Jelsa - Gefrorener Kuss

Gespräche der Nacht

JACK

Es dauert lange, bis wir die Werkstatt verlassen. Wie sich herausgestellt hat, hatte Elsa unglaublich viele Fragen zu den Hütern und ihren Aufgaben. Zu Bunny's Freude und North's gegrummeltem Unmut fand Elsa besonders Gefallen an Ostern und löcherte Bunny regelrecht mit Fragen. Natürlich beantwortete er alle mit wachsender Begeisterung, und es ist nicht schwer zu erkennen, dass er sie sofort ins Herz geschlossen hat. Den Anderen geht es genauso, auch wenn Bunny besonders einen Narren an ihr gefressen hat. Ich betrachte das Treiben aus sicherer Entfernung bei den Nußknackern und halte mich aus dem Gespräch heraus. Das ist ganz allein ihr Moment. Erst viel später, als ich allein in meinem Zimmer sitze und auf die weiße, bläulich schimmernde Wand starre, verlässt mich das beruhigte Gefühl, und ich springe rastlos aus dem Fenster in das silberne Vollmondlicht hinein.

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Das silberne Vollmondlicht verwandelt den Schnee in einen glitzernden weißen Teppich und lässt die langen Schatten der Bäume zu nach mir greifenden schwarzen Armen werden. Der Himmel ist so wolkenlos und klar, dass ich für einen Moment sogar das Gefühl habe, der Mond würde mir zuhören.
Natürlich ist das nur Einbildung. Frustriert betrachte ich den stillen, zugefrorenen See, auf den einzelne Schatten fallen, und habe plötzlich das Bedürfnis zu schreien oder auf etwas einzuschlagen, nur um wenigstens etwas tun zu können.

„Warum?", fahre ich den Mond an und springe von dem umgekippten Baumstamm auf, auf dem ich bis eben saß.
„Warum gibst du sie mir erst, um sie mir dann wieder zu nehmen?" Meine zornigen Worte hallen ungehört in der kalten Leere wider.
„Wer bist du, mir hier erst mein Leben zu schenken, um es dann zu zerstören!"
Brutal ramme ich meinen Stab in den Boden und höre das markante Knacken, wenn ein See bis zum Grund gefriert.
„Du bist kein Retter und schon gar kein Beschützer. Du bist nicht ansatzweise besser als Pitch!"

Von Verzweiflung und Wut getrieben, schließe ich einen Eisblitz nach dem Anderen in den Himmel, Richtung Mond, allerlei Beschimpfungen rufend. Irgendwann sinke ich erschöpft auf die Knie und sacke in mir zusammen.
„Mörder", flüstere ich kraftlos und noch verzweifelter als vorher und merke erst jetzt, dass meine Wangen feucht sind.

„Ich glaube, das reicht." Eine Hand legt sich auf meine Schulter und drückt sie einmal kurz.

Bunny.

„Was machst du hier?", frage ich matt.

„Dafür sorgen, dass du wieder aufstehst. Komm hoch, Keule." Er zieht an meinem Arm und navigiert mich zurück zu meinem Baum. Ich lasse mich trist, wie ein Schluck Wasser in der Kurve, darauf fallen.

„Warum tut er das, Bunny?" Meine Stimme ist etwas fester, doch der leidende Unterton ist nicht zu überhören. Ich schaffe es nicht, normal zu klingen.

„Ich glaube nicht, dass er das mit Absicht macht. Es gehört einfach dazu. Jeder von uns musste erst seine Erinnerung verlieren, bevor er werden konnte, wer er heute ist."

Bunny klingt, als wäre er selbst in Erinnerung versunken, und sein Blick ist ins Leere gerichtet. Eine Weile bleiben wir beide stumm, sitzen einfach nebeneinander.

„Du liebst sie wirklich.", stellt Bunny irgendwann unvermittelt fest. Ich antworte trotzdem.

„Ja".

Eine kurze Pause entsteht.

„Weißt du noch, was ich dir über die Bedeutung von Ostern erzählt habe, warum ich ein Hüter bin?" Natürlich. Als ob ich diesen Tag vergessen könnte.

„Hoffnung. Es gibt den Menschen Hoffnung.", antworte ich.

„Ganz genau.", fährt er bedächtig fort.
„Elsa ist ein gutes Mädchen. Gib nicht auf. Sie ist es wert."

Er klopft mir zwei Mal auf die Schulter und steht auf. Ein paar Sekunden später ist er in seinem Kaninchenbau verschwunden und lässt eine einzige Blume allein auf der weißen Decke zwischen den langen schwarzen Schatten zurück. Ganz allein, genau wie ich.

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Nur ein kurzes Kapitel, weil es einen wichtigen Teil der Handlung beschreibt und meiner Meinung nach allein stehen muss