Als es am nächsten Morgen klingelte, saß ich bereits seit einigen Minuten vollkommen fertig in meiner schmalen Küche an dem einfachen weißen Klapptisch. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich ruckartig auf, nahm hastig den letzten Schluck aus meiner Kaffeetasse und schnappte mir dann meinen kleinen Trolley, in den ich alles was ich für dieses Wochenende und die Drehtage in Cardiff benötigte gepackt hatte.
"Ja?", krächzte ich nervös in die Gegensprechanlage, obwohl ich ganz genau wusste, wer um schlag acht Uhr unten vor meinem Wohnhaus stand.
"Guten Morgen Yasi, ich bin es."
"Morgen Ben, ich komme runter", antwortete ich sofort, spürte aber die angenehme Wärme, die aufgrund seiner tiefen Baritonstimme meinen gesamten Körper durchzog.
Selbstverständlich entrüstete er sich umgehend darüber, dass ich ihn nicht hatte den Koffer runtertragen lassen, auch wenn er kurz darauf selber merkte, dass das Ding wirklich kein Gewicht hatte, schließlich waren darin fast nur Klamotten. Ich gab ihm nur einen beschwichtigenden Kuss und er gab sich dann damit zufrieden den Koffer zum Auto zu bringen und dann in den Kofferraum hieven zu können – das wiederrum geschah sehr zum Missfallen von Henry.
Henry war mir gegenüber freundlich wie auch schon beim letzten Mal, aber an diesem Morgen hatte ich den Eindruck, dass er es auch wirklich aufrichtig meinte oder zumindest bildete ich mir ein das so wahrzunehmen.
"Fahren wir mit dem Auto nach Cardiff?", fragte ich Ben leise und betrachtete verträumt seine Hand, mit der er meine umschlungen hatte.
"Ja, so weit ist das ja schließlich nicht und es ist deutlich angenehmer so", entgegnete Ben lächelnd und drückte meine Hand ganz sanft. "Mach ruhig noch etwas die Augen zu, wenn du möchtest", bot er dann im gleichen Atemzug an und streckte wie bereits gestern auffordernd den Arm aus, damit ich mich besser an ihn lehnen konnte.
Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen, rutschte näher an ihn und kuschelte mich an seine Brust, während er mir schützend seinen Arm um die Schultern legte, mir ruhig über den Rücken strich und mich sachte aufs Haar küsste, wie er es schon einmal getan hatte. Erst jetzt bemerkte ich so richtig meine Schläfrigkeit und es dauerte nicht lange bis ich wegdämmerte, hier an Benedicts Brust gelehnt, mit seinem vertrauten Geruch in der Nase und dem leichten Holpern des Autos über die vollen Straßen Londons.
~~~*~~~
Das Nächste woran ich mich erinnerte war, dass mich jemand sachte auf die Stirn küsste und etwas an mir rüttelte.
"Wir sind da", murmelte Ben eng an mein Ohr gelehnt und setzte sich wieder etwas aufrechter hin. Noch halb schlafend murmelte ich irgendetwas Schwammiges, rieb mir kurz über die Augen und sah dann mehrfach blinzelnd zu ihm nach oben – er lächelte.
"So schnell? Aber wir sind doch gerade erst..."
"Du hast einen sehr tiefen Schlaf, weißt du?", witzelte Ben etwas, sah dann aber nach vorne zu Henry, der gerade von der Straße abbog und auf eine lange Kieseleinfahrt einbog.
Ich erwiderte daraufhin nichts mehr, entschied mich dafür einfach stumm zu bleiben und linste zwischen den Vordersitzen hindurch, um besser sehen zu können, wo wir unterkommen würden. Bei dem Gebäude am Ende des Kieswegs, der links und rechts mit schönen, alten Obstbäumen gesäumt war, stand ein beinahe schnuckelig wirkendes Hotel, welches im klassischen englischen Baustil errichtet worden war. An der Hauswand schlängelte sich Efeu entlang und wilder Lavendel wuchs vor den hohen, alten Fenstern.
"Wow, es ist wunderschön hier", sagte ich und sah dann mit leuchtenden Augen wieder zu Ben. "Findet hier auch die Convention statt? Mir scheint nicht genug..."
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Praktikum der Superlative // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]
FanfictionYasmin trifft Benedict während der Arbeit am Set von 'Sherlock'. Sie freundet sich schnell mit ihm an und bekommt bald das Gefühl, dass Benedict mehr als nur eine neue Freundin in ihr sieht - ob das nun gut oder schlecht ist weiß sie noch nicht. Zum...