Als Rhean wieder zu sich kam, spürte er etwas Kaltes an seinen Handgelenken und an seinem Rücken.
Mühsam versuchte er etwas zu sehen und stellte fest, dass ihm seine Augen verbunden worden waren.
Er versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren, doch das Einzige, was er hören konnte, war irgendein merkwürdiges Rauschen und wenn er sich anstrengte, waren da auch Klagen und Weinen im Hintergrund zu hören.
Allerdings auch die sanfte Stimme einer Illidari.
"Beruhigt euch alle. Noch leben wir. Meine Gefährten wissen Bescheid...", versuchte sie verzweifelt die anderen zu beruhigen.
"Aber er...", wandte eine hohe Stimme ein.
"Auch für ihn gibt es Hoffnung. Allerdings nur, wenn er wieder sehen kann." Die Stimme der Illidari kam näher, mit ihr das schlurfende Geräusch von angestrengten Schritten.
Dann spürte Rhean eine zittrige Hand an seiner Schläfe.
Er ließ sie gewähren.
Sie zog die Augenbinde weg und er blinzelte, bevor er sich umsah.
Er war in einem Käfig aus schwarzem Eisen, das Rauschen kam von hellgrünen Winden, die um den Käfig flogen.
Außerdem waren seine Hände mit langen Ketten an den Käfig gefesselt.
"Willkommen bei uns."
Rhean sah zu der Illidari mit langen schwarz-roten Haaren, die ihn traurig anlächelte und wiederholte: "Willkommen bei uns, den Gefangenen der Legion."
"Die Legion nimmt Gefangene?" Rhean sah sie halb erstaunt, halb spöttisch an. "Und ich dachte, sie metzeln alles nieder."
"Natürlich nimmt die Legion Gefangene, solange sie ihnen einen Zweck erfüllen.", erwiderte die Illidari. "Uns von Illidans Klan zum Beispiel wollen sie auf ihre Seite bringen. Und Leute wie dich verwandeln sie in einen Dämonen."
Rhean schwieg.
"Und wenn du dich wehrst, töten sie dich.", fuhr sie fort.
"Ist das nicht die angenehmste Weise, hier rauszukommen?", fragte Rhean.
"Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Sie foltern dich, bis du langsam stirbst. Darin sind sie wahre Meister."
"Aber was wollt ihr dann tun?"
"Bis mein Verbundener mit seinen Verbündeten kommt werden wir gehorchen müssen.", gab die Illidari zu und fügte noch leiser hinzu: "Und hoffen, dass keiner getötet wird."
Rhean nickte nur.
"Nun gut, bis dahin wird noch Zeit vergehen. Ich stelle mich mal vor." Die Illidari lächelte wieder. "Mein Name ist Melina Silbermond, als Illidari heiße ich Melina Glevenhand. Ich habe neuerdings die dreißig Jahre überschritten."
"Glevenhand, sagst du?", fragte Rhean auf einmal aufgeregt.
"Ja, warum?" Melina sah überrascht aus.
"Kennst du einen Illidari namens Luca Todesauge?"
Melina erstarrte, und als eine Träne über ihre Wangen rann, wandte sie sich ab und flüsterte: "Er war mein großer Bruder..."
"Er war mein Vater.", sagte er leise. "Du bist meine Tante."
"Wirklich?" Melina lächelte und wischte sich die Tränen weg. "Ich habe euch so lang gesucht, bis die Legion mich fand. Ich wollte euch so gern sehen...wahrscheinlich, weil ich gehofft hatte, einer von euch sieht Luca und Rin ähnlich. Und du siehst tatsächlich genauso aus wie Luca..." Sie musterte ihn. "Die gleiche Statur, die gleichen Haare und Augen, selbst dein Gesicht...alles wie bei Luca."
Rhean lächelte schwach. "Das sagen mir so viele."
"Es ist eben so." Melina lachte leise, verstummte jedoch, als die Tür der Zelle aufgestoßen wurde und ein Illidari zu ihnen geworfen wurde.
Beinahe automatisch schloss sich ein Eisenring um sein Fußgelenk.
Wütend starrte der Illidari auf die schwere Eisenkugel, an die er nun gefesselt war.
"Belath!" Melina ging zu ihm und die Eisenkugel an ihrem eigenen Fußgelenk schlurfte über den Boden. "Belath, was ist passiert?!"
"Keine Sorge...Kayn und die anderen sind nah dran. Ich wurde nur kurz außer Gefecht gesetzt, weil ich nicht auf meine Umgebung geachtet habe.", versuchte Belath Melina zu beruhigen.
Es wirkte.
Sie seufzte erleichtert und zeigte auf Rhean. "Sieh mal, das ist der große Bruder deiner Verbundenen."
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Von Anbeginn der Zeit
Fantasy~Drachen sind ja wohl als die ältesten Wesen der Welt auf den ersten Rang der Lebewesen gekommen. Danach folgen die Elfen, dann die Zwerge und dann die Sterblichen. Alle Drachen leben mitten unter Letzteren. Nur weiß es niemand. Niemand außer dir un...