~ 16. Kapitel ~

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Natürlich hatte Ben vergessen, dass er an diesem Abend nicht frei war, so wie von ihm mir gegenüber noch groß angekündigt – ich hätte es mir ja denken können. Zur Feier des Tages stand noch ein Sektempfang mit darauf folgendem Dinner an, welches auf einige wenige Fans beschränkt war, die sich für dieses heiß begehrte, aber auch extrem teure Ereignis im Vorfeld Tickets gesichert hatten, auch wenn nicht alle prominente Gäste des Events daran teilnahmen.

Ganz der Gentleman hatte sich Ben mehr als ausgiebig für seinen Fehler bei mir entschuldigt, auch wenn ich ihm schon beim ersten Mal versichert hatte, dass ich ihm deswegen nicht böse war. Klar, ein Abend allein mit ihm oder wenigstens nur mit dem Cast wäre um ein vielfaches angenehmer gewesen, aber ändern konnte man es ja nun auch nicht mehr, also ließ ich mich von Ben auf morgen vertrösten. Dieses Mal ganz sicher, hatte er gesagt. Ich hoffte wirklich innständig, dass er wenigstens dieses Mal recht behielt.

Selbstverständlich hatte mich Ben nicht einfach zurück ins Hotel fahren lassen. Kurzerhand hatte er mir ein weiteres Ticket beschafft, mit dem ich ebenfalls Zutritt zu diesem Abendprogramm bekam. Das Ziel des Abends war es, dass sich die Fans mit ihren Idolen einfach etwas frei unterhalten konnten, während sich zusammen die verschiedenen Annehmlichkeiten gegönnt wurden. Demnach fiel es also auch nicht wirklich auf, dass ich nun schon seit einer ganzen Weile mit Ben an der provisorischen Bar lehnte – natürlich mit einem angemessenen Abstand zwischen uns – und wir zusammen unseren Sekt leerten. Als Fan getarnt zu sein hatte durchaus seine Vorzüge, auch wenn es mich durchaus wunderte, dass sich seit ich hier mit ihm stand noch kein echter Fan hinübergetraut hatte.

„Du siehst müde aus", bemerkte ich beiläufig, als mein im Raum umherschweifender Blick schließlich an seinen etwas schlaffen Gesichtszügen hängenblieb.

„Ist das denn wirklich so offensichtlich?", scherzte Ben und zog seinen linken Mundwinkel etwas nach oben, doch mich konnte er damit nicht so leicht täuschen.

„Im Moment schon, ja. Du hast es ja bald geschafft", entgegnete ich einfühlsam und hätte ihm am liebsten beruhigend über den Unterarm gestrichen, doch im aller letzten Moment hielt ich mich noch zurück. Ich durfte unter gar keinen Umständen vergessen, dass ich mich in diesem heiklen Umfeld zurückhalten musste.

„Es erfordert wirklich eine Menge Energie, den ganzen Tag über so aufmerksam zu sein. Es fällt mir schwer das zu beschreiben, aber irgendwie ist das eine ganz andere Art der Anstrengung im Vergleich zu einem Drehtag, auch wenn mir das hier auch viel Spaß macht", erklärte Ben, trommelte etwas mit den Fingern auf dem Tresen herum und sah mich mit einem Ausdruck in den Augen an, der mich förmlich anzog, doch ich durfte nicht nachgeben – nicht hier, nicht jetzt. „Trotzdem freue ich mich schon gewaltig auf mein Bett", sagte er gerade und steckte mich umgehend mit seinem breiten Grinsen an, als sich dann doch zwei junge Mädels zu Ben stellten und etwas scheu zu ihm sahen.

„Hallo Benedict, dürfen wir kurz stören?"

„Aber natürlich, dafür bin ich doch da", erwiderte Ben höflich und lächelte beide nacheinander herzlich an, woraufhin sie doch tatsächlich etwas rote Wangen bekamen – ja, diesen Effekt kannte ich nur allzu gut.

„Wir wollten nur kurz los werden, dass du wirklich unser absoluter Lieblingsschauspieler bist. Nicht nur als Sherlock. Das hörst du bestimmt öfter, aber...", sagte die wohl etwas ältere von beiden und sah dann verlegen zu Boden.

„Nein, nein, das ist wirklich wahnsinnig nett und ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Ich danke euch", sagte Ben schnell, schüttelte dabei energisch den Kopf und beugte sich dann kurzerhand etwas vor, um beiden einen Kuss auf die Wange zu hauchen.

Beinahe hätte ich aufgelacht bei dem Gesichtsausdruck, den nun beide Mädels vor uns drauf hatten, doch ich konnte mich gerade noch bremsen. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte ich damals, als er das bei mir zum ersten Mal getan hatte ähnlich ausgesehen, nur wusste ich nun, dass es etwas anderes war, wenn er das bei mir tat. Zumindest hoffte ich das wirklich innständig.

Praktikum der Superlative // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt