~ Epilog ~

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„Cut! Okay, das war die letzte Szene von Benedict in dieser Staffel", schrie Mark mit an den Mund gehaltenen Händen und formte damit eine Art Trichter.

Das gesamte Team brach in Jubel aus. Die Leute klatschten, während Benedict nur schief lächelte, das Wohnzimmer von John und Sherlock verließ und sofort eine Mitarbeiterin aus der Requisite an seine Seite sprang, um ihm den schweren Mantel abzunehmen. Ben war sichtlich gerührt und emotional, auch wenn er immer noch lächelte und so einiges an Händeschütteln und Umarmungen über sich ergehen lassen musste. Als er sich jedoch endlich zu mir umdrehte und er nach meinen Augen suchte, sah ich für den Bruchteil einer Sekunde, wie seine akribisch aufgesetzte Maske fiel. Höflich verabschiedete er sich von dem Pulk an Leuten, die ihn gerade umringten und kam schwungvoll auf mich zu. Auf den letzten Metern beschleunigte er seine Schritte, ging etwas in die Knie und noch ehe ich den Mund aufmachen konnte, hievte er mich so als ob ich nichts wiegen würde über seine breite Schulter.

„Ah, Ben! Was machst du denn?", keifte ich erschrocken, aber gleichzeitig munter lachend und krallte mich an seinem lila Sherlock-Hemd fest.

„Na, wonach sieht es denn aus? Meine Freundin entführen natürlich", entgegnete er so, als ob es das Natürlichste auf der ganzen Welt wäre, sich so als Erwachsener zu verhalten – oh, wie ich ihn liebte.

Ich hatte keine Ahnung, wo er denn nun hinwollte, also ließ ich es über mich ergehen und beobachtete mit dem Kopf über seiner Schulter hängend wie ein Reissack meine Umgebung aus einer interessanten neuen Perspektive. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich beiläufig, wie Mark mich wissend angrinste und mir zuzwinkerte, als wir an ihm vorbeikamen. Offensichtlich nicht im Dunkeln gelassen wie ich.

„Im Ernst, wo willst du hin?", fragte ich mehr als neugierig, doch Ben packte mich nur noch fester an Po und Beinen, damit ich nicht doch noch fiel.

„An einen ruhigen Ort, an dem ich dich gebürtig verführen kann", entgegnete Benedict in so einem ernsten Tonfall, dass sich meine Augen vor lauter Erstaunen stark weiteten. Ich musste mich definitiv erst an diese mir größtenteils noch unbekannte Seite von Ben gewöhnen, die erst seit ich wieder zurück in London war an die Oberfläche drang.

Unsere Trennung war schrecklich gewesen, auch wenn es sich ja nur um wenige Tage gehandelt hatte. Das Wiedersehen dafür nur noch umso schöner, wenn auch mit vielen Tränen verbunden – wenn auch dieses Mal aus gänzlich anderen Gründen. Es war nicht leicht gewesen unbemerkt den Flughafen zu verlassen, aber als ich Benedict an der vereinbarten ruhigen Stelle endlich an seinem Jaguar lehnen gesehen hatte, war all der Horror der letzten Tage vergessen gewesen. Ich hatte mich so fest ich nur konnte an ihn geklammert, ihn stürmisch geküsst und immer wieder beteuert, wie sehr ich ihn liebte. Ich hatte mich jeden Abend in meinem Bett eng an das Shirt gekuschelt, welches er mir auf meinen Wunsch hin für diese harten Tage überlassen hatte. Manchmal war ich mitten in der Nacht aufgewacht und war mir in meinem schlaftrunkenen Zustand nicht mehr sicher gewesen, ob das mit Benedict und mir Wirklichkeit war, doch dann hatte ich sein Shirt neben meinem Kissen liegen sehen und dümmlich grinsend wieder die Augen geschlossen. Wir hatten in der Tat jeden Tag telefoniert und einander unzählige Nachrichten geschickt. Ben war zwar erstaunlicherweise vollends unbehelligt wieder zurück nach London gekommen, allerdings hatte ihn natürlich prompt beim nächsten Interviewtermin zwei Tage später jemand auf die Aktion an der Uni angesprochen. Da wir dieses Thema bisher gänzlich ausgelassen hatten, hatte er lediglich das Offensichtliche bestätigt, nämlich, dass er nicht länger zu haben war. Auf nähere Fragen war er nicht eingegangen. Ich selbst hatte mich bis heute noch nicht getraut online mich und ihn in Kombination zu googeln. Ich wusste sehr wohl, dass das albern war, aber ich traute mich nicht, mich näher damit auseinanderzusetzen. Zugegebenermaßen bereitete mir das ziemliche Kopfschmerzen, wenn ich daran dachte, dass dieser ganze Medienrummel jetzt real war und unsere frische Beziehung nicht nur zwischen uns bleiben konnte. Es war ein viel einfacher davon wegzulaufen, aber es wurde definitiv Zeit, dass wir darüber redeten.

Praktikum der Superlative // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt