⏳Kapitel 22⏳

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Die Sonne neigte sich gerade dem Horizont zu, es war also Nachmittag, als Rhean und Neltharion Quel'Thalas und wenige Flügelschläge später auch Quel'danas.
Sie landeten am Posten der Zerschmetterten Sonne und verwandelten sich zurück.
Rhean wandte sich sofort an eine Wache. "Entschuldigt, wisst Ihr, wo Hohepriester Nao gerade ist?"
"Nach wie vor bei seiner Geliebten.", erwiderte der Draenai grinsend.
Immerhin war das eine Information, die einfach jedem bekannt war - Nao war schließlich als der Geliebte der Sonnengöttin in ihrem irdischen Leben in die Geschichte eingegangen.
Er war der Einzige, der Vereesa zu sich rufen konnte, allerdings keine private Zeit mit ihr verbringen konnte, da der Sonnenbrunnen stets bewacht wurde.
"Ich danke." Rhean verbeugte sich kurz und grinste dabei.
Dann streckte er seine Flügel aus und wollte sich gerade in die Luft schwingen, als Neltharion einen Warnruf ausstieß und ein schweres Netz ihn zu Boden drückte.
Rhean lag auf dem Bauch und versuchte so gut es ging zu erkennen, wer ihn unter diesem Wirrwarr aus schweren Tauen sehen wollte.
Als er ein Reiben an seinen Flügeln spürte, sah er über seine Schulter und entdeckte zwei Soldaten der Zerschmetterten Sonne, beide mit spitzen Dolchen in den Händen.
"Weit bist du nicht gekommen, Dämon.", zischte einer von ihnen und packte Rheans Flügelgelenk, nur um dann mit dem Dolch zuzustechen, bis der Flügel abgetrennt war.
Der andere tat es ihm nach und ignorierte genau wie der erste Rheans schmerzerfüllte Schreie.
Das Blut floss, sowohl aus den Wunden auf seinem Rücken als auch aus den abgetrennten Flügeln.
Rhean verstand es erst, als er seine Flügel sah - es waren seine Dämonenflügel gewesen.
"Ihr...versteht das...falsch...", keuchte er. "Ich...bin...kein Dämon..."
"Was ist dann das?!", protestierte eine junge Blutelfe und zeigte auf seine Flügel.
"Gib mir einen...großen Spiegel...
und ich zeige es euch." Trotz der Schmerzen schaffte Rhean es irgendwie, sich aus dem Netz zu befreien.
Neltharion war ebenfalls unter dem Netz, machte es sich aber leicht, indem er Teile des Netzes versteinerte und dann zu Sand zerbröseln ließ.
"Ich nehme an, ich soll dich fliegen." Neltharion sah Rhean auffordernd an.
"Ja...gleich..." Rhean stand taumelnd auf.
"Reicht der Spiegel hier?" Eine Draenai ließ eine riesige Regenpfütze gefrieren.
"Werden wir sehen." Rhean ignorierte seine Schmerzen und konzentrierte sich auf seine Erinnerungen.
Er wusste, dass die "Spiegelpfütze" ihren Dienst tat. Die Leute um ihn herum keuchten auf.
"Ich denke, das reicht, Rhean.", meinte Neltharion und beförderte ihn so zurück in die Realität. "Aber wir müssen jetzt zu Nao."
Rhean öffnete seine Augen langsam und sah, wie sich die Leute verstreuten.
"Geht." Ein Soldat winkte sie weg. "Geht nur."
"Ich bevorzuge es, zu fliegen.", verbesserte ihn Neltharion, und hob mit Rhean ab.
Über der dachlosen Kammer des Sonnenbrunnens ging Neltharion schließlich in Sturzflug über, dennoch landeten sie sehr sanft auf dem Boden.
"Nao!" Rhean erkannte den Blutelf, der mit hängendem Kopf am Rand des Sonnenbrunnens saß, sofort. "Nao, wir brauchen deine Hilfe!"
Nao öffnete seine Augen. Sie schimmerten golden, was zeigte, dass er mit Vereesa sprach.
Dann wurden sie wieder grasgrün.
"Wie kann ich helfen?" Nao sah man an, dass er noch mit den Tränen zu kämpfen hatte, dennoch lächelte er freundlich.
"In Dalaran sterben unzählige Magier an einer Krankheit, die angeblich nur mit den Essenzen der Brunnen zu heilen ist."
"Rhean..." Naos Lächeln sah auf einmal merkwürdig aus, fast verletzt. "Du weißt doch sicher, das Vereesa Magierin war...Schülerin deiner eigenen Mutter! Was, wenn auch sie von der Krankheit getroffen wird? Niemand könnte ihr jemals helfen...und der Sonnenbrunnen wäre wieder verseucht. Ein zweites Mal würden wir das nicht überstehen."
"Ich will dich zu nichts zwingen, Nao, und ich kann es auch nicht, aber denkst du nicht..." Rhean knirschte mit den Zähnen. "...dass Vereesa selbst ungern von oben zusehen würde, wie ein Magier nach dem anderen stirbt...manche, die sie ihre 'Kinder' nennt?"
Nao schwieg lange.
Sehr lange.
"Du willst also, dass wir unser aller Leben aufs Spiel setzen, für ein paar Magier?", fragte er dann mit blitzenden Augen und packte Rhean grob an den Schultern. "Was hast du erwartet, Rhean? Dass ich sofort Vereesa beschwöre und dir nach Dalaran folge, um ein paar Leben zu retten?! Weißt du eigentlich, was du da verlangst?!"
Er sah in Rheans Augen und spürte die Anspannung des Jungen.
"In Ordnung. Lass mich eine Nacht darüber schlafen."
Rhean nickte. Dann brach er zusammen.

Von Anbeginn der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt