Wahrheit

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ELSA

Jack zeigt mir alles. Er führt mich zu jedem Stand und erzählt mir die Geschichten der Menschen hinter den Tresen. Gespannt folge ich jedem seiner Worte und genieße die Zeit mit ihm. Er lässt mich jede Süßigkeit probieren, die ich möchte und als mir von all den gebrannten Mandeln und der Zuckerwatte der Bauch schon fast verklebt ist, trinken wir einen warmen Kakao und sehen den vorbei gehenden Menschen zu. Nach einer Weile frage ich mich, woher die Menschen wohl kommen und wohin sie gehen werden. Da Jack darauf keine Antwort weiß, fangen wir an darüber Vermutungen aufzustellen und nach kurzer Zeit wird ein Spiel daraus. Es tut gut sich unrealistische Geschichten mit Geheimagenten und undercover Filmstars auszudenken, denn dadurch kann ich mich besser davon ablenken, dass fast jedes Kind auf Jack deutet und ihn sehen kann. Während ihre Eltern ihnen nur ein müdes Lächeln schenken, winkt Jack ihnen zu, oder lässt ein paar Schneeflocken auf sie herab rieseln. Wenn es mir am Anfang noch eine Stich versetzt hat, nicht gesehen zu werden, obwohl ich direkt neben Jack sitze, dann ist das jetzt vorbei. Ganz im Gegenteil. Ich freue mich für Jack, schließlich sehe ich, wie seine Augen leuchten, wenn er die Kinder anlächelt. Außerdem sorgt Jack dafür, dass ich mich nicht wie das fünfte Rad an Wagen fühle. Er drück jedes mal meine Hand, wenn ein Kind ihn gesehen hat und lächelt mich aufmunternd an. Nicht selten lässt er die Schneeflocken auch zu mir schweben und animiert mich dazu, es auch schneien zu lassen. Der Spaß artet irgendwann ein wenig aus, als Jack und ich uns gegenseitig mit Schnee bewerfen. Kichernd laufe ich los, als er versuch mich zu fangen und verschwinde zwischen den Ständen. Ich schlängele mich zwischen den Menschen und Ständen hindurch und als ich denke, dass ich Jack abgehängt habe, verstecke ich mich hinter einem Stand, der bunte Teelichter verkauft. Vorsichtig spähe ich um die Ecke auf den Platz, doch ich kann jäck nicht entdecken. Gerade, als ich mich frage, wo er wohl ist, umarmt mich jemand von hinten und wirbelt mich im Kreis. Überrascht kreische ich auf, und spüre Jack dabei lachen.

„Hab dich.", sagt er direkt an meinem Ohr und setzt mich wieder auf dem Boden ab. Dabei lässt er mich jedoch nicht los, sondern umarmt mich weiter von hinten. Entspannt lehne ich mich an ihn und schließe die Augen. Ich spüre Jacks Atem an meiner Wange und das heben und senken seiner Brust. In diesem Moment fühle ich mich ganz und gar geborgen. Ohne darüber nachzudenken, drehe ich mich in seinen Armen und lege ihm die Hände auf die Brust. Jetzt sehe ich von unten zu ihm auf und spüre seinen Herzschlag unter meinen Händen, der wie meiner, viel zu schnell ist. Jack sieht mir tief in die Augen und ich verliere mich in dem Blau der seinen. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und plötzlich liegen seine Lippen auf meinen. Der Kuss ist zart und perfekt. Er zeigt mir, dass Jack für mich genauso empfindet, wie ich für ihn und ist gleichzeitig so vertraut, als würde ich Jack schon lange kennen. Als wir und von einander trennen, hält Jack mich weiter fest und scheint für einen Moment sprachlos zu sein.

„Elsa,...", setzt er an, doch ich unterbreche ihn, in dem ich ihn erneut küsse. Meine Hände wandern in seine Nacken und er zieht mich fester an sich, eine Hand in meinem Haar vergraben. Der Kuss ist fordernder, als der erste und beinhaltet all das Verlangen der Zeit, in der wir uns vermisst haben. Ja, ich habe Jack vermiss, auch, wenn ich es bisher nicht wusste. Erst durch ihn wurde ein Platz in meinem Herzen gefüllt, von dem ich bisher nicht wusste, dass er leer war. Doch jetzt, wo er einmal ausgefüllt ist, möchte ich ihn nie wieder verlieren. Las wir uns dieses mal von einander lösen, atmen wir beide schwer und ich bin mir sicher, dass meine Augen genauso strahlen, wie seine.

„Wann...?", fragt er leicht atemlos.

„Schon lange", beantworte ich seine unausgesprochene Frage.

Er nickt und drückt mich noch einmal an sich, bevor er mich los lässt und nur noch meine Hände in seinen behält. Ich strahle ihn an. „Bring uns nach Hause."
Jack nickt wieder, bevor er den Mund zu diesem schiefen Lächeln verzieht, dass ich liebe. Schneller, als ich reagieren kann, legt er einen Arm unter meine Knie, den anderen unter meinen Rücken und befiehlt dem Wind uns ich die Luft zu heben. Wir schießen nach oben und wieder kann ich mir ein Aufkreischen nicht verkneifen. Jack lacht und ich spüre das Vibrieren in seiner Brust, an der ich lehne.

„Frostbeule!", necke ich ihn und gebe ihm spielerisch einen Klaps auf die Schulter. Er lacht nur noch einmal und drückt mir eine Kuss auf den Scheitel.

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Der Leseabend findet in genau einer Woche am Freitag, den 18.05.18 statt. Das erste Kapitel kommt um 17 Uhr.
Bis dann!

Jelsa - Gefrorener Kuss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt