Die Sonne kommt in der folgenden Woche aus ihrem Versteck in den dunklen, grauen Wolken und es wird warm draußen. Ich verfluche Dumbledor dafür, dass er Quidditch gestrichen hat, aber irgendwo verstehe ich es auch. Tatze, Krone, Yin, Wormy, Moony und ich sitzen draußen unter unserem Baum uns. Ich lasse meine Füße ins Wasser baumeln. Draußen in der Mitte des Schwarzen Sees dreht der Krake vergnügt seine Runden. Marl füttert einige Riesenschmetterlinge in den schillerndsten Farben - von blutrot über smaragdgrün und meerblau bis hin zum gelb von Sonnenblumen im August - und Mustern mit Nektarkügelchen, die sie von Hagrid geholt hat. Peter und Remus spielen Zauberschach, während Jame und Sirius faul in der Wiese liegen und ersterer mit seinem Schnatz herumspielt. Er vermisst Quidditch. Ich seufze lautlos. So scheint es, als wäre alles ok. Es war mal alles ok. Und irgendwann ist alles den Bach hinuntergegangen. Ich schüttle energisch die dunklen Gedanken ab, die mich zu Boden zu ziehen versuchen. Denk an was Schönes. Es ist alles okay im Moment. Es ist warm , du hast deine Freunde um dich, alles ist ruhig. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Es wird wieder alles ok. Ein großer Falter landet auf meinem Knie. Ich muss kichern, als es kitzelt. Seine Flügel schimmern in einem kunstvollen Muster aus grün und tiefblau mit Tupfen in türkis, sodass es wirkt als spiegle er Wasser wieder. Ein Bild blitzt in meinen Gedanken auf. Der silberne Vogel von letztem Jahr. Die Frau. Von dem Turnier. Was das wohl war? Ich habe sie vollkommen vergessen. Aber wer waren sie? Und was haben sie da gemacht?
Der Schmetterling schreckt auf, als eine magisch verstärkte Stimme über die Ländereien klingt, laut, scharf und zur Eile rufend: „Alle Schüler haben sich sofort in die Gemeinschaftsräume zurück zu ziehen! NIEMAND sollte sich alleine finden! Ich wiederhole, alle Schüler haben sich sofort in die Gemeinschaftsräume zurück zu ziehen! NIEMAND sollte sich alleine finden!" Meine Alarmglocken schrillen und ich ziehe meinen Zauberstab. Das klingt nicht gut. „Kommt Leute", James Stimme ist besorgt, „das hört sich nicht gut an." Wir packen in aller Eile unser Zeug zusammen und hasten los. Ich werfe noch kurz einen Blick zurück auf unseren Lieblingsplatz. Die Falter schwirren verwirrt umher und verschwinden im Schatten des Waldes und nur das Wasser bleibt schimmernd zurück. „Komm schon Emmi", drängt mich Pete. „Ja, bin schon da!", ich laufe ihnen hinter her. So schnell wir können eilen wir ins Schloss, wo wir auf andere Schülergruppen treffen, die sich unruhig umsehen. Die Verunsicherung und Furcht scheint in den Gängen zu hängen. Ich erblicke Benj. Er sieht zu mir, löst sich schnell von seiner Gruppe und umarmt mich. Ich halte mich kurz an ihm fest, bevor wir uns lösen. „Pass auf dich auf", sagen wir wie aus einem Mund. Ein leichtes Grinsen schleicht auf sein Gesicht. „Mach ich", mit diesen Worten läuft er zurück zu seinen Freunden. Beunruhigt sehe ich ihnen nach. Dabei schweift mein Blick zu ein paar Gryffindors und ich erkenne den Papierfliegerjungen, der vollkommen verängstigt aussieht. „Kommt!", zische ich und ziehe Pete am Arm mit. Remus erkennt, was ich vorhabe und schreitet auf die Jungen zu. „Hey, Gryffindor?" Sie nicken mit großen Augen. „Das ist gut. Ich bin Remus, ich bin Vertrauensschüler. Geht bitte mit uns zum Gemeinschaftsraum." Seine Stimme ist fest und bestimmend, doch dem hätte es nicht mal bedurft. Sie wären so oder so mit uns mitgekommen. James und Sirius grinsen die Kleinen ermutigend an und so unauffällig wie möglich nehmen wir sie in unsere Mitte. Jeder hat der Zauberstab wachsam erhoben. Ich lächle den Papierfliegerjungen an, der mich aus dankbaren Augen ansieht. „Wir passen auf euch auf, wie versprochen." Er lächelt schwach zurück: „Danke."
Im Gemeinschaftsraum herrscht reges Treiben. Alle fragen sich was passiert ist. „Ein neuer Angriff!", hört man Tresha immer wieder nervös quietschen. Doch auch die älteren Gryffindors, darunter auch David sehen besorgt aus. Lily, Alice, Mary und Frank sitzen schon an einem Tisch beim Fenster. Wir verabschieden uns von den Erstklässlern, die uns noch hinterher winken, bevor wir uns zu ihnen gesellen. Wir werden freundlich begrüßt, nur Tatze und Krone werden von Lily mit zusammengekniffenen Augen gemustert. „Weiß schon wer, was passiert ist?", will Remus mit verschränkten Armen wissen. Alice schüttelt den Kopf und scheint Franks Hand noch fester zu halten. „Aber ich nehme an, dass McGonagall bald kommt, um uns Bescheid zu geben." Als hätte sie einen Zauber ausgesprochen, öffnet sich das Portraitloch und Prof. McGonagall tritt ein. Ihr Gesicht ist fahl und aschgrau, ihre Miene besorgt und ihre Augen glitzern vor Trauer. Wer ist es dieses Mal? Der gesamte Raum verstummt und alle haben sich ihr zugewendet. Sie dreht sich uns zu und holt tief Luft, bevor sie zu sprechen beginnt.
„Es hat einen erneuten Anschlag gegeben. Dieses Mal ist ein Lehrer getroffen worden" Mein Magen dreht sich um. Der Attentäter macht nicht mal mehr vor Lehrern halt? „Die Lage ist äußerst akut. Alle Eltern, sowie die Aurorenzentrale wurden informiert. In den nächsten Stunden wird das gesamte Schloss durchsucht. Kein Schüler verlässt mehr den Gemeinschaftsraum bis morgen früh. In den Gängen werden nun Auroren stationiert werden, um höchste Sicherheit zu gewährleisten. Der Unterricht wird wie gewohnt fortgeführt." Warum sagt sie denn nicht wer es ist? „Seien Sie versichert, dass wir immer noch höchste Sicherheit priorisieren. Jeglicher Verstoß der Regeln kann nicht nur mit Nachsitzen, sondern auch mit Ihrem Tod enden." Ihre Augen sehen uns ernst an. „Bitte Professor", es ist Lily, die sich erhoben hat und die Frage ausspricht, die sich sowieso alle stellen, „Wer ist es dieses Mal gewesen?" McGonagall sieht unfassbar erschöpft und müde aus und ihre Stimme ist rau, als sie erwidert: „Professor Jackson."
„Was?", meine Stimme bricht, als die Nachricht in meinem Hirn ankommt. „Nein", wispere ich. Wie kann sie? Wieso sie? Es ist James, der sich als erster aus seiner Schockstarre löst. Er kommt zu mir hinüber, mustert mein Gesicht und nimmt mich in den Arm. Ich lasse meinen Kopf kraftlos an seine Schulter sinken. Ich kann nicht mehr. Es sterben zu viele... zu viele, die mir nahe waren. Jackson hat mich immer unterstützt, wenn ich was von ihr gebraucht habe. Mit den Prophezeiungen. Irgendwie war sie wie eine Mentorin für mich. Aber ich habe keine Tränen mehr. Es frustriert mich nur. Macht ich nur verdammt müde. Wann hört das alles endlich auf? „Emmi", murmelt James und streicht mir beruhigend über den Rücken, „Es ist okay." Ich schüttle nur den Kopf und presse meine Lippen zusammen. Ich fühle eine weitere Hand auf meinem Rücken. Ich kann den dazugehörigen Arm sehen. Sirius. Dann kitzelt mich blondes Haar in meiner Nase. Mena umarmt mich und James gleich dazu. Pete legt seine Wange an ihre Schulter neben meinem Kopf. Remus legt auch seine Hand tröstend auf meine Schulter. Ich schließe dankbar die Augen, als ich tief einatme und all ihre Gerüche wahrnehme, die langsam zu einem verschmelzen. Dem Geruch von Zuhause. Von Geborgenheit. Ich realisiere, dass es okay ist. Dass ich nicht alleine bin. Solange wir uns haben, ist alles gut, solange wir uns haben, kann die Welt untergehen und dennoch wird alles gut sein.
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Tollkirsche- Schwarz wie die Verzweiflung
Fanfiction| Fortsetzung von Glücksklee | | 3. Teil der Karneolreihe | (siehe Klatschmohn/Klatschmohnroter Sommer) Der Krieg ist gekommen, das kann niemand mehr bestreiten. Die Dunkelheit hat sich über unsere Welt erhoben. Die Grenze zwischen Gut und Böse wird...