Ein Jahr zu Ende, alles vorbei

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Ich habe die Winterfields neben die Weasleys gesetzt. Ich habe das Gefühl, dass sie sich eigentlich gut verstehen müssten. Schließlich sind die Winterfields generell sehr offen und alles. Ich sehe zu ihnen hinüber. Arthur erzählt gerade von etwas und gestikuliert aufgeregt mit den Händen. Tobys Gesicht wirkt unbeteiligt und er erwidert etwas, das ich nicht verstehen kann. Arthurs Mimik verändert sich. Er zieht skeptisch die Augenbrauen zusammen und sagt langsam etwas. Warum kann ich sie nicht verstehen! Warum reden alle so laut? Doch nun scheinen Leonie, sowie Cedrella aufmerksam zu werden. „Muggel sind doch sowie so nur irgendwelche Menschen, die dafür sorgen, dass die Welt nicht ganz leer ist. Wert sind sie ja eh nichts." Ich erstarre. Meine Kinnlade klappt nach unten und mein Herz bleibt erschrocken stehen. Bitte was? Eine Kälte breitet sich in meinem gesamten Körper aus. Das hat er nicht gerade ernsthaft gesagt. Das hab ich mir nur eingebildet. Ein Schauer läuft über meinen Rücken. „Deshalb verstehe ich nicht, wie man sich auf deren Niveau begeben kann. Ich meine, da muss man sehr tief sinken." „Toby!", zischt seine Mutter entsetzt. Auf einmal breitet sich eine Wut von meinem Magen aus aus. Wie kann er es wagen? Wie kann er es wagen! Er beleidigt meine Familie und meine Freunde. Er hat die Alex ja auch kennengelernt! Wie kann er es wagen sich selbst über andere zu stellen, nur weil sie kein magisches Blut haben? „Bitte?", nun wird Arthur ungehalten, „Wie-!" „Stimmt ja doch, reg dich nicht so auf", unterbricht Toby in barsch. Bevor ich weiß, was passiert, bin ich aufgestanden. „Schweig!", meine zornige Stimme peitscht durch die Luft. Sofort ist es mucksmäuschen still. Aller Augen hängen an uns. Zornige Schauer laufen mein Rückgrat hinab. ich werde mir der Mach bewusst, die ich in diesem Moment ausstrahle, dch das ist mir egal. Das hier ist etwas zwischen Toby und mir. Der Saal scheint zu vibrieren vor Spannung. Toby blickt mich starr an. „Wie kannst du es wagen! Wie kannst du es wagen, erstens Muggel und zweitens einen der Anwesenden dieser Runde zu beleidigen! Welches Recht nimmst du dir heraus?" Wie kann er nur solche Ansichten vertreten? Toby erhebt sich nun ebenfalls: „Ist es denn nicht mehr erlaubt, seine Meinung kundzutun?" Meine Muskeln prickeln und werden danach taub. Ich vertraue meinen Ohren nicht mehr. Was ist aus Toby geworden, meinem Toby? Dem gutherzigen Ravenclaw? Hat ihn die Realität so verbittert? „Ich erinnere dich gerne an meine Forderung von letztem Jahr. Wenn du nicht zurücknimmst, was du gesagt hast, oder du weiter etwas gegen einen der Anwesenden oder Muggel sagst, bitte ich dich dieses Haus zu verlassen." Ich schaffe es gerade noch so das Zittern meiner Stimme zu verbergen. Seine Augen bohren sich in meine und noch nie habe ich solch eine Kälte in ihnen gesehen. Ich halte dem Blick fest stand. „Sofort." Das Ultimatum hängt folgenschwer im Raum. Mein Herz zittert vor Angst, er könne wirklich gehen. Er öffnet seinen Mund und erwidert mit ruhiger Stimme: „Und wenn ich dann gehe, war es das dann?" Mein Herz verkrampft sich, als ich realisiere, was er meint. Das ist nicht sein Ernst, oder? Er hat nur kurz die Kontrolle verloren. Der Wut weicht die Furcht. „Ja. Du hast die Wahl. Entweder du gehst oder du bleibst", ich bemühe mich meine Mimik unter Kontrolle zu halten. Bitte, bleib. Bitte nimm alles zurück. Bitte sag, du weißt nicht was in dich gefahren ist. Dass es dir leid tut. „Ist das dein letztes Wort?", immer noch haftet sein Blick an meinem. ich suche in seinen grünen, sonst so warmen Augen etwas, das mich an Toby erinnert. Den Toby, den ich kannte, doch ich treffe nur auf Härte. Ich schlucke. „Ja", erwidere ich mit fester Stimme. Atmen fällt mir schwer. Es ist, als drücke etwas meine Brust zusammen. „Gut.", erwidert er, „Dann war es das." Es ist, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Es dauert bis die Worte ankommen. Bis ich realisiere, was er gesagt hat. Der Blickkontakt bricht. Was? Als hätte mich jemand in eisiges Wasser gestoßen und die Zeit verlangsamt folge ich seinen Bewegungen. Er schiebt den Sessel zurück. Er nickt der Runde zu. Er verlässt den Ballsaal. Ich will einen Schritt machen, doch James hält mich am Handgelenk fest. „Toby", ein Hauchen ist sein Name auf meinen Lippen, mehr nicht. Er hört mich nicht. Schritte hallen durch den Vorraum. Meine Muskeln erstarren. Eine Tür geht auf, fällt ins Schloss. Was? Ein teil von mir hofft, dass er gleich zurück komme und sich entschuldige oder mit einem schelmischen Grinsen verkünde, dass es alles nur Spaß gewesen sei. „Toby." Ein Wort. Ein Name. Eine Träne. Sie rollt meine Wange hinab. Schmerz explodiert mit einem Mal in meiner Brust, so plötzlich, dass ich mich zusammenkrümme. Etwas drückt auf meinen Mund, meine Kehle, meine Nase. Ich sinke auf die Knie auf den kalten, harten Boden unter meinen Füßen, keine Kraft mehr in meinem Körper. „Nein", wimmere ich, rau und leise verlässt es meine Lippen. Mein Herz fällt hinab und mit einem Klirren, das nur ich hören kann und das in meiner Seele wiederhallt und in meinen Ohren klingelt, zerspringt es in tausende Teile. Gebrochen.

Er ist weg. Das wars.

oOo

ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, die restlich Versammlung zu überstehen und die Gäste zu verabschieden. Ich weiß es wirklich nicht mehr, doch als nur noch die Potters da sind, breche ich zitternd in James Armen zusammen und wie in Wellen erschüttern mich Heulkrämpfe. Mein Körper krümmt sich zusammen, Tränen fließen in Strömen meine Wangen hinab und durchnässen sein T-Shirt. Meine Beine tragen mein Gewicht nicht mehr und so sinkt James mich festhaltend zu Boden. „Emmi. Ich hab dich, es ist okay. Es ist okay, ich bin da", flüstert er und drückt mich an sich. Nichts ist okay. Es ist nicht okay. Er ist weg. Er war mein Anhaltspunkt für so lange. Er war da. Er war mein Anker. Er ist weg. Einfach so. weg. Alles um sonst. Ich bin alleine. Er hat mich zurückgelassen. Warum? Warum?! „Warum?", wimmere ich leise, „Warum. Hat e-er das gema-acht, James? Warum!?" Eine weite Welle von Schluchzern zerrüttet mich. „Weil er ein Arschloch ist", knurrt jener, „Es liegt nicht an dir Emmi. Wie könnte es nur an dir liegen? Er ist ein verdammtes Arschloch und hat dich nicht verdient. Du bist so ein wundervoller, wertvoller Mensch, sodass dich niemand jemals wirklich verdienen könnte. Hatte er nie und wird er nie. You are way too precious for this world." Doch natürlich liegt es an mir. Wie könnte es nicht? Wieso sonst sollte er mich zurücklassen? Bin ich nicht mehr gut genug? War ich je gut genug? Er ist weg. Der Gedanke schwirrt in meinem Kopf umher, nur dieser eine, während James mich an sich drückt und zu beruhigen versucht. Mir immer wieder sagt, dass es nicht meine Schuld sei und dass er mich lieb habe und dass wir das durchständen. Ich liege da und schluchze, so lange, kann nicht aufhören. Alles ist nur noch ein Schleier aus Schmerz und Leere. Ich nehme nur wahr, wie James über meinen Rücken streicht und murmelt, dass er da sei und dass es okay sei. Ich spüre nicht den harten, kalten Boden unter mir, höre nicht die Hauselfen oder James Eltern. Er ist weg. Es ist vorbei. Leere verschluckt jegliche Emotion, bis auf den Schmerz, der meine Brust einnimmt und meine Glieder taub werden lässt. Er ist weg. Irgendwo in der Ferne schlägt eine Uhr zwölfmal. Ein Jahr zu Ende, alles vorbei.

Tollkirsche- Schwarz wie die VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt