Sehen

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ELSA

Nachdem Jack geräuschvoll den Frühstücksraum verlassen hat, war es bestimmt eine halbe Minute komplett still im Raum. Es waren mit Abstand die längsten 30 Sekunden meines Lebens, vor allem, weil ich immer noch stand und alle sowohl mich, als auch die geschlossenen Tür, durch die Jack gerade gegangen war, anstarrten. Gott sei Dank hat Tooth sich irgendwann meiner erbarmt und mir den Platz neben sich angeboten. Ich glaube ich war noch nie so glücklich über einen Sitzplatz, wie in diesem Moment, auch, wenn sie mir einen misstrauischen Blick zu wirft. Endlich haben auch die Anderen wieder angefangen zu essen und zu reden, was sie auch jetzt –eine Stunde später- noch tun. Selbst North hat sich die Zeit genommen, noch etwas bei uns zu bleiben, obwohl er sicherlich in der Werkstatt gebraucht wird. Genau das ist offenbar der fall, denn er steht auf und entschuldigt sich. Die Nusskanker müssen überprüft werden.

Als er aus der Tür geht kommt Jack herein und setzt sich auf North's Platz mir gegenüber.

„Ich glaube ich muss dann auch los", verabschiedet Bunny sich schnell und verschwindet in einem Tunnel.

„Genau. Es warten viele Zähne darauf einsortiert zu werden." Auch Tooth steht auf, wenn auch die Feen ihr nur wiederwillig folgen. Viele von ihnen werfen mir böse Blicke zu. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen sie sind eifersüchtig.

Da Sandy schon vor einer halben Stunde gegangen ist, sind Jack und ich jetzt allein.

„Elsa, ich wollte mich entschuldigen.", beginnt Jack. „Ich hätte dich heute Morgen nicht so hinter mir her ziehen sollen. Überhaupt habe ich vollkommen übertrieben. Es ist nichts daran auszusetzen, dass du neben mir wohnst."

„Entschuldigung angenommen."

„Gut." Er lächelt mich an und plötzlich fühle ich mich, als würden tausend Schneeflocken in meinem Bauch tanzen.

„Da wir jetzt Nachbarn sind, sollten etwas zusammen unternehmen. Also für eine gute Nachbarschaft." Den letzten Satz schiebt er schnell hinterher, so, als wollte er etwas klarstellen. Natürlich ist das völlig unnötig, schließlich ist das kein... Date. Oder doch? Nein, Quatsch. Jack hat sicher kein Interesse an mir, denke ich und der Gedanke versetzt mir einen Stich.

„Elsa?", fragt Jack, nachdem ich ihm keine Antwort gegeben habe.

„Klar gerne.", antworte ich hastig.

„Schön, dann können wir ja gleich los."

„Wohin?"

Jack grinst verschmitzt. „Das ist eine Überraschung. Komm, steh auf." Einfach so nimmt er meine Hand und zieht mich hoch, was mein Herz kurz aussetzen lässt. Er führt mich zu einem der bodentiefen Fenster und stößt es auf. Wir stehen für meinen Geschmack viel zu nah am Fenster.

„Und jetzt?"

„Jetzt springen wir."

„Was?!", will ich eigentlich sagen, werde aber von meinem eigenen kreischen unterbrocken, als Jack mir blitzschnell den Arm um die Hüften schlingt und uns beide aus dem Fenster stößt. Der freie Fall trägt meinen Schrei fort und dann ist es plötzlich vorbei. Wir werden abgebremst und steigen in die Luft auf. Ich hatte völlig vergessen, dass Jack fliegen kann.

„Musste das sein?", frage ich atemlos.

„Auf jeden Fall."

„Blödmann.", murmele ich leise.

„Das habe ich gehört."

„Solltest du auch, Frostbeule."

Er lacht. „Oh, danke. Ich mag dich auch."

Jelsa - Gefrorener Kuss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt