ELSA
Lichter. Das ist das Erste, das ich wahrnehme, als wir den Weihnachtsmarkt betreten. Viele, viele bunte Lichter, die um die Wette funkeln und blinken, als wären sie in einem Wettstreit für das schönste Leuchten. Es sind so viele, dass sie mich fast blenden und ich bleibe überwältigt stehen.
„Ist es immer so bunt?", frage ich atemlos.
„Nein, das ist ein ganz besonderer. Er findet nur am dritten Advent statt."
„Was? Nur einen einzigen Tag?" Erstaunt sehe ich die ganzen Lichter und Stände mit anderen Augen. So viel Aufwand für einen einzigen Tag... „Das muss doch ewig gedauert haben all das hier aufzubauen."
Jack nickt und zuckt gleichzeitig mit den Schultern. „Mit Sicherheit. Deshalb ist es ja auch ein Geheimtipp." Er deutet wage auf die Stände. „Es sind nie viele Besucher da."
Jack hat Recht. Auf dem Markt, dann wir eben überflogen haben war bei Weitem mehr los. Jack hat vorhin in der Gasse seinen Meinung noch einmal geändert und mich, statt auf den großen Markt zu gehen, hier hergebracht.„Verdienen die Menschen hiermit denn nicht ihr Geld?"
„Mit Sicherheit. Aber es ist nicht ihre einzige Einkommensquelle. Die Meisten machen es nur aus Spaß. Ich denke besonderes aus diesem Grund ist der Markt jedes Jahr so schön. Wenn man Freude an etwas hat, gibt man sich mehr Mühe und es ist alles einfach liebevoller, findest du nicht?"
„Natürlich. Was machen die Menschen sonst?" Jack nimmt mich an der Hand und zieht mich auf den ersten Stand zu, an dem ein bärtiger Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit North hat, Schmalzkuchen verkauft.
„Der Mann hier bildet Drogenspürhunde für den Zoll aus. Er ist Heavy Metall Fan und sogar Mitglied in einer dieser berüchtigten Motoradgangs, aber er backt genauso gerne, wie er E-gitarre spielt. Seine größte Sorge ist, dass einer seiner Freunde ihn hier sieht und verpfeift. Trotzdem gibt er den Stand nicht auf. Siehst du die Dame dort drüben, die die Wollsocken verkauft?", er deutet auf den Stand gegenüber. „Sie ist eigentlich Briefträgerin. Schon als junges Mädchen hat sie gerne gestrickt und Handarbeiten gemacht. Ihre Familie bekommt seit Jahren selbstgestrickte Dinge zu Weihnachten, aber sie strickt einfach zu viel. Tja und jetzt ist sie hier und verkauft ihre Wollsachen." Er grinst mich verschwörerisch an: "Das Geld steckt sie ihren Enkeln zu."
„Wow.", sprachlos sehe ich ihn an. „Woher weißt du das alles?"
Er lacht. „Du magst es vielleicht nicht glauben, aber bei einer Tasse Hagebuttentee und Früchtebrot plaudert North gerne mal aus dem Nähkästchen."
Er hat Recht, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
„So, und jetzt zeige ich dir, was ich an Weihnachten besonders liebe." Voller Elan greift Jack nach meiner Hand, bleibt aber nach wenigen Schritten Stehen und dreht sich wieder zu mir um. Er scheint dabei mal wieder vergessen zu haben, dass er meine Hand noch hält. Meinem Herzen ist das allerdings überhaupt nicht egal, denn es schaltet einen Gang höher. Ich habe nicht wirklich Zeit mir darüber Gedanken zu machen, als Jack auch meine zweite Hand ergreift und noch einen Schritt näher kommt. Meine Atmung wird unregelmäßig und irgendwie schaffe ich es nicht mehr einen klaren, zusammenhängenden Gedanken zu formen.
„Elsa, ich...", beginnt er und stockt. „Pass auf." Jetzt sieht er mir in die Augen. „Ich möchte nicht, dass du gleicht enttäuscht bist."
„Enttäuscht?", echoe ich leicht atemlos.
„Die Menschen auf dem Markt werden dich auch hier nicht sehen, vergiss das nicht. Für die meisten Erwachsenen bin auch ich unsichtbar, aber die Kinder werden mich sehen können. Ich möchte nicht, dass du deswegen traurig bist, okay."
Ich nicke zaghaft.
„Gut." Jack sieht mir in die Augen und sein Blick wird für einen Moment sonderbar. Sein Atem stockt und es sieht fast so als, als... als wollte er mich küssen!
Im letzten Moment hält er inne, dreht sich abrupt um und geht zielstrebig auf den Rocker zu. Geschickt lässt Jack eine Tüte voller Kuchen von der Theke verschwinden und legt einen Schein an ihre Stelle.„Hier, das musst du probieren.", meint er und hält mir im Schutz einen ausladenden Tannenbaumes das Gebäck hin. Aufmerksam beobachtet er mich, während ich das gezuckerte Teigstück esse und ich spüre wie mir das Blut in die Wangen steigt. Die blöden Schneeflocken in meinem Bauch wirbeln wie verrückt durch einander und lenken mich vom kauen ab. Was müssen Jacks Augen auch so unverschämt blau sein?
„Und?"
„Was?" Für einen kurzen Moment weiß ich nicht was er meint und verdränge krampfhaft alle Gedanken an blaue Augen aus meinem Kopf. Er deutet auf die Tüte. Oh, klar.
„Lecker.", sage ich schnell und überzeuge mal wieder mit meiner unglaublichen Wortgewandtheit.
Jack verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln, als hätte er mich durchschaut, doch er sagt nichts und stibitzt sich nur ein Küchlein.
„Hey, das sind meine!", rufe ich scherzhaft und drehe mich von ihm weg, um die Tüte zu retten. Doch ich habe nicht mit Jack Frost gerechnet. Schneller als ich blinzeln kann, steht er wieder vor mir, dieses mal so nah, dass sich unser Atem vermischt und in meinem Kopf völlige Leere herrscht.
„Tja, was mache ich da nur?" Wenn möglich kommt er noch ein Stück näher. „Ich glaube, ich nehme mir einfach noch einen." Ohne meinen Blick los zu lassen, greift er nach der Tüte, nimmt sich ein Stück heraus und steckt es sich in den Mund. Ich dagegen bin wie zu einer Salzsäule erstarrt und bringe keinen Ton heraus. Erst als er sich zurückgezogen hat, schaffe ich es wieder einen Fuß vor den Anderen zu setzten und atme heftig ein und aus. Offenbar habe ich die ganze Zeit die Luft angehalten. Wieso bloß reagiere ich so stark auf ihn? Ich spüre, dass mein Herz noch immer zu schnell schlägt und die Schneeflocken in meinem Bauch haben nicht aufgehört durcheinander zu wirbeln. Plötzlich, erkenne ich, was mit mir nicht stimmt und gerate unwillkürlich ins Stolpern. Jack geht wenige Schritte vor mir und dreht sich nach mir um. Schnell signalisiere ich ihm, dass alles in Ordnung ist und weiche seiner Hand, die wieder meine nehmen möchte, aus. Ich will es nicht glauben, doch das Gefühl in meinem Bauch, als er mich angesehen hat, ist Beweis genug. Ich habe mich in Jack Frost verliebt. Es ist verrückt und absolut unvernünftig, doch es ist wahr. Und das, obwohl ich ihn überhaupt nicht kenne. Ich kann nicht einmal sagen, wann und wo es passiert ist. Es ist fast so, als ob es schon immer so gewesen währe, von dem Moment an, in dem ich ihn zum ersten mal am See getroffen habe. Ich kenne ihn zwar nicht, aber mein Herz tut es. Jetzt wird mir auch klar, dass ich ihm schon immer vertraut habe. Wenn ich mit ihm zusammen bin, dann fühle ich mich sicher, geborgen und... zu Hause. Vielleicht stimmt es ja wirklich und ich habe tatsächlich meine Erinnerungen verloren. Vielleicht kenne ich wirklich aus einem Leben vor diesem hier, auch, wenn es schwer vorstellbar ist, denn das tue ich. Ich kenne Jack. Mein Herz kennt ihn und schreit es jeder Faser meines Körpers zu. Nein, ich bin nicht verliebt in ihn. Wenn ich ihn an sehe, das platinblonde Haar, die vollen Lippen und diese faszinierend blauen Augen, dann weiß ich, dass es viel mehr ist. Dann weiß ich, dass ich, Elsa, eine zukünftige Hütern, Jack Frost, den Hüter des Spaßes liebe. Und dass ich es schon sehr lange Zeit tue.
Mit zwei schnellen Schritten schließe ich zu Jack auf und nehme seine Hand in meine. Überrascht fällt auch er kurz aus seinem Schrittrhythmus, doch dann geht er ruhig weiter, ein glückliches Lächeln auf den Lippen, das auch auf meinen liegt.
~~*~~
Hallo an alle, die trotz der langen Pause noch lesen, wie es mit Jack und Elsa weiter geht. Ich freue mich wirklich, dass ihr noch da seid und ich muss mich bei euch entschuldigen. Ich wollte euch nicht so lange warten lassen, aber zwischen Vorabi und Abi war weit weniger Zeit, als ich dachte und da bin ich einfach nicht zum Schreiben gekommen. Als Entschädigung würde ich mit euch nächste Woche einen Leseabend machen. Ich würde dann um 17.00 Uhr das erste Kapitel hochladen und stündlich ein neues. Schreibt in die Kommentare, wenn ihr Lust dazu habt. Im nächste Kapitel würde ich dann das Datum bekannt geben.
Liebe Grüße,
LovingBooks1000.
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Jelsa - Gefrorener Kuss
FanfictionDies ist die Fortsetzung von 'Jelsa - Wie Eis und Schnee' "Die Welt ist schwarz und Dunkelheit das einzige was ich kenne." Was passiert, wenn Elsa keine Erinnerungen mehr an sich, Arendell und Jack hat? Wenn ihre Liebe sich ganz neu entwickeln muss...