Eilig drängelte Domen sich durch die Menschen, die heute überall in Gruppen herumstanden und das auch noch vorzugsweise im Weg, also in seinem. Goran würde ihn umbringen, dachte er verzweifelt und wich gerade noch dem Ende eines Paars Skier aus, die zu einem der Vorspringer gehörten. Er hatte einfach völlig die Zeit vergessen, wobei er die kleine Joggingrunde wirklich dringend gebraucht hatte.
Den ganzen Vormittag über hatte er nervös nach Daniel Ausschau gehalten. Bisher hatte er ihn allerdings nur kurz bei dessen Ankunft gesehen, als er aus dem Auto gestiegen war. Es hatte nicht so gewirkt, als wäre er verzweifelt auf der Suche nach etwas gewesen. Im Gegenteil er hatte genauso unbekümmert wie der Rest der Norweger gewirkt, die den Neujahrstag ziemlich ernst nahmen, wie er wusste. Nicht, dass das zu übersehen gewesen wäre. Immerhin waren Tom und Robert mit ihren weißen Hemden und den übergroßen Fliegen im Norweger-Design nicht wirklich unauffällig gewesen.
Trotzdem hörten seine Gedanken nicht auf zu kreisen. Sie fuhren Karussell und das schon seit er heute Nacht zur Ruhe gekommen war und diesen dämlichen Zettel in seiner Hosentasche wiedergefunden hatte. Er hätte ihn, bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich fast wieder vergessen gehabt.
Außer Atem riss er die Tür zum Container auf. „Entschuldige die Verspätung!", platzte er, lauter als ihm lieb war, in den Raum und hätte beinahe den Laptop seines Coaches mitgerissen, weil er über das Akkukabel stolperte. „Nichts passiert!", stieß er erleichtert aus und wandte sich voller Unbehagen seinem Trainer zu. Heute schien einer von diesen Tagen zu werden.
„Willst du ewig stehen bleiben oder setzt dich dann endlich, damit ich weitermachen kann?", fragte Goran ungeduldig und schien zur Überraschung aller, auf eine Standpauke verzichten zu wollen. Irgendwie hatte Domen jetzt was Anderes erwartet. Auch seine Teamkameraden bedachten ihren Coach mit erstaunten Blicken.
„Ähm, nein. Entschuldige", schnell setzte er sich auf seinen Platz neben Jurij. Er konnte sein Glück kaum fassen. Aber vielleicht würde er seine Standpauke später noch bekommen? Er hasste diese ganze Ungewissheit. Das machte ihn ganz verrückt!
Unzufrieden sah er wieder zu Goran. Was fanden nur alle immer daran? Ihm wäre es ja viel lieber, er wüsste was Sache ist. Vermisste Daniel den Brief? War er der Schlüssel zu des Rätsels Lösung? Was war überhaupt des Rätsels Lösung?
Domen hatte ihn noch nicht gelesen. Noch nicht. Minutenlang, die dem Slowenen vorgekommen waren wie Stunden, hatte er dagesessen, während Anže unter die Dusche verschwunden war und hatte überlegt, was er tun sollte. Es hatte ihn einiges an Disziplin gekostet, den Brief in seine Tasche am anderen Ende des Zimmers zu legen. Okay, auch erst nachdem er festgestellt hatte, dass es auch nichts brachte, ihn gegen das Licht seiner Nachttischlampe zu halten, das blöde Papier war einfach zu dick. Aber immerhin.
Ohne die innere Unruhe seines jüngsten Schützlings wahrzunehmen, fuhr Goran mit seinen Ausführungen fort: „Achtet später im Wettkampf besser als in der Quali darauf, dass der Schanzentisch etwas mehr geneigt ist, als ihr es sonst gewöhnt seid, besonders du Anže. Du musst deinen Oberkörper nach Absprung – Übergang ein wenig mehr strecken, sonst landest du wieder nur auf 110m wie im Probedurchgang, verstanden?"
Während Goran weiter die Eigenheiten der Schanze erörterte, was er gestern auch schon zwei Mal getan hatte, wanderte Domens Hand wieder unbewusst in seine Jackentasche, während seine Gedanken für eine weitere Runde aufs Karussell stiegen.
Und er kam immer wieder zum selben Entschluss: Er hatte es vergeigt. Diesmal wohl so richtig und dabei hatte ihre Freundschaft noch nicht einmal wirklich begonnen. Und das hätte sie vermutlich auch nie, wenn Daniel gewusst hätte, was er getan hatte. Wobei er sich nicht einmal sicher war, ob es wirklich so schlimm war, wie er annahm. Schließlich konnte sich hinter dem mysteriösen Unglücksbringer auch ein schlichter Einkaufszettel verbergen, nicht, dass er das annahm, denn dann wäre dieser verdammt umfangreich. Oder es waren einfach nur Anweisungen von Alexander Stöckl, die er Daniel aufgeschrieben hatte, weil dieser Gelegentlich an Demenz litt... Sicher, das wird es wohl sein, dachte der junge Prevc während er sich fragte, wie dumm und naiv er eigentlich war. Trotzdem, wollte Domen es sich gern einreden, dass das durchaus im Bereich des Möglichen war, denn dann würde er sich vielleicht nicht ganz so vorkommen, als hätte er Daniel verraten.
„Der weitere Fahrplan: gleich beginnt der Wettkampf, bereitet euch darauf vor. Ich will heute wieder gute Leistungen von euch sehen. Lasst euch von dem Presserummel nicht beeinflussen. RTVSlovenija wird ein oder zwei Interviews führen wollen, tut ihnen den Gefallen", führte Goran weiter aus.
Von Anfang an, hatte Domen die Antwort auf seine Zweifel gekannt. Es war richtig den Brief nicht zu öffnen. Daniel hatte ihm deutlich signalisiert, dass er Zeit brauchte. Doch konnte das Richtige auch das Falsche sein? Es fühlte sich zumindest so an. Domen fühlte sich hilflos. Geradezu gefesselt. Er hasste das. Er war einfach nicht der Mensch der abwartete. Er tat etwas. Immer. Egal mit welchen Konsequenzen.
Erschrocken zuckte er zusammen, als sich eine Hand um seinen Oberschenkel legte und ihn aus seinen Gedanken riss. Jurij sah ihn genervt an. „Wenn das keine krankheitsbedingten spastischen Zuckungen sind, dann hör damit auf", flüsterte er ihm leise genervt zu.
„Das sind sicher noch die Nachwirkungen von der ganzen Hektik heute Morgen", kicherte Anže auf seiner anderen Seite, dem ebenfalls die Langeweile ins Gesicht geschrieben stand. Finster starrte Domen zu seinem Zimmerkameraden. Er brauchte niemanden, der ihn daran erinnerte, dass er heute Morgen mal wieder verschlafen hatte, kein Wunder nach der Nacht.
Sein schlechtes Gewissen in Kombination mit dieser nagenden Ungewissheit hatte ihn in den Wahnsinn getrieben. Stundenlang hatte Domen wach gelegen und sich dem Anblick der trostlosen Zimmerdecke hingegeben in der Hoffnung, endlich diesen Brief aus seinem Gedächtnis verbannen zu können. Im Endeffekt hatte alles nachdenken nichts gebracht, außer dass er jetzt wusste, dass ihre Zimmerdecke aus genau 84 Deckenplatten bestand, die dank des schwachen Lichtscheins der Straßenlaterne hatte zählen können.
„Psst!", kam es von Peter, der ihnen schräg gegenübersaß und gerne hören wollte, welche Anweisungen ihr Coach ihnen gab.
„Würdest du dann bitte mein Bein loslassen? Das brauche ich selbst", forderte Domen, zog es mit Schwung weg und richtete seinen Blick entschlossen wieder nach vorn.
„Ja, aber nicht jetzt. Gönn dem mal ne Ruhepause", setzte Jurij nach und wandte sich ebenfalls wieder ihrem Cheftrainer zu.
„Witzig, sehr witzig", gab Domen wenig amüsiert zurück, während Goran irgendetwas von großer medialer Aufmerksamkeit faselte. Domen war verspannt, besonders im Nacken und er begann mit seinen Schultern zu kreisen. Dieses Gefühl nichts tun zu können und irgendwie in der Schwebe zu sein, machte ihn fertig. Das war einfach nicht seine Welt, stellte er für sich fest und ließ jeden Fingerknochen einzeln knacken, während Jurij neben dem jungen Slowenen langsam anfing, vor sich hin zu kochen.
Der junge Prevc-Spross war ja nun wirklich nicht für seine innere Ruhe bekannt, aber heute war es besonders schlimm. Konnte der Kleine denn nicht einmal stillsitzen?! Genervt sah er immer wieder zu seinem jüngeren Teamkameraden herüber, der den Todesblick nicht bemerkte, da er die Augen geschlossen, während er nun zu allem Überfluss seine Arme schüttelte und die gesamte Bank zum Wippen brachte.
„Kannst du mit dem Gezappel nicht einmal aufhören?! Es nervt!", presste er leise hervor und Domen sah ihn stirnrunzelnd an.
„Ich zappel nicht!", widersprach er entschieden. Er versuchte lediglich seine Gelenke beweglich zu halten und sich irgendwie abzulenken. Er wusste genau, was er tun sollte. Was er tun musste, um diesen schon schier endlos dauernden Tag zu überstehen. Domen war sich nur ziemlich sicher, dass er das eigentlich nicht wollte.
„Gibt es irgendein Problem, Domen?", fragte Goran, der die Unruhe bemerkt hatte und sie nun doch finster ansah. Er gab diese Meetings schließlich nicht zum Spaß.
„Kein Problem. Alles klar. Mediale Aufmerksamkeit, sprich weiter Goran. Sehr spannend", versuchte Domen ernsthaft zu bleiben und sah, wie sich Gorans Augen ein Stück zusammenzogen, doch statt ihn zusammen zu pfeifen, beließ er es ein weiteres Mal bei einem warnenden Blick. „Also wichtig: Erwartungen am Boden halten, wir arbeiten uns Stück für Stück..."
„Musste das jetzt sein?", zischte Domen leise zu Jurij. Er wusste genau, dass nicht viel gefehlt hatte und er hätte wieder riesen Ärger bekommen, dabei hatte ihm gestern eigentlich schon gereicht und er wusste immer noch nicht, was ihn wegen des Zuspätkommens erwartete. Das alles machte ihn noch ganz fertig.
„Du kannst doch nicht aufhören", murmelte Jurij und behielt Goran dabei genauestens im Blick, der gerade irgendetwas mit Peter besprach und immer wieder warnende Blicke zu ihnen warf.
„Ich-"
„Leute, jetzt bringt mal die Ruhe rein!", mischte Jernej sich warnend ein, bevor die beiden sich an die Gurgel gehen würden. Doch es war bereits zu spät. Bedrohlich baute sich Goran vor Domen auf.
„Domen, es begeistert mich jedes Mal wieder zu sehen, wie gefesselt du an meinen Lippen hängst", sagte Goran und auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, bei dem Domen leicht übel wurde. Egal was jetzt kam, es würde ihm wahrscheinlich nicht gefallen.
„Entschuldige, Jurij hatte noch eine Frage zu deinem letzten Punkt und wir wollten dich nicht unterbrechen", antwortete der junge Slowene schluckend und versuchte sich noch irgendwie zu retten.
„Sicher, hatte er das", kommentierte Goran trocken. „Gut, dann, ihr wisst, was zu tun ist. Viel Erfolg", beendete der Coach das Meeting und gerade als Domen sich glücklich und voller Tatendrang nach draußen schieben wollte, um nach Daniel zu suchen, wurde er zurückgepfiffen, während die anderen nacheinander nach draußen zum Aufwärmen verschwanden.
„Domen, ich weiß, dass du nicht unbedingt gut befreundet bist mit deiner Uhr, aber wenn das so weitergeht, wird das Konsequenzen nach sich ziehen, haben wir uns verstanden?", leicht gereizt sah Goran ihn an und Domen wusste, dass es besser war, einfach zu nicken. Besonders, wenn er Daniel wirklich noch vor dem Wettkampf sehen wollte. Er musste ihn einfach noch sehen. Er musste wissen, ob der Verlust ihn beschäftigte. Wenn er deswegen nicht zu hundert Prozent auf beim Wettkampf war, könnte er sich das nur sehr schwer verzeihen. Immerhin lag Daniel noch in aussichtsreicher Position und er kannte keinen, dem er es mehr wünschen würde.
„Schön, dass wir uns einig sind. Ach, und das betrifft auch deine Sitzung morgen um elf bei Andrej, verstanden?", setzte sein Coach nach und Domen wäre am liebsten empört an die Decke gesprungen. Hatte Goran nicht gesagt, Bestrafung würde es erst beim nächsten Mal Zuspätkommen geben? „Es ist mir egal, was du dazu meinst. Ich bin dein Coach, ich sage, was gemacht wird. Punkt", brummte er und erstickte jeglichen Protest im Keim, als er sich abwandte und seinen Laptop zusammenklappte, um sich zum Trainerturm zu begeben.
„Verstanden", ergab der junge Prevc sich seinem Schicksal. Erstaunt sah ihn Goran noch einmal von der Seite an. Dass der Junge so schnell nachgeben würde, war fast ein wenig untypisch für ihn.
Doch Domen erkannte, wann er am kürzeren Hebel saß und wenn er genau darüber nachdachte, dann war es ihm im Moment auch egal. Es gab wichtigeres. Mit Andrej konnte er sich morgen immer noch rumschlagen.
Jetzt galt: Angriff war die beste Verteidigung, der Meinung war er schon immer gewesen. Er würde jetzt Daniel suchen gehen, die Lage austesten und danach entscheiden, was er tun sollte. Vielleicht bekam er sogar die Gelegenheit, den Zettel wieder in Daniels Jacke zu stecken. Dann wäre es ganz so, als ob er nie unter die Langfinger gegangen wäre. Entschlossen machte Domen sich auf die Suche quer durchs Springerdorf.
„Frohes Neues!", freundlich lachend lief Michael Hayböck, der großgewachsene blonde Österreicher an ihm mit seinen Skiern auf dem Rücken vorbei. Die Sonne strahlte auf sie hinab und verlieh nicht nur der Schanze ein majestätisches Aussehen. Sie sorgte für eine ungewöhnlich gelassene und fröhliche Stimmung im Dorf. Überall wurden Glückwünsche ausgetauscht. Man nutzte die Gelegenheit, um kurz stehenzubleiben und zu plauschen, während an anderen normalen Wettkampftagen sich schon längst die Spannung vor dem anstehenden Wettkampf greifbar gewesen wäre.
„Gleichfalls!", rief Domen ihm hinterher ohne wirklich stehenzubleiben und bahnte sich, langsamer als ihm lieb war, einen Weg zum norwegischen Container. Dabei hielt er seine Augen offen, nicht dass er Daniel verpasste. Glücklicherweise stachen die blauen Jacken der Norweger ziemlich heraus.
Und tatsächlich: Er fand Daniel auf dem kleinen Platz, auf dem er gestern noch mit den Deutschen Volleyball gespielt hatte. Heute hatten sie sich Daniel als Verstärkung geholt, der im Team von Severin und Richard spielte. Sein Herz begann nervös zu klopfen und ein komisches Gefühl machte sich in im breit.
Abwartend blieb er in der Ferne stehen, um sich zu sammeln und die Lage einzuschätzen. Zumindest sah Daniel nicht so aus, als hätte er eine schlaflose Nacht wegen eines verschwundenen Zettels gehabt. Ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Andererseits wusste Domen inzwischen, dass Daniel sich nur schwer in die Karten schauen ließ und ein verdammt guter Schauspieler war, wenn er nur wollte.
Argh! Er sollte sich nicht so viele Gedanken machen! Das brachte ihn nicht weiter, wie er ja eigentlich schon festgestellt hatte. Im Gegenteil: es ließ ihn verrückt werden. Stattdessen sollte er sich zusammenreißen und es endlich hinter sich bringen. Es sah ihm gar nicht ähnlich zu zögern. Normalerweise bevorzugte er doch die Holzhammermethode. Das galt sowohl für ihn, als auch für seine potenziellen Opfer. Allerdings war es ihm sonst auch nicht so wichtig.
Stirnrunzelnd sah er Daniel dabei zu, wie er den Ball mit all seiner Kraft auf die gegnerische Seite schlug. Andreas, schnellte zur Seite, erreichte ihn jedoch nur noch mit den Fingerspitzen, bevor er auf dem Boden landete.
„Mist!", machte der Deutsche seinem Ärger lautstark Luft.
„Wie war das doch gleich mit dem Verlierer-Team?", grinste Daniel den Deutschen an und wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Er wirkte locker. Sein Lachen strahlte mit der Sonne um die Wette. Genauso sollte es sein, dachte Domen, dem dieser Anblick gefiel und der sich näher an das Spielfeld heranwagte in den Schatten eines der Technikercontainer. Von hier hatte er einen ungestörten Blick auf Daniel und begann mit ein paar Lockerungsübungen, damit er nicht ganz so sinnlos in der Gegend herumstand, aber immer noch das Spiel verfolgen konnte.
„Ein Punkt macht noch keinen Gewinner, Tande", rief Andreas warnend zurück und stellte sich wieder an seinen Platz, während Richard auf der anderen Seite in lautes Gelächter ausbrach und Mühe hatte, sich wieder zusammenzureißen.
„Was ist denn bei dir kaputt?", fragte Andreas und kratzte sich ratlos am Kopf. Der Deutsche hatte keine Ahnung, was genau er gesagt hatte, dass so lustig gewesen sein sollte. Auch die anderen beäugten den jungen Sachsen fragend, der sich Lachtränen aus dem Gesicht wischte.
„Ja, aber...es ist so gut...haha... das aus deinem Mund...hihi...Entschuldigt...ich...", stand er da, kaum einen Ton herausbringend, mit den Händen klatschend und wild herumzappelnd und erinnerte Domen dabei an eine zurückzurückgebliebene Seerobbe. „Aber das ist so...allein die Vorstellung...eine Kerze ist auch noch kein Candlelight-Dinner...hahaha", quetschte er schließlich heraus und Domen runzelte mit der Stirn. An Daniels Miene erkannte er, dass er zumindest eine Ahnung zu haben schien, auf was Richard da anspielte.
„Ich weiß gar nicht, was du mir damit sagen willst", tönte Andreas zurück, zuckte mit den Achseln und sah seinen älteren Kameraden trotzig an, während der Rest ebenfalls in schallendes Gelächter ausgebrochen war.
„Was hast du deiner Caro denn schon wieder angetan?", interessiert wandte sich auch Daniel an den Deutschen und Domen sah, wie sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Norwegers breitmachte, sich Lachfältchen um seine Augen bildeten und seine grünen Augen zu leuchten begannen.
„Ich hab gar nichts gemacht-" –
„So kann man es auch beschreiben...", unterbrach Richard, der sich ein Taschentuch aus seiner Hose zog und erntete einen bösen Blick seines Kollegen.
„Hey, wir hatten Kerzen, ein bisschen Musik und Essen. Was will man denn mehr?", verteidigte sich Andreas und verstand nicht so richtig wo genau das Problem lag. Das hatte er auch gestern nicht verstanden, als seine Freundin ihm vorgeworfen hatte, dass das Essen auf einer Müllkippe romantischer gewesen wäre. Dabei waren sie sich doch einig gewesen, um Silvester keinen großen Aufstand zu machen. Er hatte sich nur an das gehalten, was sie besprochen hatten.
„Du hattest eine Kerze, die du wegen der Brandschutzbestimmungen wieder ausmachen musstest, deine sogenannte Musik war das nervige Gedudel aus dem Radio, dem türkischen wohlbemerkt, und das Essen, naja... Caro sah heute Morgen nicht wirklich gesund um die Nase aus...", listete Severin unbarmherzig auf, während Daniel ungläubig losprustete.
Auch Domen konnte sich das Lachen in seiner Ecke nicht verkneifen. Er hatte zwar keine Ahnung, was diese ganzen Beziehungskisten angingen, aber zumindest hätte er eine etwas andere Location gewählt. Der Spa-Bereich wäre doch perfekt gewesen, schoss es ihm durch den Kopf und kurz sah er wieder Daniel vor sich, vom Mondschein beleuchtet.
„Das war nicht das Essen! Sie hat sich nur erkältet!", empört warf Andreas die Arme in die Luft, während Richard und Severin belustigt die Köpfe schüttelten. Andreas und Romantik passten irgendwie nicht zusammen. Dabei hatten sie schon Wochen vorher auf den jungen Deutschen eingeredet, sich um ein angemessenes Silvesterambiente zu kümmern. Severin hatte sich schon einen Monat im Voraus um die Reservierung der kleinen Blockhütte gekümmert.
„Ja, weil du es nicht geschafft hast, die Öffnungszeiten richtig zu lesen und ihr über eine Stunde draußen in der Kälte verbracht habt, bis ihr eine Kneipe gefunden hattet, in der noch ein kleines Plätzchen frei war. Kein Wunder, dass sie so sauer war", kommentierte Markus trocken. „Sieh es ein, Welle: selbst meine Skier sind romantischer als du."
„Jetzt hört schön auf zu lachen, habt ihr erst mal eine Freundin, dann reden wir weiter", zeigte der Blonde abwechselnd auf Daniel und Markus und blickte eingeschnappt in die Weltgeschichte.
Kaum waren die Worte aus Andreas Mund gekommen, bemerkte Domen, wie Daniels Grinsen schwächer wurde und die Lachfältchen verschwanden. Das führte Domen zur einzig möglichen Schlussfolgerung: Daniel hatte Liebeskummer. Aber wieso stritt er das ständig ab? Gedankenverloren griff er in seine Tasche und fuhr über die scharfen Kanten des Zettels.
„Frohes Neues!"
Erschrocken zuckte Domen zusammen, als Anders Fannemel sich unerwartet in sein Blickfeld schob und seinen Blick auf Daniel versperrte. „Frohes Neues", erwiderte er unwillig und trat unauffällig ein paar Schritte zur Seite, um Daniel weiter im Blick zu haben.
„Darf ich?", fragte Anders zu Domens Missfallen, stellte sich ihm gegenüber an eine Bank, auf der er begann, ohne seine Antwort abzuwarten, seine Schultern zu lockern und versperrte ihm abermals die Sicht.
„Tu dir keinen Zwang an", murmelte der Slowene ergeben. Er hatte jetzt eigentlich keinen Nerv für Smalltalk, begann mit ein paar weiteren Übungen, um seine Beinmuskulatur zu lockern, und nutzte die Gelegenheit für ein paar weitere Schritte nach rechts.
„Schöne Aussicht, was?", bemerkte Anders und sah ihn dabei direkt an. Irgendetwas in seinem wachsamen Blick ließ Domen wieder unruhiger werden. Oder war es die Tatsache, dass seine neugewonnene Erkenntnis, diesen Knoten in seinem Magen verstärkte, den Domen schon seit gestern Abend nicht loswurde, wieder verstärkte?
„Ja, wirklich perfektes Wetter zum Springen. Sonnenschein, kaum Wind. Wird ein spannender Wettkampf. Hoffentlich bleibt es so", antwortete Domen unverbindlich und drehte sich zur Seite, weg von Anders. Vielleicht sollte er Daniel sagen, dass wer immer sie auch war, sie diesen ganzen Zirkus nicht wert war. Daniel hatte jemanden verdient, der ihn glücklich machte. Als Domen sich schließlich wieder umdrehte, musste er feststellen, dass von Daniel nichts mehr zu sehen war. Das Volleyballspiel war für den Norweger offensichtlich beendet. Suchend ließ er seinen Blick durch die Gegend streifen.
„Richtig, das Wetter", murmelte Anders und betrachtete kopfschüttelnd den jungen Slowenen vor ihm. Eigentlich war es so offensichtlich. Nur Domen und Daniel selbst schienen mitsamt Riesengebirge auf dem Schlauch zu stehen.
Domen, der Anders kaum Beachtung schenkte, registrierte wie sich die Tür der norwegischen Unterkunft öffnete und Daniel wieder heraustrat. Er hatte seine dicke Jacke gegen ein dünneres Modell ausgetauscht. Er beobachtete, wie Daniel sich umwandte und sich auf den Weg machte. Doch wo auch immer er hinwollte, weit kam er nicht. Schon am nächsten Container wurde er aufgehalten.
Stirnrunzelnd starrte Domen zu den beiden herüber, die sich kurz umarmten und beobachtete, wie Daniel über irgendetwas lachte, dass der junge Finne von sich gab. Schon gestern Abend auf der kleinen Silvesterfeier hatte er die beiden zusammen kichern gesehen. Er hatte nicht einmal gewusst, dass Jarkko und Daniel Freunde waren, dachte er grimmig und er musste feststellen, dass es ihm noch mehr auf den Magen schlug. Heute Abend würde er definitiv auf dieses komische Gemüse verzichten.
Domen beobachtete, wie Daniel irgendein schwarzes Gebilde bewunderte und Jarkko auf die Schultern klopfte. „Was haben die da?", rutschte es Domen ungeduldig heraus und Anders sah sich um. Er registrierte Domens finsteren Blick, der eindeutig dem Finnen galt und hätte am liebsten laut losgelacht.
„Keine Ahnung, aber Daniel scheint es gut zu finden. Wie alles was Jarkko sagt. Naja, sie verstehen sich eben wirklich gut" sagte Anders und beobachtete jede Regung von Domen genau. Dass er bei seinen Ausführungen ein wenig übertrieb musste der Slowene ja nicht wirklich wissen.
„Ja, Daniel ist ja geradezu euphorisch", grummelte dieser finster. Es passte ihm ganz und gar nicht die beiden so zu sehen. Daniel hatte sogar wieder ein kleines Lachen auf den Lippen. Die beiden scherzten unbeschwert miteinander. Es fehlten nur noch der Wald und die Schneebälle und schon wären die beiden eine perfekte Kopie von Jay und dem Weihnachtsmenschen, dachte Domen. Moment. Was!? Was dachte er da nur wieder?! Sein Hirn musste schon völlig heiß gelaufen sein, wenn es solche Vergleiche zustande brachte, dachte er finster.
Dass Anders ihn grinsend beobachtete entging ihm, dafür war er viel zu beschäftigt jede Bewegung der beiden nachzuvollziehen. Allein der Gedanke, Jarkko könnte mehr wissen, als er...
„Sicher, er mag Jarkko. Ich meine, wer mag ihn nicht? Ist zu allen nett, hat Humor und ist bodenständig-", bemerkte Anders und sah wie sich bei jedem seiner Worte das Gesicht des Slowenen ein wenig mehr verdüsterte.
„-Stubenrein. Soll ich fragen, ob er noch ein neues Herrchen sucht?", brummte Domen und verstand die ganze Aufregung um Jarkko nicht. Wenn er ehrlich war, fand er ihn anstrengend. Er hatte ein aufdringliches Lachen, war einfach überall und nervte. Was auch immer Daniel an ihm fand.
„Vielleicht hat er ja schon eins gefunden?", fragte Anders provokant und grinste mit der Sonne um die Wette, während Domen seine Hände unbewusst zu Fäusten geballt hatte. Er wusste wohl nicht nur bei Daniel, welche Knöpfe er drücken musste.
Und gerade als Domen dem Norweger eine nicht sehr nette Antwort geben wollte, entdeckte Daniel die beiden und verabschiedete sich schnell von dem Finnen. Erleichtert und irgendwie zufrieden atmete Domen aus, als Daniel auf die beiden zugerannt kam.
„Anders, Domen. Was macht ihr denn hier?", begrüßte Daniel die beiden und Domen bemerkte, dass Daniel Anders misstrauisch musterte.
„Keine Sorge. Ich hab Domen nur beruhigt und gesagt, dass du ihn nicht so schnell austauschen wirst", griente Anders frech, während sich eine sehr unangenehme glühende Hitze in Domens Körper ausbreitete und ihm wieder Jay und Weihnachtsmensch im Kopf herumspukten, diesmal allerdings als Daniel und Jarkko verkleidet.
„Was? Nein! Ich meine, ich wollte nur- ähm- also eigentlich...", Denk nach, Domen! Was hattest du doch gleich gewollt. Achja, der Brief. Das schien plötzlich alles so weit weg... Aber nein. Keine gute Ausrede, kämpfte Domen weiter gegen die Bilder in seinem Kopf an, während er versuchte, den überraschten Blicken von Daniel auszuweichen. „Ich meinte, ich wollte fragen, ob wir ne Runde joggen wollen, doch dann wollte ich dich beim Spiel nicht stören", stammelte er und sah sich um. Irgendwo hier musste doch ein Loch sein, in dem er sich verkriechen konnte...
„Ja, so lang steht er schon hier und war auch wirklich angetan von Jarkko. Also von diesem komischen irgendwas", feixte Anders, dessen Tonfall deutlich verriet, dass der Slowenen alles andere als angetan gewesen war. Domen wäre dem Norweger gern auf den Fuß getrampelt. Was sollte das bitte? Bei ihm klang das, als wäre er auf tödlichste eifersüchtig auf Jarkko! Das war doch völliger Blödsinn! Wieso sollte er das auch sein?!
„Wolltest du dich nicht mit Robert beim Tischtennis vergnügen, oder so?", fragte Daniel finster und fragte sich, was sein Freund sich nur schon wieder dachte. Er hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er es genauso haben wollte, wie es jetzt war und nicht daran dachte, auch nur irgendetwas an seiner Situation zu ändern. Wieso konnte er das nicht einfach akzeptieren und musste Domen auch noch mit seinen Wahnvorstellungen in Verlegenheit bringen?
„Ja... stimmt. Dann lass ich euch zwei mal allein", verabschiedete sich der kleine Norweger süffisant und verschwand.
Peinliche Stille machte sich breit, die Domen unruhig werden ließ. Dass Daniel nicht den Eindruck machte, als würde er etwas vermissen, machte es in diesem Moment nicht besser. Domen wusste, er sollte eigentlich erleichtert sein, stattdessen sah er Daniel an und fragte sich, was der Norweger nur an dem Finnen fand. Anders Worte hatten einen bitteren und vor allem bleibenden Nachgeschmack bei ihm hinterlassen. Aber er war doch nicht eifersüchtig!
„Wollen wir nun laufen gehen? Bis zum Wettkampf sind es noch fast zwei Stunden", schlug er Daniel vor. Dann konnte er seine Gedanken endlich zum Schweigen bringen und wusste gleichzeitig, wo Daniel war. Das nannte er mal eine klassische Win-Win-Situation.
„Wieso nicht. Meine Mutter scheint ja eh verschwunden zu sein", antwortete Daniel und gemeinsam liefen sie in den Wald. Stille umfing sie. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen, der Wind blies sanft durch die Äste, die leise rauschend nachgaben und sich in ihrem ganz eigenen Takt sanft hin und her wiegten. Dabei ließen sie vereinzelt Sonnenstrahlen durch die sonst so dichte Tannendecke.
Hoffentlich nahm Daniel die Worte von Anders nicht ernst. Das alles war ihm wahnsinnig peinlich. Er hatte das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen, warum er Daniel so lang beobachtet hatte, obwohl er wusste, dass es vermutlich besser wäre, einfach die Klappe zu halten. Ach, verdammt!
„Euer Spiel war im Übrigen sehr amüsant. Ich frage mich immer wieder, wieso Andreas es nicht endlich aufgibt. Ehrlich, Skispringen kann er ja. Aber Volleyball?", begann er möglichst unauffällig das Gespräch und sein Kommentar schaffte es, Daniels Mundwinkel ein wenig zu heben. „Und Jarkko erst, vielleicht sollte er mal zum Optiker... was hat er dir da eigentlich gezeigt?"
„Ach die haben gestern ihre Bleifiguren aneinandergeklebt. Sozusagen die Vorhersage fürs ganze Team", erzählte Daniel während sie in den Wald einbogen und die Geräusche aus dem Springerdorf immer mehr verblassten.
„Aha. Naja, kann ja nicht jeder künstlerisch hochbegabt sein", konnte es sich Domen nicht verkneifen zu sagen. Er war nicht eifersüchtig, dachte er grimmig. Anders konnte ihn mal. Wie kam er überhaupt dazu?
„Sag mal, alles klar bei dir?", fragte Daniel verwundert.
„Sicher, alles bestens", brummte Domen und lief weiter. Wieso fühlte er sich nur nicht so? Was regte ihn an Jarkko überhaupt so auf? Vor seinem inneren Auge blitze der gestrige Abend wieder auf. Er sah Daniel, wie er zu Jarkko gegangen war und dort mit ihm gelacht und gescherzt hatte. Es hatte ihn gestört und geholfen, seinem Drang nachzugeben und Daniel zu folgen. Er hatte wissen wollen, was die beiden besprochen hatten. Wie Jarkko es geschafft hatte, den Norweger ein wenig von seinen trüben Gedanken abzulenken. „Und ihr versteht euch gut? Du und... Jarkko? Wusste gar nicht, dass ihr so viel miteinander zu tun habt..."
„Naja, wie man sich eben so trifft... Ist wirklich alles klar bei dir? Wieder Stress mit Peter gehabt? Oder Goran? Oder hat Anders was zu dir gesagt?" Daniel wurde das Gefühl nicht los, dass ihm irgendetwas entging. Nervös fuhr er sich mit der Zunge über seine Lippen und blieb stehen. „Du darfst ihn nicht zu ernst nehmen. Anders zieht die Leute gern auf, weißt du?"
Erleichtert atmete Domen auf, drehte sich um und sie liefen gemeinsam weiter. Daniel nahm Anders Kommentare nicht für voll. „Ja, nein. Alles klar." Zumindest sollte es das sein. Daniel gab nichts auf Anders Gefasel. Also, was war dann noch sein Problem?, fragte der junge Slowene sich und suchte nach einer Antwort, die irgendwie Sinn ergab.
Als der Weg enger wurde, überließ er Daniel den Vortritt und heftete sich an seine Fersen. Nachdenklich starrte Domen Daniels Rücken an und beobachtete, wie Licht und Schatten über dessen Rücken wanderten. Daniel wirkte wirklich wahnsinnig grazil, dachte Domen gedankenversunken, als ihm auffiel, dass dessen Schnürsenkel sich gelöst hatten.
„Hey, Lahmarsch! Pass auf, deine Schnürsekel sind offen, bevor du dir noch wehtust", rief er ihm von hinten zu.
„Deine Sorge ist wirklich ergreifend, Butterprinzessin", lachte Daniel und blieb stehen, um sich seinen Schuhen zuzuwenden.
„Nicht wahr? Immerhin will ich heute fair gegen dich gewinnen", antwortete er frech und fühlte sich schlagartig wohler. Vertrautes Gebiet. Mit diesem lockeren freundschaftlichen Gestichel konnte er einfach viel besser umgehen. Und auch Daniel hatte seinen wachsamen misstrauischen Blick abgelegt.
„Vergiss es! Heute bin ich mal dran", verkündete der Norweger voller Selbstbewusstsein. Aber was anderes hatte Domen auch nicht erwartet. Immerhin hatte Daniel allen Grund dazu. Das hatte er bewiesen. Er war in Topform.
„Ach, ich weiß nicht. Ich fand es eigentlich immer ganz schön, dich hinter mir zu wissen. Außerdem ist so ein zweiter Platz doch auch keine schlechte Leistung", verkündete Domen gönnerhaft, als er plötzlich an der Schulter getroffen wurde. Erstaunt sah er zu Daniel, der einen Tannenzapfen in seiner Hand hielt. „Sehr großzügig von dir, aber ich glaube, es wird Zeit, dass dich mal jemand von deinem hohen Ross holt, Butterprinzessin", neckte Daniel ihn.
„Ach, und du meinst, du bist da der richtige?", feixte Domen und brachte ein bisschen Abstand zwischen ihnen. Er wollte es dem Norweger schließlich nicht zu einfach machen.
„Wer, wenn nicht ich?", fragte Daniel, der drohend auf ihn zukam. „Immerhin sind wir doch jetzt Freunde", setzte der Norweger hinzu. Und für einen kurzen Moment hatte Domen das Gefühl, das ihm diese Szene vage bekannt vorkam. „Und wozu sind Freunde denn sonst da?"
„Vielleicht um deinen Größenwahnsinn zu stoppen?", schlug Domen vor, während er sich ebenfalls mit ein paar Wurfgeschossen bewaffnete. Lauernd tingelten die beiden umeinander herum, abwartend, wer den ersten Schritt machen würde.
„Ich glaube, du verwechselst da was", stichelte Daniel und noch während er das sagte, traf den Norweger ein Zapfen am Bauch.
„1:1 Lahmarsch. Ich hab dich auch schon mal schneller reagieren sehen. Muss das Alter sein", verkündete Domen siegessicher und war so auf Daniel fixiert, dass er die Wurzel zu seinen Füßen übersah. Stolpernd verlor er die Zapfen aus seinen Händen. „Mist", war alles, was er über die Lippen brachte, während Daniel bedrohlich näherkam. Ein fettes Grinsen im Gesicht.
„Ich warne dich! Das wird schlimme Konsequenzen haben", rief Domen lachend. Im selben Moment wusste er, woher er die Szene kannte und ließ ihn in seinen Bewegungen erstarren. Er sah es ganz deutlich vor sich: Daniel, der in einem schwarzen Mantel auf ihn zukam und-
„Au!" – „Scheiße! Butterprinzessin! Alles klar bei dir?", panisch lief Daniel auf Domen zu, den der Tannenzapfen im Gesicht getroffen hatte.
Unfähig zu antworten rieb Domen sich über Nase und Wange und sah Daniel aus seinem Tunnel heraus an. Kein schwarzer Mantel nur eine blaue Jacke, waren seine ersten wirren Gedanken, als sein Hirn wieder ansprang.
„Geht's? Das wollte ich nicht, ich-", prasselte es aus Daniel heraus, der nur wenige Zentimeter panisch vor Domen stand, der ganz blass um die Nase war.
„Alles klar. Krieg dich wieder ein, bin ja nicht aus Butter", brummte Domen hinter vorgehaltener Hand und stolperte ein paar Schritte rückwärts. Er musste schlimmer unter Schlafmangel leiden, als er gedacht hatte. Anders ließ sich das alles einfach nicht erklären.
„Sicher?" Wieder stand Daniel direkt vor ihm. Sah ihn aus seinen besorgten Augen an und Domen hatte das Gefühl, in die Ecke gedrängt zu werden. Daniels Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.
„Ja", flüsterte Domen durcheinander und schluckte. Er musste weg. Gedanken abschalten. „Wer als erster wieder im Springerlager ist", sprudelte es aus Domens und noch bevor er seinen Satz fertig gesprochen hatte, begann er zu laufen.
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Hello Hurricane
أدب الهواة(Domen Prevc x Daniel-André Tande) Sie sind jung, beliebt, feiern einen Erfolg nach dem anderen und die Skisprungwelt liegt ihnen zu Füßen: Domen, der mit seinen gerade mal 17 Jahren schneller an der Weltspitze angekommen ist, als je jemand gedacht...