24. Dezember
JACK FROST
Einen Moment bleibe ich mit geschlossenen Augen liegen und wunderer mich über die Ruhe. Es ist still. Verdächtig still. Eigentlich sollte um diese Zeit ein Wichtel nervtötend laut mit der Glocke an seiner Mütze bimmeln und mich wecken. Darauf hin, würde ich ihn einfrieren und frühstücken gehen, ganz so, wie jeden Morgen.
Heute dagegen passiert nichts und es ist weiterhin so verdächtig still, dass ich mich schnell umziehe, um nachzusehen, was in North's Haus vorgeht.
Allerdings komme ich nicht allzu weit, denn ich scheitere schon daran die Türklinke zu öffnen. Sie wird vor mir heruntergedrückt und so schwungvoll aufgerissen, dass ich es nur mit Mühe schaffe einem blauen Auge zu entgehen.
„Jack!", ruft Olaf viel zu laut und deutlich zu motiviert für diese Uhrzeit. Mit dem gleichen Elan greift er nach meiner Hand und zerrt mich regelrecht aus dem Zimmer auf den Gang.
„Komm schnell, komm schnell!"
„Hey, was ist los Kleiner?", frage ich alarmiert.
„Es ist Weihnachten!" Mit großen Augen sieht er mich an, ganz so, als würde das alles erklären.
„Ähm, ja... Darf ich vorher noch Zähne putzen gehen?"
Mit mehr Kraft, als man in einem so kleinen Schneemann vermutet, zieht er mich weiter, lenkt jedoch ein, als ich Tooth erwähne und dass sich sicher enttäuscht wäre. Frühstücken darf ich leider nicht. Olaf ist ein genauso eiserner Verhandlungspartner, wie Bunny, wenn es um Möhren und Wetteinsätze geht. Wiederstrebend folge ich ihm an North's Werkstatt, aus der geschäftiges Rumoren von den letzten Vorbereitungen klingt, vorbei, bis in die große Küche.
Als wir in den Raum kommen, wird mir so einiges klar und es ist schwer das, was ich sehe, noch als Küche zu bezeichnen.
Ich bezweifele, dass es einen einzigen Wichtel in diesem Haus gibt, der sich nicht hier befindet und ein Chaos sondergleichen veranstaltet. Das allein wäre schon Herausforderung genug, doch sie werden von hunderten kleiner Schneemänner unterstützt, die bis vor kurzem noch in Elsa's Schloss gewohnt haben. Natürlich ist sie selbst auch da und hat die Hände in einer Schüssel mit Teig versenkt. Kristoff und Anna unterstützen sie und stechen Kekse aus, aber ich bezweifele dass es besonders produktiv ist. Die meisten der Sterne auf dem Blech werden von Svens Zunge vernichtet. Was die Schneezwerge und Wichtel machen, lässt sich eher als Zustand und nicht als Backen beschreiben.
„Überraschung!", ruft Olaf und ich stimme ihm zu. Eine Überraschung ist es alle mal. Die Frage ist nur, ob North da so begeistert sein wird.
„Nicht meine Schuld.", sage ich zu mir selbst und beschließe mir dieses Spektakel auf keinen Fall entgehen zu lassen.
„Interessantes Frühstück." Ich begrüße Elsa mit einem Kuss und klaue mir gleichzeitig ein Stück Teig aus der Schüssel.
„Hey!" Gespielt empört versucht sie mich mit Mehl zu bewerfen, wobei sie jedoch zum Großteil Anna trifft. Ihre Schwester verdreht nur lächelnd die Augen und sticht weiter Kekse aus. „Morgen Jack.", begrüßt sie den Keksteig.
„Warum backt ihr, noch gleich, so früh am Morgen Kekse, statt zu frühstücken?", wende ich mich neckend wieder Elsa zu und weiche einem Teiggeschoss von Anna aus.
„Banause." Elsa schnaubt und sieht vielsagend über meine Schulter zu ihrer Schwester. Was ich in ihrem Blick sehe, gefällt mir gar nicht. In dem Moment, in dem mir klar wird, was mir blüht, ist es auch schon zu spät. Eine Knacken und das Gefühl von etwas schleimig nassem, das auf meinem Kopf herunter läuft, bestätigen, dass ich Anna unterschätzt habe. Ich hätte damit gerechnet, einen weiteren Brocken Teig abzubekommen, doch Anna hat stattdessen ein ganzes Ei über meinen Haaren aufgeschlagen.
„Igitt. Was soll denn das?" Angeekelt drehe ich mich um, doch statt Elsas Schwester, steht mir Kristoff gegenüber.
„Soll ja gut für die Haare sein.", meint er grinsend, während Anna sich hinter seinem breiten Rücken versteckt.
Ich verenge die Augen zu Schlitzen und setze gerade zu einer schlagfertigen Antwort an, als mich etwas in den Rücken trifft. Elsa steht mit Teig bewaffnet hinter mir. Was habe ich denn verbrochen? Egal. Jetzt lächele ich bösartig. Ich habe zwar keinen Teig aber dafür etwas viel besseres. Mit der linken Hand wische ich mir das Ei aus dem Gesicht, schüttele das klebrige zeug ab und forme in einer fließenden Bewegung einen Schneeball, der Kristoff mitten ins Gesicht trifft. Einen Moment steht er regungslos da, zu überrascht, um zu reagieren und ich nutze die Schrecksekunde, um aus der Schusslinie zu springen. Mein nächster Schneeball trifft auf Annas braune Haare, während mich wiederum der Rest von Elsas Keksteig erwischt. Offenbar hat sie sich deutlich schneller von ihrer Überraschung erholt und setzt nun zum Gegenschlag an. Olaf ruft laut: „Essensschlacht!" und irgendwie ist plötzlich der Boden von einer Eisschicht bedeckt und es schneit. Innerhalb weniger Sekunden ist der Bär los und jeder scheint jeden mit irgendetwas zu bewerfen. Wer auch immer das hier wieder sauber machen muss, tut mir jetzt schon leid, aber das Chaos ist es wirklich wert. Wichtel wuseln überall umher, und liefern sich eine epische Schlacht gegen sich selbst und die Schneemänner, Olaf hat seinen Hintern verloren, Anna wirft mir Mehl hinter einem Tisch hervor, und Eier und Babyschneemänner fliegen durch die Luft, denen ich geschickt ausweiche, während ich über der gesamten Kulisse meine Schneebälle verteile. Elsa und Kristoff haben es sich offenbar zur Aufgabe gemacht direkt auf mich zu ziehen und ich habe Mühe der Mischung aus Eis und Keksen zu entkommen. Und plötzlich ist Sandy auf seiner Wolke aus Sand links neben mir und Tooth mit den Babyfeen zu meiner Rechten und leisten mit mir Gegenwehr. Selbst Bunny ist unten aufgetaucht, wenn auch in sicherer Entfernung hinter der Spüle. Es fehlt nur noch...
Mit einem lauten Knall geht die Tür auf und North kommt herein. Augenblicklich verstummt der Tumult und keiner traut sich, sich zu bewegen.
Ich rechne mit dem Schlimmsten und bastele innerlich schon an einer Entschuldigung, die North vielleicht besänftigt, als er uns alle überrascht.
Gelassen kommt er heran, betrachtet ein unfertiges Blech Kekse und meint trocken: „Ihr wisst aber schon, dass Kekse gebacken und nicht gefroren werden, oder?"
Später, am Abend, sitzen wir alle im großen Saal um die riesige, geschmückte Nordmanntanne und singen zu Kristoffs Gitarre Weihnachtslieder.
Son heute Mittag waren wir damit fertig, die Küche wieder in Normalzustand zu versetzten und haben tatsächlich noch ein paar Kekse abgebacken. Danach hat Tooth, die sich aus den Aufräumarbeiten herausgehalten hat, uns mit einem ganz traditionellen Weihnachtsessen im Zahnpalast überrascht, dass selbst Bunny gefallen hat, obwohl er sich sonst meist nur auf Möhren beschränkt. Zurück an Nordpol musste die Tanne geschmückt werden, was deutlich einfacher ist, wenn man fliegen kann. Mit Elsa auf den Schultern habe ich mir die Spitze den Baumes vorgenommen und obwohl wir mehrmals fast abgestürzt wären (es ist gar nicht so einfach das Gleichgewicht zu halten, wenn man jemanden auf den Schultern hat, der sich die entferntesten Äste aussucht) waren es die schönsten Stunden meines Lebens. Selbst jetzt, mit Bunnys schrägem Gesang im Ohr, bin ich noch glücklich und entspannt.
„Komm." Elsa steht auf und zieht mich mit sich. Ich schnappe mir meinen Stab, die seltsamer Weise neben Anna liege und folge ihr.
Während wir aus dem Raum gehen, höre ich Anna kichern. Schon um die nächste Ecke bleibt Elsa stehen und sieht nach oben. Sie Lächelt. Einen Moment genieße ich den Anblick des Lächelns und der Freude in ihren Auge einfach nur, bevor ich ihrem Blick folge. Genau über uns, an der Spitze meines Stabs, hat jemand einen Mistelzweig befestigt. Anna.
„Ein Mistelzweig.", stelle ich fest und senke den Blick wieder.
„Weißt du was das heißt?"
„Natürlich."
Ganz ehrlich? Ich glaube das sind die besten Weihnachten meines Lebens.
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Jelsa - Gefrorener Kuss
FanfictionDies ist die Fortsetzung von 'Jelsa - Wie Eis und Schnee' "Die Welt ist schwarz und Dunkelheit das einzige was ich kenne." Was passiert, wenn Elsa keine Erinnerungen mehr an sich, Arendell und Jack hat? Wenn ihre Liebe sich ganz neu entwickeln muss...