⏳Kapitel 23⏳

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Als Elun wieder zu sich kam, vernahm er bloß Rauschen und viele Leute reden.
Interessiert und misstrauisch blinzelte er, bis er wieder sehen konnte.
Er befand sich in einem riesigen Raum, in dem zwei Naruu schwebten, ein blauer und ein leicht violetter.
Die Leute, die er gehört hatte, waren auch an fast jeder Ecke des Raumes und unterhielten sich.
'Gefällt dir unsere Ordenshalle?', fragte eine leicht hallende Stimme rechts von ihm.
Elun sah dorthin.
Neben ihm saß eine Blutelfe mit weißen Haaren und einem kompliziert bestickten hellvioletten Gewand. Ihre Gestalt war von einer Art violetter Hülle umgeben.
"Bist du eine Schattenpriesterin?" Elun sah in ihre grünen Augen.
'Hast du aber schnell gemerkt.' Die Elfe lachte. 'Du bist ja ein interessanter Gefangener!'
"Gefangener...?" Elun sah zu seinen Handgelenken, die wie erwartet mit Ketten an die in der Wand verankert waren.
Allerdings mit Schattenketten.
'Wenn sie wieder gesund wird und zu dir kommt, wird es lustig für dich.', prophezeite ihm die Schattenpriesterin.
"Wer ist 'sie'?"
'Sie.' Die Elfe zeigte auf etwas oder jemanden auf der anderen Seite des Raumes.
Es war ebenfalls eine Blutelfe, doch diesmal mit schwarzen Haaren und einem strahlend weißen, goldverzierten Gewand.
In ihrer Hand hielt sie T'uuru, was sie als Heilig-Priesterin auszeichnete...und offensichtlich auch als Hohepriesterin, denn die anderen Priester verbeugten sich und wichen zur Seite.
Erst dann bemerkte Elun, dass sie genau auf sie zuging.
Vor ihnen blieb sie stehen und musterte die Schattenketten lange.
"Alan...wusstest du etwa, dass ich meine Kräfte heute noch nicht benutzen darf?", wandte sich die Hohepriesterin anklagend an die Schattenpriesterin. "Hast du das etwa deswegen gemacht?"
'Ja.' Alan grinste und stand auf. 'Ich wollte dich und ihn ärgern. Ihr Turteltäubchen.' Lachend ging sie weg und hinterließ eine puterrote Hohepriesterin.
"Was meint sie denn mit Turteltäubchen?", fragte Elun verwirrt. "Ich hab doch noch gar nichts gesagt..."
"Vergiss, was sie sagte. Geht es dir gut?"
"Ja...na ja." Elun hob eine Hand. "Inwiefern soll es mir gut gehen?"
"Stimmt." Die Hohepriesterin lächelte amüsiert. "Du beherrscht doch Sonnenlicht und Mondlicht. Damit kannst du dich befreien."
Elun sah auf seine Hände.
Sein Mentor hatte ihm erklärt, dass er als thalassischer Druide stets ein Gleichgewicht von Vereesa und Elune schaffen müsste, sobald er etwas mit Licht zu tun hatte.
So konzentrierte er Vereesas Licht auf seine linke Hand und Elunes auf seine rechte Hand.
Die Ketten lösten sich auf.
"Geht doch." Die Hohepriesterin half ihm auf die Füße. "Meine Name ist Alea Immersang, und ich bin siebzehn Jahre alt. Und du bist Elun Silbermond und achtzehn Jahre alt."
"Woher weißt du das?" Elun betrachtete sie misstrauisch.
"Du bist mein Verbundener." Alea sah ihm lange in die blauen Augen. "Natürlich weiß ich Sachen über dich. Ich entschuldige mich, dass du hier sein musst. Alan hat mir bei meinen Recherchen über die Schulter geguckt und wohl zwei und zwei zusammengezählt, und dich entführt...zu uns."
"Wer ist Alan überhaupt?"
"Die Hohepriesterin der Schattenpriester. Und meine Cousine. Sie ist ein wenig...kompliziert." Alea seufzte und führte Elun zu einem kleinen Raum. "Wir haben nur noch wenige Unterkünfte. Das hier wird für die nächsten Wochen dein Zimmer sein."
"Warte!" Elun packte sie an den Schultern und sah sie entgeistert an. "Die nächsten Wochen?! Meine Schwester ist todkrank!"
"Bald nicht mehr." Alea löste sich seelenruhig aus seinem Griff. "Rhean und seine Verbundene kümmern sich um sie."
"Seine Verbundene?"
"Nyela Lichtwispern. Mach dir keine Sorgen, Elun."
Dann schwiegen die beiden.
"Alea?"
"Hm?"
"Wieso sprichst du mit siebzehn so erwachsen?"
Alea schwieg eine Weile, dann sagte sie: "Ich weiß es selbst nicht. Ich glaube, weil ich denke, dass ich das als Hohepriesterin muss. Niemand will eine Hohepriesterin, die spricht wie ein Kind."
"Deine Reden solltest du mit deinem Alter wachsen lassen.", meinte Elun. "Du bist erst siebzehn und du kannst noch tausende Jahre leben. Lass dich von deinem Rang nicht verändern, Alea. Sonst magst du dich am Ende selbst nicht mehr."
Alea nickte schwach.
"Dann versuch erstmal, wie ein Kind zu lächeln."
Da sah Alea überfordert aus.
"Ich kann auch gerne nachhelfen.", grinste Elun.
"Ähm..." Alea sah ihn verwirrt an. "Wie willst du das machen?"
Eluns Antwort bestand darin, dass er sie durchkitzelte.
Alea wand sich lachend in seinen Armen und als Elun aufhörte, lächelte sie.
Sie lächelte.
Elun umarmte sie. "War doch gar nicht so schwer, oder?"
Alea schüttelte den Kopf und legte ihre Arme ebenfalls um ihn.
Und so verharrten sie.

Von Anbeginn der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt