21|Von Schmerz und Erklärungen

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Ich atmete die kalte Abendluft ein. Zumindest so gut es mit einer blutenden Nase ging.
Ich schaute nach links, wo die Taschentuchpackung lag, die Luke mir zugeschmissen hatte. Ich griff mit meinen zitternden Fingern danach und schaffte es tatsächlich mir ein Tuch rauszuziehen. Ich wischte mir mit dem Taschentuch über mein Gesicht und über meine Hände. Das Tuch war bereits so gut wie vollständig mit Blutroten Flecken übersäht, weshalb ich es einfach wieder fallen ließ. Mit großer Mühe richtete ich mich auf und zog mich an der Wand hoch. Ich atmete schwer und lehnte mich erstmal an die Mauer. Meine Aufgeplatzten Lippen schmerzten aber die Enttäuschung, das Luke mich die ganze Zeit belogen hatte, schmerzte Mehr.

Mit schweren Schritten ging ich die
Stille Straße entlang, zu meinem Zuhause. So leise wie möglich schloss ich auf und ging schnurstracks in mein Zimmer. Meine Eltern schliefen vermutlich schon, doch ich wollte auf alle Fälle vermeiden, dass sie mich so sahen. Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus und tapste ins Bad, welches Glücklicherweise neben meinem Zimmer war.
Ich wusch mir das Blut ab und stellte fest, das ich bloß eine Aufgeplatzte Lippe und einiege blaue Flecken hatte. In Gedanken versunken putzte ich meine Zähne und ging wieder in mein Bett. Die Müdigkeit überrollte mich, weshalb ich beschloss mich sofort hinzulegen.
Doch als ich in meinem Bett lag, kamen meine Gedanken wieder. Sie schienen so laut zu sein, dass ich beinah befürchtete man könnte sie tatsächlich höhren. Sie kreisten um die Person, die mein Leben in letzter Zeit ein wenig auf den Kopf gestellt hatte. Um Luke.
Ich wünschte mir, dass ich niemals nach Torgau gezogen wäre.
Dann hätte ich ein ruhiges, normales Leben.
Dann hätte ich meinen besten Freund noch.
Gleichzeitig war es gut ,das ich nun Luke's wahres Gesicht kannte.
Unschlüssig starrte ich die Decke an.

Ein Teil von mir hasste Luke dafür, dass er mich beinahe jede Nacht wachhielt, ohne überhaupt anwesend sein zu müssen.

-

Ich hatte meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und lief mit gesenkten Kopf die Schulflure entlang. Zur Abwechslung war ich viel zu früh da. Ich trat in den Klassenraum und musste verblüfft feststellen, dass bereits eine Handvoll Schüler da waren. Unter anderem auch Hetty. Ich stellte mein Zeug ab und schlenderte zu Hetty, die am Fenster stand.

》Wie geht's?《

Murmelte ich halbwegs fröhlich.

》Gut, und dir?《

Meinte Hetty gut gelaunt und sah mich fragend an.

》Äh...ja, auch so.《

Antwortete ich stockend. Sie runzelte die Stirn und fragte:

》Sicher?《

》Ja...klar...《

》Warum hast du überhaupt eine Kaputze auf?《

Hetty griff nach dieser und zog sie von meinem Kopf. Sie schaute mir geschockt ins Gesicht.

》Oh mein Gott, Sandro! Was ist passiert?《

Besorgt sah sie mich an. Genau das hatte ich verhindern wollen, doch mir hätte klar sein sollen, das das nicht klappen würde. Ich wollte gerade etwas antworten, als ich einen Knall hinter mir vernahm.
Erschrocken drehte ich mich um. Nur zwei Schritte von mir entfernt stand Luke, dessen Bücher, Mappen und Blöcke über den Boden verteilt lagen. Geschockt starrte er mir ins Gesicht. Die Wut von gestern Abend kam mit voller Wucht wieder zurück. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und abschätzig musterte ich ihn. Luke zuckte erschrocken zusammen. Hetty schaute bloß abwechselnd von Luke zu mir, mit einen mehr als irritierten Blick.
Ich wendete meinen Blick nicht von Luke ab:

》Zu deiner Frage, Hetty: Ich hatte gestern einen kleinen Vorfall. Ich erzähle es dir in der Pause.《

Sie nickte langsam und meinte:

》Okey...《

Ich drehte mich wieder um und lehnte mich gegen die Fensterbank. Krampfhaft versuchte ich aus dem Fenster zu schauen, dennoch hörte ich wie Luke seine Bücher aufhob.

-

》Also, was ist jetzt wegen...《

Hetty deutete auf mein Gesicht. Ich lehnte mich gegen die Banklehne, der kleinen Holzbank hinter dem Schulgarten.

》Gestern Abend bin ich Luke, Pascall und Marcell begegnet.

Ich sprach ihre Namen voller Verachtung aus.

》Sagen wir so: Sie hatten keine Behrührungsängste. Aber keine Sorge, Marcell hat auch etwas einstecken müssen.《

Mitleidig sag mich Hetty an:

》Tut mir leid.《

Verdutzt schaute ich sie an:

》Weshalb entschuldigst du dich?《

Sie druckste herum:

》Weil...weil...du nur wegen mir später losgegangen bist...《

Reuevoll sah sie auf ihre Schuhe.

》Ach Quatsch. Du kannst doch nichts dafür.《

Beruighte ich sie und sah sie aufmuntern an.

》Eines verstehe ich aber nicht ganz. Warum sah Luke dich so...so entschuldigend an? Das macht doch keinen Sinn.《

Meine Stimmung sank abermals drastisch. Ich schloss meine Augen und erzählte:

》Er war die letzten Tage relativ nett zu mir, doch das war alles bloß "Taktik" wie Luke gesagt hat. Und dann besitzt er die Dreistigkeit mich zu belügen und zu meinen, das er das gar nicht so gewollt hätte!《

Zum Ende hin wurde ich lauter und ballte meine Hand zur Faust zusammen. Hetty meinte vorsichtig:

》Wer weiß...vielleicht tut es ihm ja wirklich leid-《

Ich unterbrach sie:

》Oh nein. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als Marcell mich geschlagen hat.《

Meinte ich verbittert. 
Hetty antwortete mir nicht, sondern starrte nur an mir vorbei. Verwirrt folgte ich ihrem Blick. Rechts von mir stand Luke, der mich verletzt ansah. Von erneuter Wut gepackt meinte ich:

》Stalkst du uns jetzt auch noch? Verpiss dich einfach!《

Er schien nach den richtigen Wörtern zu suchen:

》Ich...ich wollte nur fragen... ob...also wann...du heute Zeit hast.《

Er fügte noch schnell hinzu:

》Wegen Nachhilfe.《

Die Nachhilfe hatte ich komplett verdrängt. Mürrisch antwortete ich:

》Gar nicht.《

Und wendete ihm wieder den Rücken zu. Ich wollte ihn nicht sehen und schon gar nicht mit ihm alleine sein.

》Unsere Eltern sagen aber das wir müssen.《

Meinte Luke. Genervt verdrehte ich meine Augen. Ich wollte auf keinen Fall heute Mathrnachhilfe von Luke haben, doch ich konnte auch nicht einfach "Schwänzen". Meine Eltern waren diesmal nämlich den ganzen Tag zuhause.

》18:00 Uhr.《

Meinte ich grimmig und vernahm ein erleichtertes Aufatmen von Luke.

》Bis dann.《

Meinte der ältere. Doch das einzige was meine Lippen verließ, war ein gemurmeltes:

》Hm.《












Aloha :)
Heute mal nichts so spannend, aber dafür gibt es nächstes Kapitel eine Nachhilfestunde 😏
Was denkt ihr wird passieren?
Übrigens ist dieses Buch Rang #171 in Fan-Fiction. Übertrieben krass😶

Cheerio

Londro -Hurts like Hell-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt