Die Schattenseite dieses Zustands lerne ich schon bald kennen.
Als er mich an seinem vorletzten Tag in München nicht mehr sehen will, weil er mit seinem Freund unterwegs ist, komm ich mir wie ein Junkie auf Entzug vor.
Abends sitze ich stundenlang apathisch vor einem Buch und lese immer die gleiche Seite, den gleichen Abschnitt wieder und wieder ohne auch nur das geringste zu verstehen.
Und als ich dann endlich einschlafe, träume ich schlecht und wache mehrfach in der Nacht auf und sehe auf meinem Handy nach, ob er mir geschrieben hat.
Ich bin eifersüchtig. Ich wusste gar nicht, dass ich eifersüchtig sein kann. Ich versuche alles, um diese Gedanken zu vertreiben, aber sie kommen wieder und wieder, jedes Bild, das ich verdränge wird durch zwei neue ersetzt.
Ich seh ihn vor mir, wie er eine andere küsst, die er gerade erst über seinen Freund kennengelernt hat. Ich seh ihn vor mir, wie er mit seiner Freundin telefonieren. Ich höre Stimmen, ich höre seine Stimme, die mit seinem Freund spricht und sich über mich lustig macht. Darüber was für ein leichtes Opfer ich sei und wie hilflos und unsicher im Bett. Er macht sich über meinen Körper lustig, über meine kleinen Brüste und den Geruch meiner Vagina.
Ich krieg diese kleinen hässlichen Geschichten die nächsten Tage nicht mehr aus meinem Kopf. Und ständig kommen neue hinzu. Erst als ich ihn überreden kann, unsere Affäre in Dortmund hinter dem Rücken seiner Freundin fortzuführen, wird es etwas besser.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass seit diesem Tag in meinem Hinterkopf ständig eine Stimme etwas murmelt, mich über meinen Körper befragt. Seither steh ich viel öfter und länger vor dem Spiegel oder untersuch mich im Bett.
Ich dachte eigentlich, es wird einfacher mit dem Alter...
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12 Wochen
ChickLitIch sehe Gespenster. Wenn ich in den Spiegel sehe, sehe ich Gespenster. Vielleicht ist auch das blasse Mädchen im Spiegel das Gespenst. Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich eine Affäre mit einem Jungen habe, der mit einer anderen zusammen ist. Ich...