Blood juwels

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Ich nicke fast in GdZ ein, als ich auf einmal einen Lufthauch an meinem Ohr fühle. Ich zucke zusammen und fahre hoch, während ich mich verdattert umsehe. Wenn das Mena war, dann kriegt sie das noch zurück. Doch als ich zu ihr sehe, ist sie gerade damit beschäftigt Blumen auf ihr Pergament zu kritzeln. Ich runzle die Stirn. What the heck? „psst", macht es neben meinem Ohr. Ich wende meinen Kopf und finde mich Nase an Nase mit Xela dem Wasserspeierdämon wieder. Er schimmert etwas durchscheinend, so als scheint er sich nicht zwischen unsichtbar und sichtbar entscheiden zu können. Vielleicht, damit ihn sonst niemand sieht? Denn außer mir scheint ihm niemand wirklich Beachtung zu schenken. „Was machst du hier??", forme ich mit dem Mund. Sein Blick scheint etwas gehetzt als er so leise, dass selbst ich ihn kaum hören kann, wispert: „Das Mädchen mit dem du vorher geredet hast, scheint in Schwierigkeit geraten zu sein!" Ich lege meinen Kopf schief. „May?", hauche ich verwundert. Er nickt wild. „Sie war oben in einem Korridor, der beim Alchemielager und ich hab einen düsteren Schatten gefühlt und gesehen! Er ist ihr gefolgt!" Ein Schauer läuft meinen Rücken hinunter. Ich muss ihr helfen! Was wenn das der Attentäter ist? Shit, shit, shit. „Sag Dumbledor Bescheid!", zische ich ihm zu. Er nickt mit großen Augen und löst sich vor mir in Luft auf.

Ich packe meinen Rucksack und sage laut: „Professor Binns, ich gehe in den Krankenflügel, mir geht es nicht gut." Mit meiner laufenden Nase und meiner heiseren Stimme wirke ich sogar echt überzeugend, weswegen er mich mit einem Winken entlässt. Mena sieht mich besorgt an, aber ich winke nur ab und eile zur Tür hinaus. Sobald die ins Schloss gefallen ist, ziehe ich meinen Zauberstab. Ein Knoten zieht meine Eingeweide zusammen und meine Finger zittern vor Furcht. Ich hab ihr doch gerade erst versprochen, dass alles besser wird. Verdammter Scheißdreck. „Weise mir die Richtung", murmle ich mit bebender Stimme. Wie eine Kompassnadel wirbelt mein Ahornstab auf meiner Handfläche, bevor er sich einpendelt und stehen bleibt. Er zeigt in Richtung Nordturm. Ich eile los. Die Treppen kommen mir endlos und viel, viel steiler vor als normalerweise. Mein Atem geht schwer und ich fühle, wie meine Brust sticht und sich zusammen zeiht und mein Kopf schmerzt. Trotzdem haste ich so schnell ich kann weiter. Mein Zauberstab weist mir den Weg, während ich versuche, die Panik in mir abflauen zu lassen. Doch es ist, als versuche man die Flut des Meeres zurück zu drängen. Es funktioniert einfach nicht.

Ich stolpere. Mein Knie schlägt hart gegen die kante der letzten Stufe und ich fluche. Schmerz lodert von meiner Kniescheibe weg mein Bein hinaus. „Merlin verdammte Scheiße", schimpfe ich frustriert und Tränen steigen in meine Augen. Heute geht aber auch alles schief und den Bach hinunter! Ich rapple mich wieder auf und unterdrücke ein Husten. Ich sehe mich mit schwimmendem Blick um. Ich bin gleich da! Nur noch den Korridor entlang! Ich zücke meinen Zauberstab, als Furcht meinen Körper ergreift. Was wenn es eine Falle ist? Aber wieso sollte Xela das tun? Aber wieso war er zuerst bei mir und nicht bei Dumbledor? Ich dränge die Gedanken beiseite und gehe weiter. Wachsam sehe ich mir um. Meine Sinne sind geschärft. Ich achte auf jedes noch so kleine Geräusch und jede noch so unscheinbare Bewegung. Mein Herz schlägt laut in meiner Brust und pumpt Angst durch meinen Körper. Was wenn? Was wenn, was wenn? Eine Flut von Gedanken scheint mich zu ertränken, doch ich kämpfe mich an die Oberfläche und versuche kühlen Kopf zu bewahren. Eine Ecke. Ich husche weiter, beinahe schon lautlos. Ich habe ein ungutes Gefühl. Ein echt, echt geschissenes Gefühl. Ich presse mich flach mit dem Rücken gegen die Wand. Ich lausche. Mein Magen zieht sich vor Schreck zusammen, als ich Rascheln höre und anschließend jemanden murmeln. Mit dem Zauberstab im Anschlag schiele ich um die Ecke.

Eine kleine Gestalt liegt am Boden, ein Mann kauert neben ihr und scheint ihren Hals abzutasten. „HALT!", meine Stimme klingt hysterisch und überschlägt sich, „WER IMMER DU AUCH BIST! GEH WEG VON IHR!" Die Person fährt zusammen, richtet sich auf und hält abwehrend die Hände vor ihren Körper. Sie rutscht etwas weg von dem leblosen Mädchen. Ich erkenne das Gesicht. Ich sehe es beinahe jeden Tag. Es ist Professor Nushkins. „SIE?!", fassungslos traue ich mich hinter der Wand hervor, „Wie?? Ich- ich." „Miss Haimerl", meint er in seiner ruhigen Stimme, „Beruhigen Sie sich." RUHIG? Ich meine, was? Wie kann Nushkin? Es ist als sei ein Teil meines Gehirns gelähmt. Ich kann ihn nur anstarren und weiterhin auf ihn zielen. „Ich bin gerade hier vorbeigekommen, als ich Miss Carter gefunden habe. Dumbledor ist informiert. Beruhigen Sie sich. Ich will ihr nicht wehtun. Ich möchte ihr helfen, bis Madam Pomfrey und Dumbledor hier sind." Bei diesen Worten deutet er mit seinem Zauberstab auf ihre Brust und murmelt etwas. Silbrig steigt Dunst über ihr auf und legt sich um ihren Körper. Logisches Denken funktioniert langsam wieder und ich komme zu mir.

Entsetzen liegt schwer in meinem Magen und Grauen steigt in mir auf. Es umhüllt mein Denken und lässt mich taub werden. Tränen rollen schon lange über meine Wangen. Mein Herz rast in meiner Brust. Ich stolpere näher, doch ich senke den Zauberstab nicht. „Ihr helfen?", presse ich hervor, „Ihr helfen?!" Mein Blick fällt auf die rote Lache um das Mädchen. Um May. Ich sacke zu Boden, nur noch einige Schritte und ich wäre bei ihr gewesen. „Ja, Miss Haimerl, ihr helfen", sagt er und fährt mit seinen Heilzaubern fort, „haben Sie irgendwen bemerkt, als Sie heraufgekommen sind?" ich schüttle wie in Trance den Kopf. Ich kann nur auf May sehen. Sie ist fahl, leblos. Rot gesprenkelt schmückt ihr Blut wie rote Juwelen ihre blasse Haut. Ihr Gesicht ist in einem unnatürlich schiefen Winkel der Wand zugewandt. Die hellen Augen starren, mit einer letzten Spur des Grauens ins Nichts. Man sollte meinen nach einer Zeit gewöhnt man sich an den Anblick von Toten. Nicht wirklich. Ein Schluchzen verlässt meine Kehle. „Ihr helfen?", heule ich auf, „Ihr helfen!? Professor, sie ist tot! Sie ist tot, verdammt! Sehen Sie das nicht?" Meine Finger krallen sich in den Stein oder sie versuchen es zumindest. Meine Brust sticht. Es ist meine Schuld. Ich war nicht schnell genug. Dabei hatte ich schon den ganzen Tag so ein schlechtes Gefühl. Wie bei Cassy. Da war es auch meine Schuld. Nushkins sieht mich mitleidig an. „Miss Haimerl. Sie stehen unter Schock." „Ach nein! Wirklich?", blaffe ich von Schluchzern gerüttelt. Er verstummt. Ich strecke mit zitternden Fingern und Tränen überströmten Gesicht meine Hand nach ihrer aus. Als meine Finger sie umschließen, zucke ich fast aufgrund der Kälte zurück. „Es tut mir leid May", hauche ich, „Ich habe versagt. Ich war nicht schnell genug."

Tollkirsche- Schwarz wie die VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt