Toothiana

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JACK

„Wind, bring mich zum Zahnpalast!", befehle ich und postwendend trägt mich eine eisige Böe in die Luft. Es ist ja mal wieder typisch, dass ich ausgerechnet jetzt als Bote gebraucht werde. Wochenlang langweile ich mich zu Tode und jetzt, wo ich endlich mal ein paar Wichtel einfrieren darf musss es ausgerechnet dann sein, wenn Elsa bei mir ist. Wenn sie endlich wieder wirklich bei mir ist. Bunny, das alte Känguru, drückt sich mal wieder vor der Arbeit und Sandy schläft bestimmt wieder irgendwo. Dabei wäre beide mindestens so schnell wie ich. Aber letztendlich ist es jetzt auch egal. Jetzt bin ich schon fast da.
Am Horizont sehe ich sie Silhouette des Palastes langsam größer werden. Ich nähere mich schnell und bin wenige Sekunden später angekommen. Als ich lande, begrüßen mich mehrere Feen wild durcheinander plappernd und schwirren um mich herum. Überall flirren sie hektisch durch die Luft und scheinen nicht zu wissen, was sie tun sollen. Ein einzelner Wichtel mit den Zähnen einen Kindes in der Hand kommt vorbei gelaufen, gefolgt von sechs Feen, die sich an seine Mütze klammern und versuchen sie festzuhalten. Dabei ziehen sie ihm jedoch nur die Mütze vom Kopf und er läuft einfach ohne sie weiter. Kurzerhand friere ich ihn ein und nehme dem erstarrten Kerlchen die Zähne ab. Wo bleibt Tooth? Sie müsste längst wissen, dass ich hier bin. Ich fliege los, um sie zu suchen, doch Baby-fee klammert sich an den Ärmel meines Pullovers und zieht leicht daran. Mit ihrem kleinen Ärmchen deutet sie in die andere Richtung und zwitschert aufgeregt.

„Da lang?" Sie nickt aufgeregt und ich folge ihrer Anweisung.

„Nein! Lasst das! Legt das wieder hin!", höre ich Tooth verzweifelt und wütend rufen. Als ich sie finde, fliegt sie in einem Gewirr aus Feen, Zähnen und Wichteln hin und her und sieht merklich zerrupft aus. Mehrere Federn stehen ab und es sieht aus, als hätte man sie mit... Ostereiern beworfen? Die Wichtel kichern und gackern und werfen tatsächlich mit bunten Ostereiern aus Bunnys Bau nach ihr, während andere nach ihr greifen und an ihren Federn ziehen. Ein besonders vorwitziger klettert an einem ihrer Beine hoch. Sie versucht ihn abzuschütteln, doch er krabbelt weiter und reißt ihr sogar eine Hand voll Federn aus.

„Das reicht." Ich ziele und schleudere einen Eisblitz auf den Wichtel, der jedoch so klein ist, dass er Tooth nicht mir einhüllt. Tiefgefroren fällt er wie ein Stein herunter und bleibt am Boden liegen.

„Jack.", seufzt Tooth erleichtert, als ihr Blick mich findet und fliegt mir in die Arme. „Gott sei Dank, bist du da." Ich streiche ihr beruhigend über den Rücken und drücke sie einmal fest, bevor ich sie sanft von mir schiebe.

„Dann fangen wir die Racker mal ein.", verkünde ich und mache mich bereit. Ich atme tief aus und stoße meinen Stab auf den Boden. Macht rauscht das Holz hinunter und schlägt in den Boden ein, dass er erzittert. Erschrocken springt Tooth in die Luft und schwebt über dem Boden, als sich Eis blitzartig von mir ausbreitet und die ganze Ebene überzieht. Es wandert weiter, schnellt die Wände hinauf und erfass die Stockwerke über und unter mir. In kurzer Zeit ist der gesamte Zahnpalast von einer Eisschicht überzögen, die alles und jeden überzieht, der den Boden berührt hat. Augenblicklich ist es so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte, doch dann durchschneidet das Geräusch der Flügel der Feen die Ruhe und ich höre Tooth beruhigt ausatmen.

„Ich würde deinen Feen nie etwas antun.", versichere ich ihr und versuche ihr in die Augen zu sehen, doch sie weicht meinem Blick aus.

„Das hätte ich auch nicht von dir gedacht. Ich vertraue dir. Nur...." Sie hebt die Zähne eines Kindes auf. „Es ist seltsam sie nicht zu hören, selbst für nur einen kurzen Moment. Es macht mir Angst."

Sie sieht in diesem Moment so traurig und zerbrechlich aus, dass ich etwas tun möchte, damit es ihr besser geht. Tooth gehört zu meiner Familie. Sie sollte nicht traurig sein, wenn ich es irgendwie verhindern kann. „Ich weiß.", entgegne ich mitfühlen und stelle mich neben sie. Ich kann Tooth verstehen. Ich wahr Jahrhunderte lang unsichtbar, allein. Ihre Feen zu verlieren würde für sie das selbe bedeuten. Sie wäre allein. Ein Teil von ihr würde fehlen.

„Als ich in Arendell...-", setzte ich an, doch Tooth unterbricht mich wütend.

„Was weißt du schon!", fährt sie mich an und fliegt etwas höher, sodass ich zu ihr aufsehen muss.
„Ich bin seit über 450 Jahren eine Hüterin. 450 Jahre, in denen ich mich um sie gesorgt und für sie gekämpft habe. Ich war immer da, für die Hüter, die Feen und die Kinder. Sie zu verlieren, wäre das Ende für mich. Aber du verstehst es nicht. Du verstehst gar nichts!"

Erschlage stehe ich da und weiß nicht was ich sagen soll. Tooth zittert vor Wut und in ihren Augen schimmern Tränen. Ich habe sie noch nie so außer sich gesehen.

„Tooh, ich....", versuche ich etwas zu erwidern, doch ich breche ab. Was habe ich falsch gemacht? Was habe ich getan, dass Tooth, die alles was sie tut mit Freude und Leidenschaft angeht und immer voller Lebensmut ist, ja selbst während Pitchs Angriff noch verständnisvoll war, sich so vergisst?

„Nein, Jack. Lass es einfach. Du hast es weder in den 300 Jahren, die dir der Mann im Mond geben hat, noch in dem letzten Jahr bei uns gesehen." Jetzt rinnen ihr die Tränen wirklich über das Gesicht.

„Was gesehen?", frage ich verzweifelt nach. Ich verstehe nicht. Tooth lacht freudlos auf und aus ihrem Mund klingt das Geräusch furchtbar. Sie dreht sich um und fliegt langsam von mir weg. Ich folge ihr mit etwas Abstand.

„Tooth, bitte. Was habe ich falsch gemacht?"

„Falsch gemacht? Du hast überhaupt nichts gemacht. Du hast nicht gesehen was du machen solltest!"

Was...?, langsam bekomme ich Angst. Da dreht Tooth sich plötzlich um und sieht mir gebrochen in die Augen.

„Du hast mich nicht gesehen.", sagt sie leise und ihre Stimme ist so voller Schmerz, dass auch ich stehen bleibe. „All die Jahre habe ich dich gesehen und gehofft, dass du mich irgendwann bemerkst. Ich dachte, dass die Zeit kommen wird. Dass du das Konzept der Liebe vielleicht einfach noch nicht verstehst. Ich dachte, wenn die Kinder dich sehen können, dann verstehst du es vielleicht und siehst auch mich, aber.... Dann warst du weg und hast Sie mitgebracht. Und spätesten da war mir klar, dass ich falsch lag. Da du Sie liebst wusste ich, dass du mich nie lieben würdest. Ich dachte ich kenne dich Jackson Overland Frost, doch offenbar habe ich mich getäuscht." Bei den letzten Worten bricht ihre Stimme. Sie schließt die Augen und stumme Tränen benetzen die Federn.

Liebe? Tooth liebt mich?, denke ich und merke, was für ein riesiger Idiot ich bin. In diesem Moment geht mir auf, was ich alles übersehen habe. Mir wird klar, wie offensichtlich ihre Gefühle für mich waren und wie unglaublich dämlich ich bin. Vielleicht hat Tooth recht. Vielleicht habe ich das Konzept der Liebe wirklich nicht verstanden.

„Eigentlich wollte ich, dass du das alles nie erfährst,", fährt sie mit geschlossenen Augen fort, „Aber ich konnte es nicht länger für mich behalten. Du sprichst immer nur von ihr und ich.... Es tut mir leid." Sie will davon fliegen, doch ich halte sie an der Hand zurück. „Nein Tooth, mir tut es leid." Traurig sehe ich in ihre violetten Augen. „Ich hätte es sehen müssen. Ich bin ein Idiot und du hast recht, ich habe das Konzept wirklich nicht verstanden. Vielleicht habe ich das bis heute nicht. Aber... ich kann es nicht ändern. Ich kann meine Gefühle nicht ändern. Tooth, ich sehe dich, aber anders, als du es dir wünschst. Ich kenne dich, aber als Teil meiner Familie. Als meine beste Freundin."

Sie lächelt schwach und entzieht sich meiner Hand. „Du kennst doch nicht einmal meinen vollen Namen." Sie fliegt weiter.

„Doch, das tue ich Toothiana. Kannst du mir vielleicht irgendwann verzeihen?", rufe ich ihr nach. Sie hält inne.

„Vielleicht, Jackson. Vielleicht.", sagt sie leise und verschwindet.


Kleine Planänderung. Ihr bekommt jetzt, was ich schon geschrieben habe und des Rest morgen früh. Mir ist leider gerade etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Das tut mir leid. Die Kapitel kommen aber auf jeden Fall, nur eben morgen früh.


Jelsa - Gefrorener Kuss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt