20.

142 5 25
                                    


'Genieß den Ball. Sei ein normaler Teenager.
D.'

D. Derek. Ich wusste einfach, dass es Derek gewesen war, der mir dieses Kleid geschickt hatte. Wie war das möglich? Er musste das Kleid Wochen zuvor gekauft haben. Wie lange war er jetzt bereits verschwunden? Ich war zuletzt so wütend auf ihn gewesen. Ich hatte mich nicht mehr mit ihm aussprechen können. Die ganze Zeit wusste er, dass sein Geschenk an diesem Tag ankommen würde. Wollte er damit zur Versöhnung beitragen? Wann hatte er es verschickt? Er hätte wissen müssen, dass ich keine Geschenke brauchte um ihm zu verzeihen. Wir hätten bloß miteinander sprechen müssen. Gemeinsam hätten wir schon eine Lösung gefunden, zumal ich bereits eine Ahnung hatte was seine Beweggründe waren Peter zu helfen. Ich verstand ihn.
Der Groll war abgeklungen. Jetzt vermisste ich ihn nur noch. Ich vermisste so viele Sachen, so viele Menschen. Ich hatte Stiles, Scott, Lydia, Allison, ja sogar Chris lieb gewonnen, doch manchmal erwischte ich mich dabei den Wunsch zu hegen nichts von alle dem wäre passiert. Ich wünschte Laura Hale wäre nie nach Beacon Hills gekommen. Mit ihr hatte alles begonnen. Wäre Laura nicht zurückgekommen, wäre sie nicht ermordet worden. Derek hätte seine Schwester nicht erneut verloren. Peter wäre nie zum Alpha geworden. Er hätte viele weitere Jahre gebraucht, um zu heilen und um Menschen wehtun tun zu können. Er hätte Scott niemals verwandeln können. Scott hätte ein normales Leben haben können, könnte ungestört, ohne Risiko mit Allison zusammensein. Ich wäre nie in diese vertrackte Welt hineingeraten. Wäre Peter nicht durch Lauras Alphakraft im Heilungsprozess voran gebracht worden, wäre meine Mutter noch am Leben. Meine Mum wäre noch lebendig, ich wäre wieder unsichtbar und würde einfach meinen Abschluss machen und diese Kleinstadt verlassen.
Ich hätte meinen ersten Kuss nicht auf so banale Weise vergeben, könnte mich auf die Schule konzentrieren, würde denken Derek wäre ein Mensch, ich würde nichtmal wissen, dass es etwas anderes als Menschen und gewöhnliche Tiere gab, würde Gestaltenwandler für Fabelwesen halten, ich hätte nicht das Gefühl mich von meiner besten Freundin zu entfremden, da ich kaum Zeit mit ihr verbrachte und ihr nicht alles sagen konnte was in meinem Leben passierte, ich würde nicht ständig meinen Freiwilligendienst im Krankenhaus sausen lassen, würde nicht ständig Deaton hängen lassen,...

Meine Gedanken liefen ohne Punkt und Komma. Es ratterte in meinem Kopf.

Was war mit dem was ich gewonnen hatte?
Die Freundschaften die ich geschlossen hatte? Diese kurzen, perfekten Momente mit Isaac? Die Wahrheit die mir anvertraut wurde? Das Abenteuer das jetzt mein Leben geworden war?
Das konnte doch nicht alles aufwiegen, oder?

Ich liebe meine Mutter. Sie war alles was ich gehabt hatte. Ihr Verlust fraß sich in mein Herz. Alles erinnerte mich an meinen Verlust. Die Menschen von denen ich es erwartet hatte waren nicht für mich da. Mir wurde klar, dass Derek nicht einmal wussten, dass sie verstorben war.
Ich hatte es ihm einfach nicht erzählt. War denn keine Gelegenheit da gewesen? Und Erica? Sie hatte mich umarmt, war den Tag bei mir gewesen an dem ich es ihr erzählt hatte, doch hatte ich durch sie wirklich das Gefühl gehabt, dass es besser wurde?
Wenn ich ehrlich war, war dies nicht der Fall gewesen. Die einzigen durch die der Schmerz ein klein wenig erträglicher geworden war waren Stiles, ein Junge den ich bis vor kurzem kaum gekannt hatte und Isaac Lahey, einen Jungen den ich gar nicht kannte und von dem ich nicht mehr wusste, als seinen Namen und seinen Job.
...
Obwohl nein, nein das war nicht ganz richtig. Auch er hatte seine Mutter früh verloren, er wollte seinem Vater gefallen, er gab gute, tröstendende Ratschläge.

In Gedanken versunken saß ich auf dem Sofa und strich über das Kleid. Der Stoff war so weich. Es war wunderschön und wieder überraschte es mich wie gut Derek mich kannte.
Verstohlen glitt mein Blick zum Esszimmertisch. Dort lag immernoch mein Rucksack, welcher meine Schulsachen beinhaltete. In ihm die Eintrittskarte, die ich von Stiles hatte. Scott war eingeleuchtet, dass er nicht durch den Haupteingang gehen konnte, weswegen er Stiles seine Eintrittskarte gegeben hatte. Er und Lydia hatten somit ihre Karten. Ich hatte auch eine. Ich könnte immernoch hingehen. Ich sah zur Uhr. Der Ball würde in 10 Minuten beginnen und über mehrere Stunden gehen. Ich könnte immernoch hin. Sollte ich?
Derek hatte mir dieses fantastische Kleid geschickt. Würde er auch unter den jetzigen Umständen wollen, dass ich hinging?
8 Minuten bis der Winterball offiziell beginnen würde.

The rest is still unwritenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt