Verstehen

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Nach dem ich das Pfingstwochenende damit vergeblichen Versuchen, den Stick mit der Datei zu retten, verbracht habe, hier die neu geschriebenen Kapitel.

ELSA

Ich muss meine Erinnerungen finden. Ich weiß, dass ich ein Leben hatte, bevor ich zur Hüterin wurde und das Jack ein Teil davon war. Deshalb ist Jack auch der Einzige, der mir davon erzählen kann und vielleicht auch der Einzige, der weiß, wo ich sie finden kann. Ich habe North gefragt in welcher Richtung der Zahnpalast liegt und bin danach auf das Dach gestiegen. Von den schneebedeckten Schindeln aus beobachte ich den Himmel auf der Suche nach Jack. Auf diese Weise werde ich ihn am schnellsten sehen und auch direkt abfangen. Lange passiert nichts und ich fange an mir Gedanken zu machen, was er so lange bei Tooth macht. Habe ich ein Recht eifersüchtig zu sein? Ich vertraue Jack, aber ich habe auch Tooth Blicke gesehen. Also ja, ich bin eifersüchtig. Es wäre aber auch seltsam, wenn ich es nicht zumindest ein kleines bisschen wäre. Mein Vertrauen in Jack ist jedoch größer, als meine Zweifel an Tooth, denn ich weiß, dass beide schon sehr lange hier sind, aber nie zusammen waren. Ich glaube nicht, dass sie es jetzt auf einmal wollen würden. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die kleinen Zipfelmützen einfach mehr Chaos angerichtet haben, als gedacht und es deshalb länger dauert.
In Gedanken betrachte ich die raue Landschaft. Der Nordwind bläst kräftig über die Steppe aus Schnee und brandet über die Eisberge. Mir ist nicht kalt und ich genieße das Gefühl des Windes. Weit draußen auf der Eisfläche geht ein Eisbär einsam seines Weges und trotzt dem Wind und der Kälte. Ich frage mich, ob Jack für den Sturm hier gesorgt hat, schließlich kann er den Nordwind befehligen. Er muss mächtig sein, wenn er so große Flächen dauerhaft einfrieren kann. Bunny hat mal etwas von einem Schneesturm am Ostersonntag erzählt, an dem Jack überall die Temperaturen fallen ließ. Ich bin nicht sicher, wie groß die Länder auf dieser Erde sind, doch es muss eine beeindruckende Leistung sein. Und er hat Pitch besiegt. Es muss ihm mindestens einmal gelungen sein, denn die Hüter haben mir von ihrem ersten Kampf mit Pitch erzählt. Allerdingt bin ich mir sicher, dass sie vieles beschönigt haben, damit ich keine Angst bekomme und meine Aufgabe, Hüterin zu sein, annehme. Trotzdem bin ich mir sicher, dass es eine zweiten Kampf gegeben haben muss. Ich habe die Anderen mehrfach danach gefragt und die Art, wie sie mir dabei ausgewichen sind spricht Bände. Der Einzige, mit dem ich noch nicht darüber gesprochen habe ist Jack, weil ich ihm bisher eher... ausgewichen bin. Größtenteils weil mich seine Anwesenheit verwirrt und ich nicht wusste, wie ich mit ihm umgehen sollte. Aber jetzt ist das anders. Jetzt werde ich ihn nach unserer Geschichte fragen.

Irgendwann taucht am Horizont ein kleiner Punkt auf, der schnell größer wird. Ich erkenne Jack und winke ihm zu, doch er reagiert nicht. Hat er mich nicht gesehen? Als er zur Landung auf dem Boden ansetzt, rufe ich seinen Namen und er sieht erschrocken zu mir auf.

„Elsa?" mit einem Satz ist er auf dem Dach. „Was tust du denn hier? Du erkältest dich noch."

Ich verdrehe leicht die Augen. „Ich habe Eiskräfte. Meine Körpertemperatur ist im Allgemeinen niedriger al 36 °C, da kann ich mich gar nicht erkälten."

„Oh doch, das kannst du, glaub mir."

Ich schnaube abfällig und mache keine Anstalten aufzustehen.

„Gut, dann eben anders.", murmelt Jack zu sich selbst und hebt mich vom Boden.

„Hey!", rufe ich, doch ich wehre mich nicht, sondern kuschele mich an ihn. Er fühlt sich tatsächlich wärmer an, als ich, was bedeutet, das ich kälter bin als ich dachte.

„Was hast du denn bitteschön dort oben gemacht?", fragt Jack und ich höre einen leichten Vorwurf in seinen Worten. Er macht sich Sorgen.

„Ich habe auf dich gewartet." Ein trauriger Ausdruck zieht über sein Gesicht und verdunkelt kurz seine Augen. Mir fällt auf, dass er auch vorhin, als er an mir vorbei geflogen ist so aussah.

„Ist irgendetwas passiert?", frage ich vorsichtig.

Er lächelt, doch es erreicht seine Augen nicht. „Nein. Nichts von bedeu... Nichts worüber du dir Sorgen machen musst."

„Du weißt, dass du immer mit mir sprechen kannst, wenn du mich brauchst." Das war mehr eine Feststellung, als eine Frage, doch er antwortet trotzdem und ich spüre, wie er mir einen Kuss auf das Haar drückt.

„Ich weiß. Das Gleiche gilt für dich. Immer."

„Jack, was das betrifft. Ich wollte mit dir reden, aber wenn es gerade nicht passt, dann können wir auch-."

Er unterbricht mich: „Nein, jetzt ist gut." Statt durch das Erdgeschoss das Haus zu betreten, fliegt er wieder in die Luft und umrundet das Haus einmal halb mit mir in den Armen. Mit seinem Stab stößt er ein Fester im ersten Stock auf und bringt und hinein. Ich glaube, wir befinden uns in etwa hinter der Werkstatt. Er setzt mich auf dem Boden ab und schließt das Fester, während ich dein riesigen Raum bestaune. An den Wänden sind hohe Regale bis zur Decke aufgestellt, in denen so viele Bücher stehen, dass kein Weiteres mehr Platz darin gefunden hätte. So weit ich es erkenne kann stehen weitere Regale von den Wänden aus in Reihen in den Raum hinein und auch sie sind reich gefüllt mit Büchern. Die Luft riecht nach Papier und Büchern, die gelesen werden wollen. Mir gefällt dieser Ort auf Anhieb und ich weiß, dass ich wiederkommen werde.

„Das ist die Bibliothek. Ich dachte, dass wir vielleicht ungestört sein wollen und dafür ist das hier der richtige Ort." Er lacht leise. „Die Anderen kommen so gut wie nie her. Ich glaube, ich habe Bunny noch nie mit einem Buch in der Hand gesehen."

„Warum gibt es dann hier so viele davon?"

„Ich weiß nicht. Ich habe North nie danach gefragt." Jack nimmt meine Hand und führt mich zwischen den Regalen hindurch zu einer gemütlichen Sitzecke mit einem Sofa.

„Du wolltest mit mir reden.", beginnt Jack als wir beide auf dem Sofa sitzen.

„Ja. Ich..." Ich weiß nicht wie ich anfangen soll. Vielleicht sollte ich einfach mit der Tür ins Haus fallen. „Jack, ich möchte, dass du mir von meiner Vergangenheit erzählst.", platze ich heraus und sehe in gespannt an.

„Was?" Überrascht reißt er die Augen auf.

„Ich weiß, dass ich dich kenne. Mein Herz kennt dich und das kann es nur, wenn du in meiner Vergangenheit eine Rolle gespielt hast. Eine Wichtige. Und deshalb bist du auch der Einzige, der mir von meinen Erinnerungen erzählen kann und der vielleicht weiß wo sie sind." Ich spreche schnell und aufgeregt. Jack dagegen runzelt die Stirn.

„Denkst du wirklich, ich wüsste wo deine Erinnerungen sind und würde es dir nicht verraten." Ein verletzter Ausdruck huscht über sein Gesicht.

„Nein, aber ich denke, dass du mir viel erzählen kannst. Ich denke, dass du vielleicht eine Idee hast, wo wir suchen könnten, oder dass uns vielleicht gemeinsam etwas einfällt."

„Elsa, ich... Natürlich erzähle ich dir von unserer Zeit und wie wir uns begegnen konnten. Du hast Recht, ich habe ein Vermutung, wie wir vielleicht deine Erinnerungen zurück bekommen könnten. Glaub mir, ich möchte das genau so sehr wie du. Aber... Bitte.... Ich möchte dir nichts über uns erzählen. Ich möchte, dass du dich selbst daran erinnerst, mit deinen eigene Gefühle und Gedanken. Es kommt mir falsch vor, dir meine Sicht zu erzählen ohne dass du einen Vergleich hast. Ich erzähle dir nur was passiert ist, nicht mehr. Ist... das okay für dich?" Zerrissenheit liegt in seinem Blick und schneidet mir ins Herz. Ich rücke noch ein bisschen näher zu ihm und nehme sein Gesicht in meine Hände.

„Ja, Jack, es ist okay. Ich würde es nicht anders wollen." Dann küsse ich ihn und der Kuss schmeckt nach Verständnis, Vertrauen und Liebe.



Jelsa - Gefrorener Kuss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt