12.

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"Mum was war das gerade?"

Fragend und auch ein wenig vorwurfsvoll sah ich sie an.

"Was war was Schatz?"

Sie versuchte ihre Stimme ahnungslos klingen zu lassen. Zugegeben sie war eine wirklich begnadete Schauspielerin, doch ihre Augen verrieten sie.

"Du weißt wovon ich rede. Die Situation mit Derek eben gerade."

Sie seufzte resigniert.

"Es ist wie ich sagte: Wir kennen uns von früher und weil ich ihn von früher kenne, weiß ich das er kein guter Umgang für dich ist."

Mich packte eine beklemmende Wut. Ich liebte meine Mutter, auch wenn wir uns nur selten sahen, doch es viel mir schwer damit umzugehen wenn sie wieder versuchte mich zu bevormunden. Wenn sie schlecht von der Person redete die an ihrer Stelle immer für mich da war. Ich biss mir auf die Zunge und schlugte jegliche bissigen Erwiederungen herunter. Sie hatte ihre Meinung und so sehr ich Derek auch verteidigen wollte musste ich einsehen, dass es keinen Sinn hätte. Nicht jetzt.
Noch einmal atmete ich tief ein. Als ich ein letztes Mal schluckte ehe ich das Thema wechselte, fühlte sich mein Speichel an wie dickflüssiger Zement.

"Warum bist du heute hier Mum?"

Sie marschierte zum Kühlschrank, holte sich eine Colaflasche heraus und goss sich etwas davon in ein Glas. Ehe sie trank emblöste ihr breites Lächeln ihre strahlenden, dank bleaching perlweißen Zähne.

"Na heute ist Elternabend."

Ich lachte trocken.

"Seit der 7. Klasse warst du auf keinem Elternabend mehr."

Sie stellte das inzwischen leere Glas in die Spüle.

"Dann wird es mal wieder Zeit! Offenbar ist es auch nötig. Da meine Tochter lieber mit älteren Männern Zuhause 'abhängt' anstatt sich zur Schule zu bequemen."

Mir stand der Mund offen. Okay ganz unrecht hatte sie von ihrem Standpunkt aus nicht. Sie kannte die ganzen Hintergründe nicht. Ich entschloss die Wahrheit ein wenig... umzumünzen. Eine kleine Notlüge war wohl angebracht.

"Da du Derek ja offenbar kennst weißt du ganz genau wie alt er ist und das ihn als 'alten Mann' zu bezeichnen nicht ganz richtig ist. Du tust so als würde ich hier mit einem Kerl in den vierziegern rummachen. Was nicht der Fall ist! Und ich bin heute nicht in der Schule, da es mir am Morgen nicht gut ging. Erica hat mich krankgemeldet. Derek kam dann morgens vorbei um mir Suppe zu bringen und hat gleich ein paar Filme mitgebracht. Beim Letzten sind wir dann wohl eingeschlafen und dann warst du schon da. Das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger."

Okay das mit Derek und der Suppe war gelogen, aber ich fand ,dass es beruhigender für sie wäre, als wenn sie wüsste, dass er die ganze Nacht hier war. Alles andere entsprach größtenteils der Wahrheit.

"Derek Hale hat dir Suppe und Filme vorbei gebracht?"

Ihre Stimme war eingefärbt von einer Tonnenladung Unglauben. Da war ich wohl etwas über dem Bereich des glaubhaften hinausgeschossen. Doch jetzt konnte ich nicht mehr zurück.

"Ja."

Mehr brachte ich nicht raus. Ich war keine schlechte Schauspielerin, aber ich log äußerst ungern. Danach würde ich wieder Schuldgefühle bekommen. Selbst solche Belanglosigkeiten kratzten am Zustand meiner Seele, doch hier ging es um etwas größeres als mich. Eine Weile sah Mum mich noch prüfend an ehe sie sich offenbar zufrieden gab.

"Hast du trotz der Suppe noch Hunger? Ich wollte uns was kochen. Was hälst du von Sushi?"

Ich zog eine Augenbraue hoch.

The rest is still unwritenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt