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In den nächste Tagen geht sie Arnim so weit wie möglich aus dem Weg, selbst nach der Schule, wenn beide sich zufällig in der Innenstadt auf der Straße treffen, schlägt sie die andere Straßenseite ein, damit sie ihm nicht zu nahe tretet.

Er versucht daraufhin in der Schule, etwas über sie herauszufinden. Denn nach eine Woche ist ihr Verhalten ihm gegenüber mehr als nur fragwürdig.

Wie gut, dass die nächste Stunde im Computerraum stattfindet. Der Informatikkurs besteht nur aus 15 Schülern, aber die Anderen lenken die Aufmerksamkeit des Lehrers eh auf ihre Probleme, die sie scheinbar mit ihrem Computer haben. Besonders die Mädchen, davon gibt es im Kurs sieben Stück.

Die Arbeitsphase beginnt, und während die 14 anderen Schülern die gestellte Aufgabe machen, besser ausgedrückt an ihr verzweifeln, surft Arnim im Internet nach einer Märyn. Den Namen hört er immer am Anfang einer neuen Stunde, wenn der Lehrer die Namen eines Kurses aufruft. Da er den Namen interessant findet, hat er ihn schnell behalten. Auch die Ausdruckweise hat er inne.

Im Internet findet er nach ein paar uninteressante Seiten, wo ein anderes Mädchen namens Märyn Smith aus Kanada ihr Profil oder ihre Wettkampferfahrung im Judoka mit der Welt teilt, was sehr eintönig klingt, doch noch eine Internetseite von einem Jungen aus Berlin, der von der richtigen Person schreibt. Der Name Märyn ist nach der kurzweiligen Suche demnach kein Einzelfall.

Nach den Angaben des Jungen, die fortlaufend aktualisiert werden, ist Märyn Mitra schon in ganz Deutschland gewesen, sie ist ein Pflegekind von 17 Jahren und sie liebt die Natur. Außerdem liebt sie Musik, mag es allein zu sein und trotzdem hat sie einen ziemlich großen Freundeskreis, da sie in den verschiedensten Städten gelebt hat. Egal ob die Städte wie ihre Geburtsstadt Essen oder Berlin zu den Großstädten oder wie Hünxe eher zu einem Dorf gehören, sie hat überall Freunde.

Sein Gehirn rattert nachdenklich, nachdem er eine Karte auf der Seite entdeckt hat, die anzeigt, wo welcher Freund von dem Jungen namens Nino allerorts ihren Aufenthaltsort gehabt oder in wessen Stadt sie nun sich niedergelassen haben. Für Märyn sind weitaus mehr Orte markiert, als bei einem Gleichaltrigen. Hünxe ist dabei die kleinste aller Städte, in der sie jemals gelebt hat.

„Das muss für sie aller Wahrscheinlichkeit ein Kulturschock sein, in einem Dorf mit gerade einmal ein paar hundert Einwohnern leben zu müssen. Hier kennt jeder jeden, auch wenn wir vielleicht uns zur Kleinstadt annähernd.", denkt sich der neugierige Junge.

Auf dieser sehr informativen Seite findet er noch ein paar Sachen mehr über seine neue Mitschülerin, wie zum Beispiel ihr Lieblingsgericht oder dass sie sich ungerechtfertigt behandelt fühlt von Mitarbeitern eines Krankenhauses. Auch alte Fotos von früher prangen in dem angelegten Profil über sie.

Bei dem ein oder anderen Foto muss er schmunzeln. Auf einem Abbild sieht man sie mit raspelkurzen Haaren auf einer Mauer sitzen und lachen, wiederum zeigt das nächste Bild sie mit pechschwarzen langen Haaren in einem richtigen Kleid, die für eine Gruftiebraut geschaffen wurde.

„Zum Glück", denkt der Junge weiter, „sieht sie so heute nicht mehr aus, sonst wäre ihr Aufenthalt hier in der Stadt schon längst beendet. Ihr Wesen ist sehr verschieden, jedoch das brave Vorzeigemädchen passt zu ihr besser als die Emobraut mit kurzen Haaren, die ihre männlichen Gesichtszüge zum Vorschein bringen."

Er überlegt weiter für sich, warum sie ihn aus dem Weg geht. Laut Aussagen der Kommentare auf der Website hat sie keine Probleme mit irgendeinem Menschen, vielmehr halten manche Erwachsene sie nicht im Zuge von Untersuchungen für lernwillig, da sie wild sei. Das Wort 'wild' wird sogar mehrfach erläutert. Aber jeder spricht von ihrer schnellen Kontaktaufnahme, dass sie sich schnell mit Leuten anfreunden kann.

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