18. Daniel - Garmisch-Partenkirchen- Tag des Wettkampfes

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Eingewebt unter einer dicken schweren Decke, die ihn von der Umwelt abschirmte, lief er langsam die Treppen nach oben. Sein laut pochender Puls und sein schwerer Atem ließen keine anderen Geräusche an seine Ohren dringen. Es war als wäre er in einem Traum gefangen. Und gerade wünschte er sich tatsächlich nichts sehnlicher, als sich eben in einem dieser Träume zu befinden. Was hatte er da nur getan? Wieso um alles in der Welt waren ihm noch vor ein paar Minuten die Konsequenzen so völlig egal gewesen? Dabei hätte man doch annehmen können, dass er nach der Sache mit Aleksander seine Lektion gelernt hatte.

Betäubt setzte Daniel einen Fuß vor den anderen. Immer weiter die Treppen hinauf. Und trotz dieses seltsamen Gefühls, sich hoffnungslos im dichten Nebel verirrt zu haben, rasten seine Gedanken und er fühlte sich gefangen. Gefangen in einem Strudel, den er selbst in Gang gesetzt hatte. In seinem persönlichen Tunnel des Albtraums, dessen Lichtschein sich leider als Zug herausgestellt hatte, der nun direkt auf ihn zuraste. Und er konnte nur Tatenlos zusehen, abwarten, bis er überrollt wurde. Es war wie in einem dieser schlechten Träume, in denen man verzweifelt versuchte, vor dem Monster zu fliehen, aber keine Kontrolle über seine Beine hatte und einfach nicht von der Stelle kam. Genauso war sein gesamtes Leben. Und genauso würde wohl auch der Rest werden. Vielleicht. Ziemlich wahrscheinlich, wenn Domen redete. Sollte er reden. Er wusste es nicht. Er wusste gerade nicht viel.

Auf seiner Etage angekommen, blieb er stehen. Betrachtete die schwere Eisentür vor sich, die ihn vom Flur trennte, hinter der er laute Stimmen vernahm. Er hob langsam seine Hand, um sie auf die Klinke zu legen und in sein Zimmer zu gehen. Um sich dort in seinem Bett zu verkriechen und zu vergessen. Auch wenn er bezweifelte, dass das funktionieren würde. Er fühlte sich in einem verdammen Déjà Vu gefangen. Er wusste, die Stille der Nacht würde ihn verhöhnen und ihm nicht eine Minute erholsamen vergessenden Schlafs schenken. Stattdessen würde sie ihn zerrreißen.

„Jetzt lass dein Haar in Ruhe und komm endlich!" – „Ja! Meine Güte man wird sich ja wohl noch die Haare kämmen dürfen!" Das waren Andreas und Tom, die sich das Zimmer direkt neben der Treppentür teilten.

„Kämmen – ja. Aber du frisierst sie Tom... Ich warte immer nur darauf, dass du deine rosa Prinzessinnen-Haarspangen aus der Tasche zauberst... "– „Du hast gut reden mit deinen drei Stumpeln auf dem Kopf! Ich muss das schon richtigmachen, sonst-"

„Sagt mal, wo bleibt ihr denn?!", ungeduldig hallte Roberts Stimme durch die Tür. Sicher trafen sich die drei, um eine Runde mit der Playstation zu zocken. Oder um eine Runde Poker zu spielen. Was auch immer. Eigentlich war es egal. Er würde dem nicht beiwohnen.

Warum konnte er nicht so ein unbeschwertes Leben führen? Warum konnte sich seine größte Sorge nicht auch auf seine Frisur beziehen? Stattdessen stand er hier und befürchtete, dass jeden Moment sein gesamtes Leben implodieren könnte, während er Domens Blick einfach nicht aus dem Kopf bekam.

Stumm lauschte er. Als er keine Stimmen mehr vernahm, drückte er die Klinke der Tür herunter und betrat den Flur. Verstohlen sah er sich um. Erst als die Luft rein war, eilte er durch den Hotelflur zu seinem Zimmer. Mit zitternden Händen fischte er seinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür, wo ihn verheißungsvolle Dunkelheit willkommen hieß. Erleichtert atmete Daniel aus, dem gar nicht bewusst gewesen war, dass er die Luft angehalten hatte. Er war einfach nicht bereit, sich jetzt mit Anders auseinanderzusetzen. Er wusste, dass er Sachen sagen würde, die er nur bereuen würde.

Leise schloss er hinter sich die Tür, als Daniel von hellem Licht geblendet wurde und alles um ihn herum lautstark in Bewegung geriet. Sekunden später wurde er unter seinen Teamkameraden begraben.

„Überraschung!" – „Glückwunsch, Neujahrssieger!" – „Hab schon immer gewusst, was in dir steckt!" – „Das heute war Meisterhaft!"

Alle stürmten gleichzeitig auf ihn ein. Benommen ließ Daniel alle mit sich machen. Er stand neben sich und war heillos überfordert. Er sah in die glücklichen Gesichter um sich herum, die einen freudestrahlenden Sieger erwarteten, der schon vor einer Stunde verschwunden war.

„Jetzt lasst dem Mann mal Platz zum Atmen!", drängelte Halvor sich durch, scheuchte seine Teamkollegen weiter zurück ins Zimmer, während er Daniel einen Arm um die Schultern legte. Stille kehrte ein.

„Also Daniel, wie fühlt man sich, nach so einem historischen Sieg? Ich meine, wir haben alle gewusst, was dieser Sieg dir bedeuten würde, aber das es tatsächlich geklappt hat... Das ist doch Wahnsinn, oder? Du musst doch platzen vor lauter Glück", schwafelte Halvor und alle Blicke wandten sich Daniel zu.

Ja, es war Wahnsinn gewesen. Er hätte nie etwas sagen dürfen. Er hätte auf seinen Verstand hören sollen, der ihm die ganze Zeit angeschrien hatte. Ihm alle Gründe, die gegen seinen Entschluss gesprochen hatten, entgegengeschleudert hatte. Und es waren gute Gründe gewesen. Trotzdem hatte er sie ignoriert. Domen hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht. Seine Berührung, seine Nähe. Sein unnachgiebiges Drängen hatten sein Hoffnungsfeuer angefacht, ihn regelrecht in Brand gesteckt. War es vorher nur schwach glimmende Glut gewesen, die Anders und seine Mutter mit ihren Reden bei ihm hinterlassen hatten, so hatte Domen diese mit einer einzigen Berührung in einen verheerenden, alles zerstörenden Waldbrand verwandelt. Mit großen schreckgeweiteten Augen hatte Domen diesem entgegengeblickt und ihn stumm gefragt, was er getan hatte.

„Daniel? Alles klar bei dir?", wedelte Halvor mit einer Hand vor seinem Gesicht herum.

Nein, es war nichts klar. Gar nichts. Würde es wahrscheinlich auch nie wieder werden. Nicht so, wie die Dinge momentan lagen. „Ja, klar. Ich ähm... entschuldige. Ich versuche immer noch, dass alles zu realisieren", gab er fahrig von sich und fuhr sich mit zitternden Händen durch die Haare und bemühte sich um eine fröhliche Grimasse, wie man sie von einem glücklichen Sieger erwarten würde, während Domen ihn weiter anklagend ansah. Nervös sah er zu seinen Freunden, die alle verteilt im Zimmer saßen und ihn erwartungsvoll anstarrten. Dann blieb sein Blick bei Anders hängen, der es sich ganz hinten auf dem Fensterbrett gemütlich gemacht hatte und ihn besorgt musterte. Er wusste, dass etwas nicht stimmte. Anders war eben Anders.

„Ich meine, ich hab immer davon geträumt und dann heute, dass...irgendwie hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Es ist immer noch alles so surreal. Die ganze Presse, die Aufmerksamkeit und Anerkennung von euch allen. Ich kann gar nicht- Ich meine, ich versuche jeden Moment aufzusaugen, denn es fühlt sich fast so an, als wäre es zu schön um wahr zu sein. Vielleicht...ist morgen alles schon wieder vorbei. Das-"

„Danny, du solltest dringend an deiner positiven Grundeinstellung arbeiten. Wieso sollte es morgen vorbei sein? Du springst schon so lang auf so hohem Niveau und heute hast du es allen gezeigt", klopfte Halvor ihm kopfschüttelnd auf die Schultern und alle im Raum nickten bestätigend.

„Ich weiß nicht, es kann viel passieren und-"

„Heute auf jeden Fall nicht mehr, also schalt dein Hirn aus. Feier ein bisschen. Genieß das Leben", grinste Halvor, während er zu dem kleinen Kofferradio lief, das irgendwer mitgebracht hatte und Musik anstellte.

...the distance and spaces between us
you have come to show you, go on
near, far, wherever you are
", schallte Celine Dion aus den Lautsprechern und das gesamte Zimmer begann zu stöhnen und zu lachen.

„Ich glaube, Halvor möchte Daniel gern noch was sagen", kicherte Tom übermütig, während Halvor rot anlief und sich beeilte, den Radiosender zu wechseln.

„Uuuuuuuhhhh! Wer hätte gedacht, dass der Kleine so romantisch veranlagt ist!", zog Andreas ihn weiter auf und die ersten anerkennenden Pfiffe schallten durch den Raum. Johann hatte bereits Lachtränen in den Augen.

„Lass den Scheiß!", zischte Halvor und blitze die beiden wütend an. Tom und Andreas traten ihm gerade gehörig auf den Schlips.

„Ist es nicht süß, wie er sich ziert? Braucht dir doch nicht peinlich zu sein. Daniels Haaren kann man eben nur schwer widerstehen", stichelte Tom, stütze seinen Kopf auf seine Hände und sah seinen jüngeren Kollegen verzückt an, während der Rest über Toms Geste lachte.

Nur Daniel schaffte es nicht, sich ein Lachen abzuringen. Versteinert beobachtete er den Schlagabtausch und hörte in seinem Tunnel bereits das Warnsignal eines Zuges. Es war, als würde er alles von ganz weit weg beobachten. Als würde er die Katastrophe kommen sehen und konnte nichts dagegen unternehmen.

„Jetzt lasst ihn schon in Ruhe", forderte Anders nachdrücklich und starrte Tom warnend an, der sich keiner Schuld bewusst, lediglich mit den Schultern zuckte.

„Danke, Anders. Wenigstens einer, der erkennt, dass ich nicht so einer bin", erwiderte Halvor, bückte sich nach den Getränken und hielt eine Sektflasche in die Luft. „Jemand Durst?", fragte er lächelnd in die Runde, als ob nichts gewesen wäre.

In Daniels Ohren begann es zu rauschen. Es zog ihn mit aller Macht an den Ort zurück, den er längst vergessen haben wollte.

„Spinnst du?! Ich würde mich doch nie wissentlich mit so einem abgeben. Das ist doch abartig! Überleg dir mal, wie oft wir uns zusammen mit dem nach dem Sport umgezogen haben. Die Schwuchtel muss sich vorgekommen sein, wie am Weihnachtsbuffett und wir haben nichts gewusst. Ich komm mir richtiggehend vergewaltigt vor! Ich meine, das ist doch krank! Das gehört weggesperrt!"

„Und du hast wirklich nichts gemerkt, San?"

„Wenn ich es dir doch sage! Im Nachhinein, klar, da gab es einiges, was mir hätte auffallen können, aber denkt man da immer gleich dran?! Ich meine, nur weil du ab und an mal Kopfschmerzen hast, denkst du ja auch nicht gleich an einen Hirntumor."

„Stimmt. Und er sieht ja auch nicht wie die klassische Schwuchtel aus... Naja, du weißt schon... grelle Farben, weiche Gesichtszüge, benutzt kein Make-Up. So wie man es eben erwarten würde. Wie auch immer, wir sehen uns später."

„Bis dann, Alter!" Dann wurde eine Tür aufgerissen. Kurze Zeit später fiel sie mit einem lauten Knall wieder ins Schloss, der bis in Daniels innerstes nachgehallt war.


San und sein neuer bester Freund Jonas hatten keine Ahnung gehabt, dass er damals noch in einer der Duschkabinen gestanden hatte. Entsetzt und bewegungsunfähig hatte er jedem Wort gelauscht, dass wie ein weiterer Schlag in die Magengrube gewesen war. In diesen ersten Wochen wäre er beinahe K.O. gegangen. Wären da nicht der Sport und seine Mutter gewesen...

Und jetzt stand er hier, mitten im Kreis seiner Freunde. In seinem anderen eigentlich besseren Leben, dass sich unerbittlich wieder in sein altes Leben zurück zu verwandeln schien. Und er konnte nichts dagegen unternehmen. Nur hilflos dastehen und zuschauen.

„Was soll denn das heißen? ‚So einer'", fragte Anders und zeichnete Gänsefüßchen in die Luft. Die eingetretene Stille im Raum lastete schwer über allen.

„Na, du weißt schon...", wand sich Halvor unbehaglich unter den Blicken aller, die peinlich berührt zu Boden sahen.

„Nein, ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Sonst würde ich ja nicht fragen", ließ der kleine Norweger Halvor nicht von der Angel und die Anspannung im Raum wurde immer unerträglicher für Daniel. Er hatte Angst vor dem, was jetzt kam. Unweigerlich kommen musste.

„Naja, seh ich aus, als wäre ich schwul?!" -

„Keine Ahnung, wie sieht man denn aus, wenn man schwul ist?"

„Naja, nicht... ähm... irgendwie weibisch?", stammelte Halvor vor sich hin und sein Kopf nahm einen noch dunkleren Rotton an. Das Thema war ihm sichtlich unangenehm. Mit angehaltenem Atem beobachtete Daniel die Reaktionen seiner Teamkollegen. Er war Anders dankbar, dass er sich so für ihn einsetzte und versuchte, seine Kameraden eines Besseren zu belehren, aber er wusste es besser. Er hatte es selbst unzählige Male versucht und war einfach viel zu oft gescheitert. Man änderte Vorurteile nicht einfach mit einer gut gemeinten Rede und stichhaltigen Argumenten und Beweisen. Dazu waren sie viel zu stark im Kopf verankert.

Sprachlos starrten sie Halvor an, dann begann zur Überraschung aller, Tom laut zu lachen. „Sag mal, in welchem Jahrhundert bist du denn stecken geblieben?! Hat man dir nicht beigebracht, dass man nicht alles glauben sollte, was man dir so erzählt? Also wirklich! Sieht Jason Collins vielleicht aus wie ein Mädchen?!"

„Nein, aber-" -

„Oder Daniela wie ein Mann?", unterbrach Andreas den ins Schwitzen geratenden Halvor. Verstohlen sah Daniel zu Anders, der ihm einen ‚Ich-habs-dir-doch-gesagt-Blick' zuwarf. Als wäre das der Normalfall. Nur war er das nicht.

„So hab ich das nicht gemeint, ich-"

„Dann überleg dir, was du so von dir gibst. Immerhin weißt du nie, wer-", stoppte Tom, als die Tür erneut geöffnet wurde.

„Verdammt, habt ihr euch gut versteckt! Johann, mit deiner Wegbeschreibung hätte ich eher das Hauptquartier des Weihnachtsmannes am Nordpol gefunden, als- Oh, störe ich gerade?", stapfte Silje laut schimpfend in den Raum und lenkte damit alle Aufmerksamkeit auf sich.

„Nein! Gar nicht. Schön, dass du hier bist", beeilte Halvor sich zu sagen und zog erleichtert die älteste Tochter ihres Sportchefs Clas Brede Bråthen in den Raum, die sich sofort Daniel zuwandte.

„Netter Wettkampf heute", grinste sie ihn an und zog ihn in eine kurze Umarmung. Kurz danach erwachten alle aus ihrer Starre und begrüßten die blondhaarige. Silje war Anfang zwanzig und begleitete ihren Vater ab und an zu den Wettkämpfen. Sie war ein weltoffener und freundlicher Mensch und kam bestens mit den Schützlingen ihres Vaters aus. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie eine Schwäche für Daniel hatte, seit sie ihn vor fünf Jahren das erste Mal getroffen hatte.
„Danke", erwiderte Daniel schlicht. Silje sah erst ihn misstrauisch an, danach ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen.

„Was ist los? Sollte hier nicht Musik laufen, während ihr fröhlich irgendwelchen Blödsinn ausheckt? Wieso die Grabesstimmung?", fragte Silje verwundert, der, schon als sie reingekommen war, aufgefallen war, dass aus irgendwelchen Gründen dicke Luft herrschte. Etwas, das im Team normalerweise selten vorkam. Und schon gar nicht nach so einem Tag.

„Silje hat Recht. Los, dreh die Musik auf, ich verteile die Becher", gab Anders sich einen Ruck und augenblicklich kam Leben ins Zimmer und die Gespräche wandten sich anderen Themen zu. Jeder konnte mit seinem Leben weitermachen. Halvors Worte als Dummheit oder gar Unwissenheit abtun.

Daniel, der immer noch in der Mitte des Raumes stand und nicht wusste wohin mit sich, bekam von irgendwem ein Glas Sekt in die Hand gedrückt. Er beobachtete, wie Andreas die oberste Schublade von Anders Nachttisch öffnete, in der sich wie immer die Karten zum Pokern befanden. Anders war eben beständig.

Und ebenso wie man sich auf seinen Ordnungstick verlassen konnte, konnte man sich auch auf sein Gespür für die Stimmungslage der Menschen um ihn herum verlassen. Keine drei Sekunden später stieß er Daniel sanft in die Seite und deutete in Richtung Tür.

Ergeben nickte Daniel und folgte Anders hinaus, der sich, als sie an der Garderobe vorbeikamen, ihre Jacken schnappte. Ohne nachzudenken folgte Daniel seinem Freund und war überrascht, als sie schließlich auf dem Dach des Hotels landeten.

Kühle Luft schlug ihnen entgegen, die unerbittlich in Daniels Lunge drang. Gemeinsam liefen sie zum Rand des Dachs und setzten sich auf den Rand des Dachsims, das mit einem Geländer gesichert war und ließen ihre Beine in die Tiefe baumeln. Schweigend saßen sie nebeneinander und lauschten der Stille der Nacht, während sie ihren Gedanken nachhingen.

Ruhe. Dunkelheit. Leere. Wenn Anders ihn jetzt fragen würde, was er fühlte, dann würde er wohl mit diesen drei Worten antworten: Ruhe. Dunkelheit. Leere. Er starrte hinaus in die Nacht.

Beobachtete wie sich die Bäume unter dem langsam aufbrausenden Wind bogen, betrachtete die Wolken hoch über sich, die rasant über ihnen hinwegzogen und immer wieder den kalten hellen Schein des Mondes abfingen. Die Welt wurde in Dunkelheit getaucht, während die Zeit stillstand. Gefror.

Die Nacht hatte die Schönheit der Natur eingefroren und bedeckte sie nun mit kleinen silbernen Kristallen, die im Mondschein glitzerten. Kein Anzeichen von Leben. Nur Ruhe, Dunkelheit und Leere unter dem kalten unerbittlichen Mantel des Frosts gefangen. Und doch war es wunderschön.

Tief sog Daniel die kalte Luft in seine Lunge. Er spürte die Kälte tief in sich eindringen und genoss dieses seltsame Gefühl, als wäre er kurz davor unterzugehen und absolut bereit dafür. Auf eine seltsam verdrehte Art und Weise kam er zur Ruhe. Er wusste, alles, was jetzt kommen würde, lag nicht in seiner Hand und er konnte absolut nichts dagegen tun. Schließlich erlebte er das alles nicht zum ersten Mal.

Alles, was er tun konnte, war jetzt hier neben Anders zu sitzen, die Schönheit der Nacht aufzusaugen, sich vom befreienden Gefühl des aufbrausenden Windes mitreißen zu lassen und die Kraft, die dieser Stille inne lag, in sich aufzusaugen.

„Das vorhin hättest du nicht hören sollen", durchbrach Anders schließlich die Stille der Nacht.
„Das ist schon okay. Jetzt weiß ich immerhin, dass es besser ist, so wie es ist", antwortete Daniel und meinte damit nicht nur das Team.

„Was? Nein! Hast du Tom und Andreas nicht gehört?" –

„Doch hab ich", erwiderte Daniel tonlos, legte sein Kinn auf die unterste Stange des Geländers und sah sehnsüchtig zum Mond hinauf. Er war es leid, sich ständig rechtfertigen zu müssen, wenn doch niemand verstand. Niemand verstehen konnte.

„Aber wieso, ich weiß nicht, freust du dich nicht?"

„Wieso sollte ich mich darüber freuen, Anders? Es sollte keinen Grund zum Freuen geben. Es sollte einfach okay sein", ballte Daniel seine Hand frustriert zu einer Faust zusammen.

„Aber das ist es doch", widersprach Anders und legte ihm eine Hand auf die Schulter, die Daniel sofort wieder abschüttelte.

„Nein. Ist es nicht. Es ist nicht einfach okay! Ich muss es sagen. Ich müsste zu meiner Sexualität stehen. Müsste mich outen, wie man so schön sagt. Aber wieso? Alle sprechen immer von gleichen Rechten für alle, aber sag mir mal Anders: Wo ist dein Outing? Für dich ist es okay. Ist es normal. Dich fragt keiner, wann du dich entschieden hast, hetero zu sein, als ob man sich dafür oder dagegen entscheiden könnte. Deine Bedenken tut niemand mit einem Lächeln ab. Alle reden immer davon, wie weit und tolerant unsere Gesellschaft ist, als ob es keine Homophobie gäbe. Die anklagenden Blicke, das Flüstern. Denn das, Anders, ist die Realität", entgegnete Daniel tonlos und sah Anders direkt in die Augen. Forderte ihn stumm heraus, ihm zu widersprechen.

„Was hat der Mistkerl getan?", fragte Anders wütend, der sich Daniels Verhalten nicht anders erklären konnte. So resigniert hatte er seinen Freund noch nie gesehen. Und wer sonst konnte daran Schuld sein?

„ Domen hat nichts getan", stellte Daniel mit Nachdruck klar und betonte dabei besonders den Vornamen des Slowenen.

„Ich bin doch nicht blöd! Ich habe zwar gerade keine Ahnung, was bei eurem Treffen schiefgelaufen ist, aber ich sehe doch, wie du zu kämpfen hast. Also was hat der kleine Sturkopf getan? Was hat er gesagt? Wieso rennst du jetzt nicht mit diesem dümmlichen Grinsen durch die Gegend, dass allen frisch verliebten zu eigen ist?!", ließ Anders nicht locker und sah Daniel an.

„Vielleicht weil er es nicht ist?! Und dafür kann er ja nun wirklich nichts", seufzte Daniel. Er hatte es versaut. Er ganz allein. Es ging ihm gewaltig gegen den Strich, dass Anders Domen für seine Taten verantwortlich machte, obwohl er noch nicht einmal das Ende ihres Treffens kannte.

„Klar, und ich bin die Zahnfee. Ich sage dir, ich weiß was ich gehört habe. Und ich weiß noch viel besser, was ich gesehen habe. Der kleine Dickschädel war eifersüchtig. Der wäre fast geplatzt und dann hätte ich nicht in Jarkkos Haut stecken wollen. Vielleicht hat er ja nur Schiss bekommen und hat deswegen nicht gebeichtet. Ich bin-", überlegte Anders laut.

„Oh, er hat gebeichtet. So ist das nicht...", schnaubte Daniel. „Er hat nur nicht das gebeichtet, was du dachtest."

„Aha, und was hat der kleine Dummkopf dann gebeichtet?", wollte Anders wissen und fragte sich, was der Slowene stattdessen schon wieder versaut hatte.

„Er hat diesen dämlichen Zettel geklaut. Er hat wohl gedacht, dass er so herausfinden könnte, wer euer dämliches Waldmädchen ist", erklärte Daniel knapp und konnte immer noch nicht ganz begreifen, wie weit der Slowenen gegangen war. Wie wichtig ihm die Freundschaft gewesen war. Und dann hatte er alles kaputt machen müssen, nur weil er so...weil er es so leid gewesen war. Weil er sich eingeredet hatte, die Hand in seinem Gesicht, auf seiner Wange würde etwas bedeuten. Dabei hatte er von Anfang an geahnt, wie das enden würde und jetzt hatte er den Beweis. „Und würdest du bitte aufhören, ihn so zu nennen?", setzte er frustriert nach. Domen konnte für seine Gefühle nichts, genauso wenig wie er.

„Was denn für einen Zettel?! Seit wann gibt es einen Zettel?", verwirrt fuhr Anders sich durch die Haare. Er hatte das Gefühl, dass er schon wieder meilenweit hinter den Ereignissen herhinkte, dabei hatte er Daniel nur zwei Stunden aus den Augen gelassen.

Wortlos reichte Daniel Anders besagten Brief. Stirnrunzelnd faltete er ihn auseinander und hielt ihn ins Mondlicht. „Lieber Daniel", begann er laut zu lesen. „Ich weiß, wenn du diesen Brief liest, wirst du dich nicht einmal mehr an mein Gesicht erinnern können. Vielleicht wirst du ihn auch nie zu lesen bekommen, trotzdem musste ich ihn einfach schreiben und dir sagen, dass ich dich bewundere. Ich liebe es, dich springen zu sehen und wenn ich könnte, würde ich jedes Wochenende an den Schanzen dieser Welt stehen und nur um dich anzufeuern. Es ist einfach so wunderschön, wenn du dich in die Luft erhebst. Als hättest du nie etwas anderes getan. Und so viel Höhenflüge du auch schon gehabt hast, so bodenständig bist du geblieben. Ich habe dich noch nie unhöflich erlebt oder überheblich. Wenn du in die Kameras lächelst, dann habe ich das Gefühl, meine Welt erhellt sich- Okay, ich hab genug. Das und die Herzchen reichen. Könnte mir vorstellen, dass hat das Blut unseres Hitzkopfes mächtig in Wallung gebracht", kicherte Anders selbstzufrieden neben Daniel.

„Wann kapierst du es endlich!? Da ist nichts. Außerdem hat er ihn nicht mal gelesen", brummte Daniel. Dieser Blick. Domen hatte ihn angesehen, wie der Wolf, der soeben im Begriff war, das Rotkäppchen zu fressen. Domen hatte es einfach nicht kommen sehen.

„Das kannst du doch gar nicht wissen, im-" –

„Doch, Anders. Das kann ich. Ich habs ihm gesagt, okay?", unterbrach er Anders, der total überrascht in Schockstarre verfiel.

„WAS?!" -

„Er weiß es. Ich bin über meinen Schatten gesprungen und habs ihm gesagt."

„Aber...wieso? Ich meine: was? Warum? Wie?", brabbelte Anders fassungslos. Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber dass er das noch erleben durfte, damit eher nicht. Eher hätte er gedacht, wäre der Schrank zum Einsatz gekommen.

„Ich hatte es einfach so satt und dann hab ich deinen dämlichen Sonnenuntergang nicht aus dem Kopf bekommen und dann hat Domen... nicht lockergelassen... und ich...weiß nicht, ich hab einfach nicht nachgedacht", versuchte er Anders zu erklären, während er gleichzeitig dagegen ankämpfte, gedanklich wieder in den Spa-Bereich zurückgezogen zu werden.

„Wie hat er reagiert?", fragte Anders leise und richtete seinen Blick wieder in die Ferne, während auf Daniel all die Bilder einprasselten, die er versucht hatte zu verbannen. Gequält schloss er die Augen und befand sich beinahe sofort wieder im Spa.

Die Augen geschlossen, seine Lippen sanft auf die des jungen Slowenen gepresst, während alles in ihm verrückt gespielt hatte. Nachdem jeglicher Widerstand ausgeblieben war, hatte Daniel neuen Mut gefasst und angefangen, behutsam an dessen Lippen zu knabbern.

Dann war die harte Realität über ihn hereingebrochen und er hatte gespürt, wie Domen erstarrte. Wie sich seine Hände, die sich vorher schwach an seine Oberarme geklammert hatten, verkrampften, nicht um ihn näher zu sich heranzuziehen, wie er im ersten Moment glückselig gedacht hatte, sondern um ihn wegzustoßen.

„Scheiße!" Schwer atmend hatte Domen ihn mit schreckgeweiteten Augen angesehen, während Daniels Hoffnung in sich zusammengefallen war. Abwartend hatte er dagestanden, in der Hoffnung, dass Domen irgendetwas sagen würde. Irgendetwas, was die Situation für ihn erträglicher gemacht hätte. Dass er sich an sein Versprechen halten würde, nicht wegzurennen. „Was zur Hölle soll das?!", hatte er gefragt. Kalkweiß im Gesicht hatte er ihn mit seinem Blick angestarrt. Anklagend? Wütend? Fassungslos? Entsetzt? Daniel hatte es nicht genau zuordnen können, doch irgendwie war es eine Mischung aus alldem gewesen.

„Domen, ich- Es tut mir leid, das-"

„Nein!", war Domen fast ängstlich zurückgewichen, als er auf ihn zugehen wollte, um sich zu entschuldigen. Ihn zu beruhigen. Ihm zu sagen, dass es okay war, wenn er seine Gefühle nicht erwiderte. Doch mit Daniels Versuch war Leben in den jungen Slowenen gekommen. Panisch hatte er sich umgedreht, war zur Tür gerannt und hatte wie ein verrückter an der Klinke gerüttelt, die seinen Fluchtweg nicht hatte freigeben wollen.

Dass er selbst es gewesen war, der sie beide noch vor wenigen Momenten zusammen eingeschlossen hatte, hatte er komplett vergessen. Domen hatte nur weggewollt, so schnell wie möglich.

Panisch war Daniel dem jungen Slowenen hinterhergegangen, achtete jedoch darauf, einen Sicherheitsabstand einzuhalten. „Domen, lass mich erklären! Ich- Es tut mir leid, wirklich! Ich wollte nicht einfach so...über dich herfallen...", war es aus ihm herausgesprudelt, in der Hoffnung, Domen würde ihm vielleicht zuhören. Doch stattdessen hatte er nur heftiger an der Tür gerüttelt und Daniel hatte aufgegeben. Eingesehen, dass er Domen momentan nicht erreichen konnte. Also hatte er das einzige getan, was er in diesem Moment hatte tun können: Den Schlüssel aufgehoben, den Domen hatte fallen lassen, als er ihn geküsst hatte, den Slowenen bestimmt beiseitegeschoben, dabei die Tatsache ignoriert, dass er bei seiner Berührung kurz zusammenzuckte, die Tür aufgeschlossen und aufgestoßen. Dann war er zurückgetreten und hatte den Weg freigemacht.

Stumm hatte Domen sein Tun beobachtet. Als sein Fluchtweg endlich offen war, hatte er kurz gezögert. Ihre Blicke waren ineinander hängen geblieben, dann hatte Domen die Flucht ergriffen und Daniel mit einem riesigen Scherbenhaufen allein gelassen.

Er wusste nicht einmal, ob es sich lohnte ihn wieder zusammenzusetzen. „Ich weiß einfach nicht- Da ist einfach nichts mehr. Da ist nur diese übermächtige Leere, die jegliches Gefühl verschluckt. Und vielleicht, vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden. Keine Ahnung... es ist okay so", beendete Daniel zögerlich seine Erzählung, während er einen Tannenzapfen zerpflückte, der auf dem Dach gelandet war.

Ruhig hatte Anders Daniels Worten gelauscht. Mit jedem Wort war Anders Wut auf den Slowenen dabei gewachsen. Das war alles so falsch. „Nein, ist es nicht. Ich könnte diesen Starrkopf in Stücke reißen!"

„Lass ihn in Ruhe! Das hat er nicht verdient. Was nicht ist, kann man nicht erzwingen. Du hast dir da was eingeredet Anders, sieh es ein", seufzte Daniel schwermütig in die Nacht.

„Wieso nimmst du diesen Idioten auch noch in Schutz?!", blitzte Anders ihn aufgebracht von der Seite an.

„Weil ich es war, der Domen total überfordert hat. Er hat das nicht kommen sehen", antwortete Daniel ruhig.

„Dann ist er nicht nur ein Idiot, sondern auch noch ein absoluter Blödmann. Wie hat er das bitte nicht kommen sehen können?", schnaubte Anders empört.

„Man Anders. Domen ist siebzehn. Keine Ahnung, ob er sich schon jemals Gedanken um so etwas wie Beziehungen gemacht hat. Außerdem hätte ich es wissen können, du hast ihn nicht gesehen, als er das schwule Pärchen gesehen hat. Da-"

„Ja und das ist auch verdammt nochmal besser für den kleinen Drecksack!", unterbrach Anders seinen Freund aufgebracht.

„Anders!"

„Was?! Wer hat dir danach erzählt, er hätte keine Probleme mit Schwulen?! Ehrlich, ich kann nicht verstehen, warum du diesen Arsch auch noch verteidigst", verschränkte Anders die Arme neben ihm, während Daniel so langsam der Geduldsfaden platzte.

„Ich sagte dir schon, dass es meine Schuld war. Ich hätte ihn ja nicht gleich packen und küssen müssen. Das ist schon einmal schiefgegangen. Ich bin derjenige, der es hätte besser wissen müssen", erklärte er Anders betont ruhig, der neben ihm schnaubte.

„Von wegen. Diese Flasche-"

„Anders! Jetzt hör auf, ihn so zu nennen!", fuhr Daniel ihn wütend an, als er registrierte, dass sich auf Anders Gesicht ein kleines Lächeln gestohlen hatte.

„Na bitte, so leer und gefühllos kann es in dir nicht aussehen. Immerhin kannst du immer noch Energie dafür aufbringen, den kleinen Schwachkopf zu verteidigen", grinste er Daniel gönnerhaft entgegen, der sich brummelnd abwandte. „Aber ernsthaft jetzt: Hör nur ein einziges Mal im Leben auf deinen besten Freund, dem du, nur so nebenbei, einen einjährigen Erholungstrip für all die grauen Haare und strapazierten Nerven schuldest, und hak die ganze Sache noch nicht ab."

„Ich weiß nicht, als ich das letzte Mal auf dich gehört habe, lief es nicht allzu gut für mich", wandte sich Daniel ab.

„Das ähm...okay. Dann hör eben auf deine Mutter, wenn es dir damit bessergeht", erwiderte er kurzer Hand ohne darüber nachzudenken. Anders war sich einfach so sicher! Er hasste den Slowenen dafür, was er Daniel mit seiner Reaktion angetan hatte, aber wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er keine Ahnung, wie er in diesem Alter reagiert hätte. Und Daniel durfte einfach nicht aufgeben. Nicht, wenn noch die Chance bestand, dass der Slowene sich vielleicht wieder in den Griff bekam und sie zumindest Freunde bleiben konnte. Auch, wenn er Daniels Sicht nicht verstehen konnte, nicht komplett nachvollziehen konnte, was er in dem Slowenen sah. Irgendetwas würde es schon sein, dass ihm vielleicht entging und in einem Punkt war er sich sicher: dem kleinen Narren lag etwas an seinem Freund. Die Frage war nur, ob es reichte, dass er sich überwinden konnte.

„Wieso weißt du, was meine Mutter sagt?", misstrauisch beäugte er Anders, der ihn wie die Unschuld vom Lande angrinste.

„Möglicherweise haben wir uns zu Silvester unterhalten...? Und vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, ich meine, im unwahrscheinlichsten Fall, hat sie mir und ein paar der anderen Jungs Karten gelegt?", unsicher sah Anders ihn an und hatte Mühe ein Lachen zu unterdrücken, als Daniel seinen Kopf peinlich berührt gegen die Stange vor sich stieß.

„Diese Frau kann man keine fünf Minuten allein lassen!", stöhnte er laut.

„Ja, aber sie weiß, wovon sie redet. Davon bin ich überzeugt", gab er selbstbewusst von sich und Daniel verkniff sich die Frage, was ihn da so sicher machte. Manchmal war weniger einfach mehr.

„Jetzt lass uns zurück zu den anderen gehen. Die vermissen ihren Champion bestimmt schon und die Stimmung hier ist echt - verzeih, wenn ich es so radikal ausdrücke - deprimierend", zog Anders ihn auf die Beine und trieb ihn vor sich her. „Du musst wieder unter Menschen, als Einsiedler gibst du ne ganz schlechte Figur ab. Und jetzt erzähl mal, was war das für ein Gefühl ganz oben zu stehen?"

Seufzend lief Daniel Anders hinterher und erzählte, wie es ihm auf dem Podium gegangen war. Er war Anders dankbar, dass er war, wie er war und versuchte, ihn abzulenken. Nur die Tatsache, dass er sich die ganze Zeit auf das Treffen mit Domen gefreut hatte, während jeder hatte mit ihm sprechen wollen und er einfach keinen klaren Gedanken hatte fassen können, ließ er aus.

„Und dann sind diese, ich weiß nicht, vielleicht fünfzig Menschen? aufgestanden und haben laut Heja Norge gesungen! Für mich! Das ist so verrückt! Dabei hab ich nichts weiter gemacht, als ganz passabel zu springen!", schwärmte Daniel, als sie das Treppenhaus hinunter liefen. „Das ist mir bisher noch nie- Au!", stoppte Daniel, der in Anders gerannt war, weil der plötzlich stehengeblieben war. „Wieso gehst du nicht – Oh."

Erstarrt sah er in die ebenso überraschten Augen von Domen, der stocksteif vor ihnen stand und kein Wort herausbrachte.

„Domen", nickte Anders dem jungen Slowenen finster zu und riss ihn aus seiner Trance.

„Anders", erwiderte Domen, starrte dabei jedoch ausschließlich Daniel an. Kurz öffnete sich sein Mund, als wolle er etwas sagen.

Sich vielleicht entschuldigen oder zumindest sagen, dass es schon okay war, dass er einfach nur völlig überfordert gewesen war, dachte Daniel hoffnungsvoll. Doch stattdessen wandte Domen seinen Blick peinlich berührt auf den Boden, drängelte sich wortlos an den beiden vorbei ins Treppenhaus und rannte die Treppen runter, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.

Betrübt lauschte Daniel den Schritten, die durchs Treppenhaus hallten, bis sie verstummten. Dann drehte er sich wieder zu Anders um, der ihn voller Wut ansah: „Warum noch mal sollte ich aufhören, ihn als Arsch zu bezeichnen?! Ich fürchte, du musst mir das nochmal erklären..."

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