Kapitel 10: Die Welt ist ein Taschentuch

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Mein Wecker klingelte (wohl eher, schreckte) mich aus dem Schlaf. 06:30 h, sah ich mit zusammengekniffenen Augen. Ich schlug mit der einen Hand auf das schreckliche Ding, während ich mit der anderen mein Kopfkissen über den Kopf zog. Das blöde Piepen hallte trotzdem noch in meinen Ohren wider. Das war schrecklich!

Ich stöhnte laut, was jedoch durch mein Kissen gedämpft wurde. Heute fing die Uni wieder an. Obwohl ich mich noch vor drei Tagen sogar fast darauf gefreut hatte, musste ich jetzt zugeben, dass die Freude ein paar Stockwerke gesunken war und sich momentan im Keller befand. Ich war eben ein Morgenmuffel. Schon immer, ehrlich gesagt. Ich weiss noch, dass Mom mich früher immer morgens freudestrahlend in der Küche empfangen hatte und versucht hatte mit mir Smalltalk zu führen. Ich hatte nie etwas erwidert, denn ich war morgens nie die Plaudertasche, im Gegensatz zu ihr.  

Gut das Tom schlief, der hatte auch die Gewohnheit früh am morgen viel zu quatschen. Die letzten drei Tage hatte ich meinen Bruder kaum zu Gesicht bekommen, denn er war oft bei den Jungs, mit denen er sich jetzt wohl richtig angefreundet hatte. War mir Recht. Ich liebte mein Bruder, aber ihn als Mitbewohner zu haben war anstrengend. Er half mir zwar im Haushalt und alles, aber ich hatte mich eben daran gewöhnt alleine zu leben. Deswegen machte es mir auch nichts aus, dass er lieber in der WG von Oliver und den anderen sein wollte.

Ich wusste das auch Ryan dort wohnte, aber Tom erwähnte ihn kein einziges mal, wöruber ich sichtlich froh war. Ryan hielt mich bestimmt für unfreundlich und arrogant, aber was er dachte durfte mich eigentlich nicht interessieren. So war ich ja sonst nie. Mir war es immer egal was andere Leute von mir hielten. Ich sagte immer meine Meinung, womit nicht immer jeder klar kam. Deswegen hatte ich auch nicht so viele Freunde. Aber das störte mich nicht. Bei mir war immer die Hauptsache, dass ich gute Freunde hatte, und nicht wie viele. Deswegen lag mir so viel an Amy und Luke. Ohne sie wäre ich verloren. Das klingt zwar dramatisch, aber es stimmt einfach.

Da es mitlerweile schon 06:45 h war, stand ich besser auf. Ich wollte ja nicht zu spät zur ersten Vorlesung kommen. Ich duschte mich schnell damit ich so richtig wach wurde und lief zu meinem Kleiderschrank. Ich griff nach meiner dunklen lieblings Röhrenjeans und nach einem luftigen weissen Hemd und zog es mir schnell über. Hastig zog ich mir noch meine braunen Stiefel an und schon war ich fertig. Bloß nur noch die Bücher in meine braune Umhängetasche stopfen und ich war aufbruchbereit.

Die Kingston University befand sich ein Stückchen entfernt von der Londoner Innenstadt. Etwas zu weit, um sie zu Fuss zu erreichen, aber dennoch nah genug, sodass ich problemlos, nach wenigen Stationen mit der "Tube", dort ankam.

Es war ein modernes Gebäude mit vielen Glasfenstern, die von aussen aussahen wie Spiegel. 

Ich besuchte die "Faculty of Business", die sich ein klein wenig abseits des Hauptgebäudes befand. Ich lief darauf zu und sah Amys rote Haarpracht schon von weitem. Meine beste Freundin war wirklich hübsch. Ich fand sie hatte etwas sehr natürliches an sich, was ihr immer viele Verehrer verschaft hatte. Nun liessen sie jedoch die Finger von ihr, da sie wussten, dass sie vergeben war. Trotzdem war sie noch sehr beliebt bei allen. Mich beachtete man nicht ganz so sehr wie Amy, aber wenigstens wurde ich nicht schlecht behandelt. Das war schon sehr positiv.

"Emma!", rief Amy und eilte auf mich zu, um mich stürmisch zu umarmen. Ich grinste, weil ich genau wusste, weshalb sie so aufgekratzt und glücklich war.

-Rückblick-

Am Tag nach dem blöden Missgeschick mit dem Fussball, also Gestern, klingelte es stürmisch an der Tür. Es war schon später Abend und ich war alleine in der Wohnung. Ich wusste, dass Tom erst spät in der Nacht kommen wollte, deshalb konnte er es nicht sein.

Ich hatte, nachdem Ryan weggegangen war, den ganzen Tag an meinem Aufsatz gearbeitet und ihn sogar beendet. Das einziege was mich an dem Tag etwas abgelenkt hatte war eine SMS von Luke. Er schrieb: "Heute ist der grosse Tag, Emma! Drück mir die Daumen, dass alles klappt!". Ich bekam gleich ein schlechtes Gewissen, denn an den Heiratsantrag hatte ich wirklich nicht mehr gedacht. Ich antwortete ihm, dass ich darauf vertraute, dass alles perfekt laufen würde. Das wünschte ich mir aufjedenfall für die beiden.

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