"Dein kleiner Freund ist wirklich süß. Attraktiv, gutaussehend und vorallem groß. Ich bin stolz auf dich, Süße! Äußerlich eine absolute eins mit Sternchen und zudem vermutlich sogar 100% menschlich.", sie lachte gekünstelt.
Mir gefiel die Richtung in die das ging überhaupt nicht. Ein Unwohlsein überkam mich.
"Ähm danke..., aber 100% menschlich? Ist das nicht eine Voraussetzung die jeder Junge an meiner Schule erfüllen sollte? Immerhin macht das einen Menschen aus. Er wird wohl kaum halb Koalabär sein."
Ich versuchte ebenso gekünselt zu lachen wie sie, doch klang es viel zu nervös.
"Sie könnten noch viel schlimmeres sein, als halbe Koalerbären."
"U-Und was?"
"Werwölfe zum Beispiel."
Ohne zu zögern, ohne Angst in der Stimme sprach sie das W-Wort aus. Ich versuchte ihre Worte abzutun.
"Werwölfe? Guter Witz!"
Ich beobachtete die vorbeiziehenden Häuser und Straßenlaternen, um mein Gesicht zumindest teilweise zu verbergen.
"W-Was ist eigentlich mit Lydia passiert? Du sagtest nur sie hätte einen Unfall gehabt und läge jetzt im Koma. Wie konnte das passieren? Ist sie gestürzt?"
"Nein. Ein Werwolf hat sie angegriffen. Der Alpha um genau zu sein."
Mit möglichst versteinerter Mimik sah ich meine Tante durch den Rückspiel an.
"Kate, hör jetzt auf mit deinen Gruselgeschichten. Wenn Lydia wirklich verletzt ist und sogar ins Krankenhaus gebracht wurde ist das kein Spaß! Nicht für mich."
Zum ersten Mal war meine Stimme fest. Es war keine Lüge gewesen. Ich wusste zwar, dass der Mythos über Werwölfe kein Mythos war, dass sie existierten, doch alles andere Stimme. Ich wollte, dass sie mit diesem Thema aufhörte und ich machte mir wirklich Sorgen um Lydia. Wenn Peter sie während seiner Attacke gebissen hat, dann bekam sie sobald die Bisswunde auf magische Weise verheilt war große Probleme mit meinen Verwandten mütterlicher Seits. Ich würde unter allen Umständen verhindern, dass Kate sie mit einem Kissen ersticken, oder ihr mit ihrem Silber, Eisenhut und sonstigen zunahe kommen würde. Mit einem herausfordernden Blitzen in den Augen, starrte sie mich durch den Rückspiegel an.
"Das ist kein Spaß. Wir werden diese Monster zur Rechenschaft ziehen. Das macht unsere Familie schon seit vielen Generationen."
"Ich werde mit dir keine deiner Fantasmen jagen! Ich weiß nicht was mit dir nicht stimmt, aber ich werde sofort aussteigen, wenn du nicht mit diesem Blödsinn aufhörst!"
Ich verbannte all mein Wissen über die Wahrheit in die hinterste Ecke meines Bewusstseins, um meine Worte selbst glauben zu können. Es funktionierte besser als erwartet. Ich stotterte nicht. Ich klang überraschend überzeugend.
"Es ist wahr... Sie existieren. Ich habe sie gesehen."
Allisons Stimme war brüchig, heiser. Ihre Worte kaum mehr als ein Wispern.
Oh nein... Was hatte Scott angestellt? Wenn er es ihr gesagt, ihr gezeigt hatte hätten wir ein riesiges Problem. Obwohl ich gedacht hätte sie würde es besser aufnehmen. Sie liebte Scott. Machte es wirklich einen Unterschied was er war? War es nicht viel wichtiger wer er war? Er war ein Werwolf geworden, bevor sie sich kennengelernt hatten. Er war immer er selbst gewesen. Sie liebte ihn. Er liebte sie. Es könnte so einfach sein. Machte es einen Unterschied, dass er kein Mensch war? Er hatte menschliche Gefühle, sah aus wie ein Mensch, zumindest meistens. Ob nun manchmal seine Augen glühten, oder nicht. Solange er seine Gefühle im Griff hatte sah ich kein Problem.
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