An diesem Tag war ich früh zurück ins Bett gekrochen, obwohl ich sonst eigentlich jemand war, der immer sehr lange wach blieb. Nachts konnte ich einfach besser denken und kreativ sein. Zu dieser Tageszeit hatte man seine Ruhe, seinen Frieden und niemand unterbrach einen. Danach hatte mir aber nach diesem schrägen Zusammentreffen definitiv nicht mehr der Sinn gestanden.
Nachdem ich zu Fuß nach Hause gelaufen war, um mich irgendwie auf andere Gedanken zu bringen – und das obwohl es ein fast einstündiger Fußmarsch gewesen war – war ich körperlich und auch geistig so erschöpft gewesen, dass ich einfach nichts mehr hatte sehen wollen. Ich hatte mir schwer damit getan überhaupt einzuschlafen, aber irgendwann war es mir dann doch geglückt, wenn auch erst nach mehreren Stunden des Herumwälzens.
Der Sonntag zog sich wie Kaugummi und das obwohl ich erst gegen zwei Uhr am Mittag überhaupt wieder aufwachte. Eigentlich saß ich den ganzen Tag nur vor meinem Fernseher, schaute irgendeinen Kram auf Netflix, bei dem ich sowieso so abwesend war, dass ich überhaupt nichts von der Handlung mitbekam und aß dabei kalte Reste aus dem Kühlschrank. Gott, ich fühlte mich wie ein elendiger Teenager.
Natürlich hatte meine Schwester mehrfach versucht mich zu erreichen, aber ich reagierte weder auf die Nachrichten, noch auf die Anrufe. Sie konnte sich ja wohl denken, was das zu bedeuten hatte. Sie sollten mich einfach alle mal in Ruhe lassen. Aylin war vermutlich auch längst informiert, denn sie meldete sich den Tag über weniger bei mir. Bestimmt hatte Lina ihr schon alles gesteckt, wie immer.
Die Nacht auf den Montag war ich fast durchgehend wach, da mein Herz so sehr schlug, dass ich mich einfach nicht beruhigen und somit einschlafen konnte. Ich hatte Angst vor der neuen Arbeitswoche, Angst ihn wiederzusehen, ihm in die Augen zu blicken, in denen man sich allzu schnell verlor. Es würde ab sofort komisch zwischen uns sein. Hoffentlich würde er es nun einfach darauf beruhen lassen und jeder von uns tat einfach seine Arbeit und fertig. Ich würde das Thema jedenfalls auf keinen Fall mehr zur Sprache bringen, oh nein. Professionalität war nun das Zauberwort.
Ich hatte wohl noch nie so viel Make-Up in mein Gesicht gehauen wie an diesem Montagmorgen. Das Letzte was ich wollte war, dass er mir sofort ansah, dass mich sein Verhalten so fertig gemacht hatte. Diese Genugtuung wollte ich ihm auf keinen Fall geben. Zu meiner großen Überraschung war er, nachdem ich mich pünktlich ans Set geschleppt hatte, aber nicht einmal da.
Mark fluchte mehrfach – mal freundlicher, manchmal weniger – wieso er wieder so spät dran war. Erst über eine Stunde später als ausgemacht, trudelte er langsam ein. Ich sah ihn nicht an, ging ihm aus dem Weg, bekam aber mit, wie er sich bei Mark entschuldigte und meinte, dass sein Wochenende ziemlich übel gewesen war und er verschlafen hatte. Keine Ahnung, ob er mich bemerkt hatte, aber er klang nicht gut. Egal, nicht mein Problem. Ich suchte das Weite, versuchte mich mit irgendetwas zu beschäftigen, tat mehr, als ich eigentlich musste oder gar sollte.
Wir gingen uns den kompletten Tag aus dem Weg. Außer vor der Kamera bekam ich nichts von Benedict mit. Er ignorierte mich komplett, sah nicht einmal in meine Richtung. Wir mussten ständig unterbrechen, weil Ben offensichtlich nicht richtig bei der Sache war. Er vergaß seinen Text, es fehlten die passenden Emotionen, die passende Gestik – er wirkte völlig unkonzentriert. Es war wirklich seltsam, doch ich dachte nicht näher darüber nach. Er war mir egal, zumindest redete ich mir das ein.
Mir entgingen jedoch nicht die nicht gerade seltenen Seitenblicke, die Mark mir ab und an verstohlen aus den Augenwinkeln zuwarf. Er war zum Mittag hin fuchsteufelswild geworden, weil Benedict alles aufhielt – selbst Martin hatte ihn irgendwann erneut am Arm gepackt, zur Seite gezogen und energisch auf ihn eingeredet. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, aber es ging mich nichts an. Es war sein Bier. Ich machte hier nur meine Arbeit, mehr nicht.
DU LIEST GERADE
Praktikum der Superlative // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]
FanfictionYasmin trifft Benedict während der Arbeit am Set von 'Sherlock'. Sie freundet sich schnell mit ihm an und bekommt bald das Gefühl, dass Benedict mehr als nur eine neue Freundin in ihr sieht - ob das nun gut oder schlecht ist weiß sie noch nicht. Zum...