Kapitel 11 - Du solltest öfters lachen

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Den ganzen Weg über unterhielten wir uns wenig. Er fragte mich Sachen über die Uni, ich erzählte und fragte ihn ebenfalls. Viel mehr war da nicht. Ich denke zum Teil lag es an unserer letzten Begegnung, wo wir halbnackt aufeinander gestossen waren. Vielleicht aber auch daran, dass ich erfahren hatte, dass wir uns schon aus Kinderzeit kannten und es mir peinlich war ihn darauf anszusprechen, da ich als einzige nichts davon bemerkt hatte.

Die Wohnung der Jungs war nicht weit von der Uni entfernt, denn schon nach guten zehn Minuten waren wir da. "So, da wären wir", sagte Ryan, öfnete die Wohnungstür und liess mich eintreten. 

Ich war erstaunt von dem Anblick, der sich mir bot. Es war keinesfalls so unordentlich wie ich es mir vorgestellt hatte. Im Gegenteil. Dafür, dass dies hier ein vierköpfiger Männerhaushalt war, war alles angenehm ordentlich und sauber. 

Ryan führte mich ins Wohnzimmer, das sehr gemütlich aussah. Ein weisses Sofa stand vor einer hellblauen Wand und irgendwie fühlte ich mich sofort wohl hier. 

"Setz dich doch", sagte er und machte eine Handbewegung richtung Sofa. "Ich sehe mal nach ob dein Bruder und die anderen hier sind", und mit diesen Worten verliess er das Wohnzimmer. 

Ich setzte mich nicht hin, schaute mich aber stattdessen etwas um. Ich erblickte einen grossen Flachbildfernseher der in der Ecke stand. Ich konnte mir ein Auflachen nicht verkneifen. Kein Wunder, dass Tom hier gerne seine Zeit verbrachte. Ich konnte da keineswegs mithalten mit meinem mikrigen Fernseher. 

An der gegenüberliegenden Wand, in keinster Weise zu übersehen, hing ein rieseger Bilderrahmen, auf dessen Foto Ryan, Oliver, Dylan und Adam zu sehen waren. Alle vier lachten in die Kamara, was dem Foto etwas sehr natürliches gab. Ich fand es auf anhieb toll. Wobei ich ehrlich zugeben musste, dass Ryans Lachen das natürlichste und schönste war. Das würde ich aber niemals laut ausprechen. 

Ein leises Räuspern liess mich schnell den Blick von dem Foto abwenden, wobei ich merkte, dass ich offenbar beim anschauen gelächelt hatte. Schnell setzte ich mein Pokerface auf und blickte Ryan ins Gesicht und ich erblickte ein Schmunzeln auf seinen Lippen. 

"Ist mein Bruder da?", fragte ich um die Stille zu überbrücken.

Ryan schüttelte den Kopf. "Sieht nicht danach aus..."

"Oh man. Was mach ich denn jetzt...?", sagte ich eher zu mir selbst.

"Bleib doch solange hier. Die werden bestimmt bald kommen", sagte er und sah mich mitfühlend an. "Wir könnten uns währenddessen was leckeres zum essen kochen, wenn du magst".

Wo nahm er denn plötzlich diese Lockerheit her?, fragte ich mich. Musste wohl daran liegen, dass er sich in seiner gewohnten Umgebung befand. 

Ich zögerte meine Antwort hinaus. "Ich möchte keine Umstände bereiten...".

"Ach was, das kannst du garnicht", sagte er lächelnd. Ich fragte mich wie er das wohl meinte. 

Ich hatte keine Gelegenheit etwas darauf zu erwidern, denn er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her, bis wir die Küche betraten. Ein weiteres "Wow" sass mir auf den Lippen. Diese Wohnung war voller Überraschungen. Die Wände waren in einem knalligen Grün gestrichen, während die Küchenmöbel weiss waren. Eine Holzplatte breitete sich auf der ganzen Arbeitsfläche aus. Und am ende der Küchenzeile befand sich eine kleine Theke mit zwei weissen Hockern. Es sah aus wie eine Küche aus dem Katalog. Ich konnte nicht anders als staunen. Dies entging Ryan nicht. "Gefällt sie dir?"

Ich nickte. "Eure Wohnung ist echt schön"

"Danke. Das war ein ganzes Stück arbeit alles so hinzukriegen. Aber es hat sich gelohnt", erzählte er und ein wenig Stolz klang in seiner Stimme mit. Ich fragte mich, wer von den Jungs die meisten Entscheidungen bei der Renovierung getroffen hatte. Von dem würde ich mir gerne Tipps geben lassen. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass gleich alle vier so viel Geschmack bei dem Thema vorzeigen konnten. 

Some people call it loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt