~19~ Dem Tod so nah

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Jacky Sparrows P.o.V.

Mit hoher Geschwindigkeit segelte die Flying Dutchman auf uns zu, bis wir auf gleicher Höhe waren und der Crew direkt ins Auge blickten konnten. „Hey, Fischfresse!", rief Jack provokant und alle drehten sich entsetzt zu ihm um. Was sollte das denn jetzt?Woher hatte er nur das plötzliche Selbstvertrauen, während er sich weiterhin an sein dummes Glas klammerte. „Ich hab ein Glas voll Dreck, ich hab ein Glas voll Dreck und rat mal was da drin ist!", sang er aus vollem Hals vor sich hin, als seine Darbietung jäh von einer Treppe unterbrochen wurde, die ihn plötzlich zu Fall brachte. „Autsch!", murmelte Jane leise, doch Jack richtete sich sofort wieder auf und hielt sein Glas triumphierend in die Höhe. „Nichts passiert!", rief er zu uns hinüber. Was hatte den denn jetzt geritten? Wir standen hier, vermutlich kurz vor unserem Ende, einem der gefürchtetsten Piraten der Geschichte gegenüber und er sang ein Lied über sein blödes Glas voller Dreck? Manchmal fragte ich mich, ob ich wirklich mit ihm verwandt war. Das konnte doch eigentlich nicht sein. „Jetzt reicht's!", rief Davy Jones verärgert von seinem Schiff herüber und schon wurden die Kanonen in Stellung gebracht. Das war's dann wohl! Anscheinend war Jacks Gesang nicht mehr zu ertragen, sodass uns jetzt seinetwegen der Schädel weggepustet würde. Ganz toll...!
„Hart Steuerbord!", schrie Jack mit aufgerissenen Augen und leitete somit ein abruptes Wendemanöver ein. Anstatt uns jedoch zu verfolgen, blieb die Flying Dutchman wo sie war. „Wir haben Sie abgehängt", freute sich die Crew und jubelte schon los. „Sie geben einfach so auf?", fragte Jane misstrauisch. Sie hatte vollkommen Recht. Das konnte doch nicht alles gewesen sein? Die führten doch noch irgendwas im Schilde. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, ging auch schon ein plötzlicher Ruck durch unser Schiff. Jacks Glas fiel zu Boden und zersprang auf den Bohlen. Aufgelöst und panisch wühlte er im Dreck, scheinbar auf der Suche nach irgendetwas wichtigem. „Was war das?", fragte ich erschrocken einen der Piraten und trat schnell an die Reling. „Wir scheinen auf ein Riff gelaufen zu sein", antwortete er mir hektisch und lief sofort zum Bug des Schiffes. „Nein...", hörte ich Will nur sagen. Stirnrunzelnd sah ich ihn an. „Das ist kein Riff!", rief er dann laut und kam augenblicklich auf mich zugelaufen, um mich von der Reling wegzuziehen. „Was ist es denn dann?", frage ich genervt und blieb einfach stehen, als er mich immer weiter mit sich ziehen wollte. „Der Kraken!", sagte er und wie aufs Stichwort stiegen lange Fangarme aus dem Wasser empor. „Oh Gott!", murmelte Jane und schaute entsetzt zu Jack, dessen schwarzes Mal prompt wieder auf seiner Hand erschienen war. In diesem Moment landete einer der Fangarme mit einem gewaltigen Krachen auf Deck. Die Bohlen brachen auseinander und das ganze Holz flog wild durch die Luft. „Alle an die Kanonen!", schrie ich über den Lärm hinweg und gemeinsam feuerte die Crew aus allen Rohren auf die riesigen Fangarme des Kraken. Mit lautem Gebrüll zerschlug das Monster einfach alles was ihm im Weg war. Fliehen konnten wir nicht mehr, da alle Beiboote bereits zerstört waren. Alle....bis auf eins! In diesem einen saß Jack Sparrow und ruderte hektisch Richtung Festland. „Feigling!", murmelte ich angewidert und stach währenddessen mit einem Speer weiter auf einen der Tentakeln ein. „Wir müssen fliehen!", rief Jane verzweifelt, doch sie wusste genau wie ich, dass es dafür längst zu spät war. „Ich habe eine Idee! Alles Schießpulver in das Netz im Frachtraum!", befahl Will plötzlich energisch und schon eilte die Crew los, um seinen Auftrag auszuführen. Mir drückte er hingegen ein Gewehr in die Hand. „Auf mein Komando wirst du schießen!", sagte er eindringlich und wollte bereits weiterlaufen, als ich ihn plötzlich zurückhielt und meine Arme um seinen Hals schlang. Falls wir das hier nicht überleben würden, wäre das vermutlich die letzte Chance ihn nochmal zu küssen. Also nutzte ich meine Chance und presste hingebungsvoll meine Lippen auf die seinen. Einen kurzen Moment gaben wir uns unseren Gefühlen hin und küssten uns voller Leidenschaft. Danach nickte er mir nur kurz zu und lief schnell auf den Berg Schießpulver zu. „Hoch ziehen!", rief er der Crew zu und hielt sich am Netzt fest. Weit oben über dem Deck, hing er zusammen mit dem Schießpulver am Netz und rief lautstark nach dem Kraken. „Jacky, jetzt!", schrie er urplötzlich und wie befohlen, legte ich an. Im selben Moment packte mich jedoch einer der Fangarme und schleuderte mich mit voller Wucht an eine Wand. So schnell ich konnte, kroch ich zurück zu meinem Gewehr, welches ich beim Aufprall fallen gelassen hatte. Gerade als ich danach greifen wollte, stellte jemand seinen Fuß darauf. Langsam sah ich auf und blickte überrascht in das Gesicht von Jack. „Was hat dich dazu bewogen zurückzukehren?", fragte ich ihn ärgerlich, während er sich das Gewehr nahm. „Meine zwei mutigen Töchter!", meinte er nur lapidar, legte an und schoss. Will sprang vom Netz und das Schießpulver explodierte in einem großen Feuerball. Blutig verkohlte Fangarme regneten auf uns nieder, als sich der Kraken schwer verwundet zurückzog.
„Es ist noch nicht vorbei!", murmelte ich erschöpft. „Captain! Befehle?", fragte Mr. Gibbs und schaute dabei auf das mittlerweile brennende Schiff. „Alle ins Beiboot. Wir müssen weg hier!", gab Jack den Befehl und fügt nach Protest von Gibbs hinzu: „Es ist nur ein Schiff. Jetzt macht schon!" Einer nach dem anderen kletterte ins Beiboot. Als letztes stieg meine Schwester Jane ein und meinte, dass Gibbs das Boot nun zu Wasser lassen solle. „Was ist mit Jack?", fragte ich entgeistert. „Er bleibt hier, um uns eine realistische Chance für eine Flucht zu geben!", sagte Jane mit monotoner Stimme. „Was? Das kannst du doch nicht zulassen! Er wird sterben! Er ist unser Vater! Jane, wie kannst du nur?", schrie ich sie an, während dass Boot ins Wasser glitt. Schnell stand ich auf und wollte zurück an Deck der Black Pearl klettern, doch Will schlang augenblicklich seine Arme um mich, um mich zurückzuhalten. „Nein!", schrie ich tränenüberströmt und schlug hektisch um mich, als der Kraken das Schiff auch schon in die Tiefe hinab zog. Will drehe mein Gesicht sanft zu sich herum, damit ich mir das Grauen nicht weiter ansehen musste.

Jack Sparrows P.o.V.

Wir waren auf dem Weg zum Beiboot, als meine jüngere Tochter Jane mich aufhielt. „Du musst bleiben!", sagte sie zu mir und sah mich dabei intensiv an. „Jane?", fragte ich nur verständnislos, während sie ruhig auf mich zukam. Mit leeren Blick nahm sie meinen Arm und zog mich zu einem der Masten an Deck des Schiffes. Ich hörte ein leises Klicken und sah, dass sie mich mit meiner Hand an den Mast gekettet hatte. „Es tut mir so leid!", flüsterte sie mit Tränen in den Augen. Ich blickte sie liebevoll an und nickte leicht. Wenn ich schon sterben musste, dann wollte ich den letzten Augenblick mit meiner Tochter nicht im Hass verbringen. „Ich liebe dich Jane! Vergiss das niemals! Ich bin unsagbar stolz auf euch beide. Sag deiner Schwester, dass ich sie ebenfalls unglaublich liebe!", sagte ich noch leise, dann war sie auch schon fort. Überdeutlich konnte ich Jackys Protestschreie hören und zerrte automatisch an meiner Fessel. Ein Stück entfernt von mir stand eine kleine Öllampe. Mit Hilfe meines Degens zog ich sie zum mir heran und ließ dann das Öl über meine gefesselte Hand laufen. Nach kurzem hin und her zwängte ich meine Hand schließlich durch die Fessel, setzte mir meinen heruntergefallenen Hut wieder auf und wand mich entschlossen der Reling zu. Nach einem kurzen Blick in das weit geöffnete Maul des Kraken, stürmte ich mit gezogenem Degen voran. „Hallo Bestie!", rief ich noch, bevor ich meinem Tod entgegen sprang.

Derweil in London:

James Norrington trat leise ins Zimmer von Lord Cutler Beckett. Vorsichtig legte er etwas auf den Tisch. Dieses in ein Tuch gewickelte Etwas bewegte sich im Rhythmus eines schlagenden Herzens. Des schlagenden Herzen von Davy Jones!

William Turners P.o.V.

Schweigend fuhren wir den Fluss zu Tia Dalmas Hütte hinab. Seitdem die Black Pearl zusammen mit ihrem Vater verschlungen worden war, hatte Jacky kein Wort mehr gesprochen, geschweige denn mich überhaupt angesehen. Ich legte vorsichtig meine Hand auf die ihre, doch sie zog sie sofort wieder weg. Resigniert ließ ich es schweigend zu.
Überall am Ufer standen Gestalten mit Kerzen in den Händen. Sie hielten eine Totenwache für den berüchtigten Captain Jack Sparrow. Ohne ihn und die Pearl konnte ich meinen Vater nicht mehr befreien, das wusste ich genau, aber Jacky machte im Augenblick viel schlimmeres durch. An der Hütte angekommen, gab uns Tia Dalma erstmal ein warmes Getränk, das wohl gegen die Trauer helfen sollte. „Ohne Jack kommt einem die Welt gleich etwas grauer vor!", meinte Gibbs traurig. „Er war ein guter Vater!", sagte Jane leise. „Wenn es einen Weg gäbe ihn zurückzuholen...", erwiderte ich, wurde aber von Tia Dalma unterbrochen. „Würdest du es wirklich tun? Was würdet ihr alle dafür geben? Denn dafür müsstet ihr uferlose Gewässer befahren und vielleicht wäre es sogar euer Tod! Würdet ihr es dennoch wagen?", fragte sie uns eindringlich mit großen Augen. „Aye!", sagten alle einstimmig, bis auf Jacky. „Ja...", hauchte sie unglücklich und schaute gleich wieder zu Boden. „Dann braucht ihr einen Captain, der sich in diesen Gewässern auskennt", sagte Tia Dalma energisch und schon konnten wir polternde Schritte auf der Treppe vernehmen.
Kein geringerer als Captain Barbossa höchstpersönlich stand dort und fragte eiskalt: „Was ist aus meinem Schiff geworden?"

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Das war das letzte Kapitel zum 2. Film. Ein bisschen länger als sonst.

Ich hoffe es hat euch gefallen und ich freue mich immer über Votes und Kommentare

Liebe Grüße Eure L-Saphira

Jacky Sparrow              (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt