Kapitel 19: Gedanken-Harlem Shake

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Kennt ihr dieses Gefühl wenn ihr euch von euren Beinen führen lässt ohne darauf zu achten weshalb ihr es überhaupt zulässt? Das war genau das was gerade mit mir geschah. Mein Kopf sagte mir ich solle nach Hause gehen, aber meine Beine gehorchten nicht und folgten stattdessen Ryan.

Er sprach den ganzen Weg lang nicht mit mir, stattdessen warf er mir des öfteren Blicke zu, die ich nicht deuten konnte.

Ich selbst war immer noch zu sehr in Gedanken bei dem was soeben passiert war. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass das Glück mich in letzter Zeit so oft in Stich ließ. Was hatte ich bitteschön getan damit mir so etwas passierte? Ich war immer artig genug gewesen, war als kleines Kind nie wegen schlechtem Benehmen aufgefallen und hatte sonst auch nichts schlimmes angestellt. Das ich mit meiner Mom nicht klar kam, lag nicht nur an mir, sie war diejenige die nicht mit mir klar kam. Also woran konnte das sonst liegen?

Den ganzen Weg über dachte ich nach und bekam wenig mit. Ich wusste dass Ryan neben mir herlief und eigentlich hätte ich mich eher auf ihn konzentriert wenn meine Gedanken nicht immer noch so durcheinander wären. Ich war immer noch nicht darauf gekommen wieso er wollte, dass ich mit ihm in die WG kam. Es gab keinen Grund dafür und am liebsten hätte ich ihn gefragt, aber ich traute mich nicht den Mund aufzumachen.

Wir kamen schneller als gedacht in der WG an. Ich trat hinter Ryan ein und setzte mich kurz darauf auf das Sofa. Ich wusste weder was ich sagen, geschweige denn tun sollte. Weshalb hatte er mich hierher gebracht?

"Warum bin ich hier?", fragte ich schließlich, weil ich es nicht mehr aushielt.

Ryan lehnte an der Wohnzimmerwand und blickte gedankenverloren auf seine Schuhe. Als er mich reden hörte, blickte er jedoch auf. "Luke hat mir erzählt, dass du Stress zu Hause hast und er hat mich gefragt ob wir dich vielleicht  für eine Nacht oder so aufnehmen können..."

Ich starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Hatte er denn nicht mitbekommen, dass ich nicht wie ein kleines Kind behandelt werden wollte?? Ich war groß genug um selber entscheiden zu können wo ich hinging und was ich machte. 

"Tut mir Leid, aber ich gehe jetzt", sagte ich entschlossen und stand auf. Ich war doch nicht so verrückt, dass ich in einer vierköpfigen Männer-WG übernachtete. Viele Mädchen hätten alles dafür getan, schliesslich sahen die Jungs wirklich nicht schlecht aus, aber ich war nun mal nicht so. Ich wollte von keinem der Jungs etwas und weniger wenn ich in deren Augen ein Kind war. Wer möchte bitteschön als 21 jährige wie ein kleines Mädchen behandelt werden? Ich glaube niemand.

"Emma...", hörte ich ihn seufzen, als ich schon auf dem Weg zur Haustür war.

"Was?", fragte ich und drehte mich um.

"Niemand behandelt dich hier wie ein Kind"

"So fühle ich mich aber", antwortete ich und war ein weiteres mal darüber verwundert, dass er genau erraten hatte was ich dachte.

"Ich zwinge dich nicht hierzubleiben, aber es wäre schön, wenn du es tun würdest. Außerdem ist es spät und nachdem was heute...", ich konnte deutlich sehen wie er sich anspannte. "...Jedenfalls ist es das Beste wenn du heute Nacht hier schläfst"

Das einzige was ich tat war ihn anstarren. Seine Haare waren leicht verwuschelt und  seine Gesichtszüge waren gehärtet, obwohl ich nun einen flehenden Ausdruck in seinen Augen erkannte. Wollte er das ich hier blieb oder war das nur wegen Lukes Bitte?

Ich merkte wie ich ins Zweifeln kam. Dieser Blick...er könnte jeden noch so störrischen Felsbrocken zum schmelzen bringen.

Ich wandte mein Gesicht ab, um wenigstens ein paar Sekunden lang klar denken zu können.

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