine Ladung Klamotten sprang mir ins Gesicht. Mein Blick fixierte sich auf das "Daddy's girl" T-Shirt was mir mein Dad zu meinem Geburtstag Geschenkt hatte.

Ich biss mir auf die Lippe. Wieso war er nicht mehr da? Wieso gab es keine Chance das er zurück kommen könnte? Wieso? Wieso das alles? Wieso lebte ich noch? Wieso war ich noch hier gefangen?

Wut stieg in mir hoch. Ich schnappte mir einen Kissen und lies einen Wut Schrei raus. Die Tränen kamen mir wieder hoch.

Wütend boxte ich mit der Faust in die Kahle Wand und lies mich Fallen, versuchte mich zu beruhigen, versuchte den Schmerz auf meiner Faust zu ignorieren.

Langsam Schloß ich meine Augen und mein Atem verregelmäßigte sich. Ich war eingeschlafen.

Stay strong || H. S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt