5| Von Hilfe und Verbündeten

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Ich stolperte zu der Bank hinter dem Schulgarten und ließ mich frustriert auf diese fallen. Meine Hand war bereits ebenso blutüberströmt wie mein Gesicht, doch ich presste sie weiterhin auf meine Nase.
Besser als gar nichts.

Mit geschlossenen Augen unterdrückte ich einen Wutschrei.
Wie hatte es Luke nur soweit kommen lassen können? Er war nicht nur ein Arsch, sondern jetzt auch noch gewaltbereit. Und das gegenüber mir.
Der Schmerz in meiner Brust schwoll an und ich konnte ihn nicht länger ignorieren. Eine kleine Träne bahnte sich meine Wange hinunter.

》Kann ich dir vielleicht helfen?《

, ertönte eine weibliche Stimme. Erschrocken schlug ich meine Augen auf und starrte die Person an, die sich unbemerkt vor meine Bank gestellt hatte. Überraschenderweise war es Hentilla, meine neue Sitznachbarin.
Ich bemerkte ein Taschentuch in ihrer rechten Hand, welches sie mir entgegenhielt.
Zögerlich nahm ich es ab und wischte mir damit das Blut von meiner Hand und meinem Gesicht. Sie setzte sich ungefragt neben mich und seufzte laut.

》Er ist ein Arschloch.《

Fragend sah ich sie an.

》Luke, meine ich. Er ist arrogant, eingebildet und feige.《

, antwortete sie schulterzuckend.
Aus Instinkt wollte ich ihr schon beinahe widersprechen. Doch als ich die letzten Stunden revou passieren ließ, erkannte ich, dass sie in allen Punkten recht hatte.

》Stimmt.《

, meinte ich lahm. Sie lächelte mich verwundert an:

》Du bist der Erste, der das so sieht wie ich. Fast alle mögen ihn. Wegen YouTube und so. Und der Rest hat einfach Respekt vor Marcel und Pascal, denke ich.《

, erklärte sie mir bereitwillig.

》Warum bist du nicht so wie die anderen?《

, fragte ich sie. Was Luke ihr wohl angetan hatte? Sie erwiderte jedoch nur ausweichend:

》Selbe Frage. Wieso bist du nicht so wie die anderen?《

Schweigend saßen wir nebeneinander.
Erst als es zum Unterricht läutete, schreckten wir beide auf.
Bevor ich zu Informartik und sie zu einem anderen Wahlfach gehen konnte, ließ ich sie wissen:

》Danke Hentilla.《

Sie lächelte mich an.

》Für dich Hetty.《

-

Erleichtert endlich Zuhause zu sein, schmiss ich mich in mein weiches Bett.
Ich atmete lautstark in mein Kissen und schloss meine Augen.
Heute Morgen war noch alles in Ordnung gewesen.
Doch jetzt, ein paar Stunden später, fühlte es sich an als hätte sich mein Leben um 180° gedreht.
Mit dem Vorsatz nicht weiter im Selbstmitleid zu baden - und das Luke den Ärger eh nicht Wer war - machte ich mich daran, meine restlichen Kartons auszupacken.

-

Mein Zimmer fertigzustellen stellte sich tatsächlich als die perfekte Methode heraus, um mich abzulenken. Gerade war ich dabei Fanarts und Bilder an einer Wand anzubringen, als ich mein Lieblingsfoto entdeckte.
Es zeigte Logo, Stylex, Tobi und Michelle auf der Gamescom.
Alle vier grinsten überglücklich in die Kamera.
Logo hatte zusätzlich einen Arm um eine imaginäre Person gelegt. Als ich das Bild umdrehte laß ich den alten, vertrauten Satz:

"Hier felt eine Person :("

Ein trauriges Lächeln huschte über mein Gesicht.
Logo hatte mir das Bild zugeschickt und es mit seiner Schrift und dem niedlichen Rechtschreibfehler unvergesslich gemacht.
Obwohl die vier auf der Gamescom Spaß hatten und die ganze Zeit beschäftigt gewesen waren, hatten sie dennoch an mich gedacht.
Luke hatte an mich gedacht.
Mit einem mumigen Gefühl versteckte ich es unter meine Tastatur.
Ich wollte es nicht an meine Wand hängen, zu den ganzen anderen Bildern. Es mag sich komisch anhören, aber ich wollte es für mich alleine haben. Selbst Michelle, Stylex und Tobi wussten nicht, dass es überhaupt exestierte. Zumindest nicht dieses Exenplar.Vor allem jetzt, wo ich Logos wahres Verhalten kannte, kam es mir falsch vor, großherlich zu präsentieren dass wir mal Freunde gewesen waren.
Depremiert wendete ich meinen Blick wieder den anderen Bildern zu.
Doch nach diesem Foto, konnte ich keine Motivation mehr aufbringen.

-

》Sandro! Bist du Zuhause?《

Meine Mutter war also auch wieder da.  Ich ging die Treppen herunter und sah sie in der Tür stehen, beladen mit drei Einkaufstüten.

》Kannst du mir was abnehmen, Liebling?《

Ich hasste es wenn sie mich so nannte, doch ich nickte nur schnell und nahm ihr zwei Beutel ab.
Ich fing bereits an die Lebensmittel einzuräumen, als meine Mutter anfing mich mit Fragen zu durchlöchern:

》Und? Wie war dein erster Schultag so?《

》Normal...nicht sonderlich spektakulär.《

, log ich. Ich wollte ihr beim besten Willen nichts von dem ganzen Drama erzählen.
Dennoch legte sie ihre Stirn in Falten.

》Sicher?《

》Ja, ganz sicher.《

Meinte ich nachdrücklich und räumte das Obst in eine große Holzschale.

》Hast du schon Freunde gefunden?《

, fragte sie weiter. Erst wollte ich verneinen, aber dann meinte ich:

》Naja, es gibt ein nette Mädchen in der Klasse. Sie heißt Hentill- Hetty.《

》Und irgendwelche Jungs?《

》Ne,.die sind irgendwie...nicht so sympatisch. Ich weiß auch nicht, ich konnte sie bis jetzt schlecht einschätzen, denke ich.《

Lüge! Schrie mein Verstand, doch ich räumte unbeirrt weiter die Lebensmittel ein.
Zum Glück hakte sie diesmal nicht wieder nach.

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Am Ende des Tages, als ich bereits im Bett lag, bekam ich noch eine unerwartete Nachricht.
Mein Atem stockte, als ich sah das sie von Logo war.

Logo: Na, was macht mein Lieblingspizzabäcker so?
Wir haben dich heute in der Aufnahme vermisst :(

Ich konnte nicht leugnen, dass mein Herz bei dieser Nachricht erstmal einen erfreuten Satz machte.
Ich verfluchte mich dafür selber und sperrte mein Handy einfach wieder.
Ich legte es ans andere Ende meines Nachttisches und starrte es böse an, als habe es ein Verbrechen begannen.
Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite und dachte betrübt über Lukes Verhalten nach. Wie konnte er gleichzeitig solche Nachrichten schreiben und mich doch auch beleidigen und schlagen lassen?
Was stimmte nicht mit ihm?
Wenig später schlief ich ein und träumte sogar etwas.
Doch es war kein guter Traum.
Denn ich träumte von Logo.


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Und noch ein Teil! Heute bin ich total motiviert und produktiv, obwohl ich im Urlaub bin ;)

Cheerio

Londro -Hurts like Hell-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt