Prolog

573 32 0
                                    

Dunkelheit umhüllt mich.
Dunkelheit und Kälte.
Ich glaube, dass ich Kälte eigentlich nicht spüren sollte. Aber warum noch gleich?
Ich weiß es nicht.
In meinem Kopf herrscht die gleiche Leere, wie um mich herum. Ein endloses Nichts monumentalen Ausmaßes, voller unentdeckter Wirklichkeit.
Und dann durchbreche ich die Oberfläche.

Gierig schnappe ich nach Luft, wusste bisher nicht einmal, dass ich sie benötigte und huste, als ich Wasser schlucke.
Als ich mich beruhigt habe, setzte ich mich auf und sehe mich um.
Ein zugefrorener See mitten im Wald. Es ist Winter und die Bäume Strecken ihre kahlen Äste in den Himmel, als wollten sie die Sterne berühren.
Und dann ist da der riesige volle Mond vor dem schwarzen Nachthimmel.
Groß und rund ragt er über mir auf und spendet meinem See Licht.
"Hallo Elsa."
Er spricht zu mir. Ich weiß es einfach.
"Du bist Königin Elsa von Arendell. Hab keine Angst."
Und ich habe keine Angst mehr.
"Warum bin ich hier?", frage ich.
Er antwortet nicht.
"Hallo?"
Es bleibt still auf dem Eis.
Er ist weg.
Ich bin wieder allein.

Nach kurzem warten, falls dem Mond doch noch etwas einfällt, stehe ich auf und wundere mich einen Moment lang. Meine Beine sind weder zittrig, noch bin ich schwach, wie man es nach einer längeren Zeit unter Wasser eigentlich erwarten sollte. Woher ich das weiß? Ich habe beim besten Willen keinen blassen Schimmer.
Sicher setzte ich einen Fuß vor den anderen.
Das Eis gibt mir sicheren Halt und ist nicht ansatzweise glatt oder der Gleichen.
Und es ist nicht kalt.
Ich weiß, dass Eis normalerweise kalt sein sollte -schließlich gibt es nicht umsonst den Begriff eiskalt- und obwohl ich keine Schuhe, sondern nur ein blaues Kleid trage, friere ich nicht.

Ich verlasse den zugefrorenen See und betrete den schneebedeckten Boden. Die dunklen Stämme der Bäume heben sich deutlich von der weißen Decke ab. Fast schon ehrfürchtig berühre ich die Raue Rinde mit den Fingerspitzen -und schrecke zurück.
Von meiner Berührung aus bahnen sich Eisblumen und Raureif über den Stamm hinweg einen Weg und hüllen ihn ein.
Zur Sicherheit berühren ich einen weiteren Baum und betrachte das Spiel von neuem.
Kein Zweifel, das bin eindeutig ich, die das Eis wachsen lässt.

Von glücklicher Euphorie erfasst stürme ich durch den Schnee und tobe um den See herum. Kein Baum ist vor mir Sicher, als ich mit dem Eis herumexperimentiere und schon bald gleicht die Lichtung einem Winterwunderland.

Noch bis spät in die Nacht hinein hört man mich unter stetig fallenden Flocken jauchzen.

~❄~

Jelsa - Gefrorener Kuss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt