⏳Kapitel 15⏳

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Rhean drehte sich um und wollte gerade auf das Grabmal zugehen, als er Shilira und Belath hinter sich entdeckte.
Shilira starrte ihn geschockt und mit glitzernden Augen an, Belath schüttelte ungläubig den Kopf und führte sie weg von Rhean.
Alle seine Geschwister hatten ihm den Rücken gekehrt.
Obwohl Rhean das Gefühl und den drängenden Wunsch verspürte, sich bei allen zu entschuldigen, tat er es nicht.
Elun sagte, sein Herz sei kalt und seine Worte seien giftig.
War das das Dämonenblut in ihm, vor dem Kayn und Kor'vas ihn gewarnt hatten?
Rhean konnte diese Frage nicht beantworten und er wollte es auch irgendwie nicht wissen.
Stattdessen näherte er sich Wrynns Sturz und somit dem Tor zum Grabmal des Sargeras.
Etwas in ihm fühlte sich gezwungen und stark genug, Sargeras die Stirn zu bieten, doch da war auch etwas, das ihn zurück nach Dalaran, zurück zu seinen Geschwistern locken wollte.
Doch Rhean ignorierte es und trat in das wirbelnde Portal.
Oder wollte es zumindest, denn jemand hielt ihn zurück.
Schon wieder.
"Du solltest da nicht rein, Rhean. Nicht allein." Es war die Stimme eines Mädchens.
"Ich muss, Nyela. Versuch nicht, mich davon abzuhalten." Rhean sah nicht zu ihr.
Nyela schwieg und Rheans Herz begann auf einmal wild zu klopfen.
"Hasst du mich jetzt auch?"
"Wie könnte ich dich je hassen?" Nyela umarmte ihn von hinten. "Weder ich könnte dich hassen, noch du mich. Wir sind Verbundene, Rhean, siehst du das denn nicht?"
Rhean erstarrte.
Hatte sie...hatte sie gerade wirklich Verbundene gesagt?
War sie wirklich schon so lange bei ihm gewesen? War er wirklich schon so lange blind gewesen?
Langsam drehte Rhean sich um und zog Nyela in seine Arme.
So verharrten sie lange.
"Komm zurück nach Dalaran...", wisperte Nyela nach vielen geschwiegenen Minuten.
"Ich kann nicht.", sagte Rhean mit erstickter Stimme. "Ich kann nicht. Meine Geschwister...ich..." Er schluckte seine Tränen runter. "Ich habe sie alle von mir gestoßen..."
"Nein, nicht du." Nyela legte ihm einen Finger auf die Lippen und brachte ihn so zum Schweigen. "Das war der Plan der Legion. Du kennst den Spruch von Lor'themar Theron? Vereint stehen wir, getrennt fallen wir?"
Rhean nickte stumm.
"Siehst du? Die Legion will einen nach dem anderen von euch aus dem Weg räumen und wenn du dich ihnen stellst, ob als Drache oder nicht, du spielst ihnen dein Leben in die Hände. Ich will das nicht." Nyelas trauriges Lächeln versetzte Rhean einen Stich im Herzen.
Wieder verharrten sie schweigend, während sie sich gegenseitig in die blauen Augen sahen und versuchten, darin die Gefühle des jeweils anderen zu lesen.
Wieder war es Nyela, die die Stille brach. "Komm zurück nach Dalaran.", bat sie erneut.
"Ich kann mich bei meinen Geschwistern gerade nicht blicken lassen...", murmelte Rhean leise.
"Dann kommst du eben mit zu mir.", schlug ihm Nyela vor.
Rhean überlegte kurz, dann nickte er dankbar. "Wenn es für dich in Ordnung ist..."
"Natürlich ist es das!", lachte Nyela und drückte glücklich seine Hände. "Sonst hätte ich es wohl kaum vorgeschlagen!"
Rhean brachte noch ein Grinsen über die Lippen, bevor er sich wieder Nyelas tröstender Umarmung hingab, während Nyela sie zu sich nach Hause teleportierte.
Dort zogen sie sich in Nyelas Schlafzimmer zurück, saßen nebeneinander und hielten sich sanft in den Armen.
Die Welt schien nur ihnen zu gehören.
Zumindest für den Moment.

Von Anbeginn der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt