Still burning

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Die nächste Woche überrumpelt mich. Ich kann immer noch nicht gut schlafe, wegen den beschissenen Alpträumen und die Massen an Hausaufgaben, die wir aufbekommen erschlägt mich. Wir haben so viel zu tun. Ich weiß, ich sollte nicht jammern, ich gehe auf eine magische Schule, ich liebe so gut wie alle Fächer und es ist interessant und alles. Aber es ist so viel. Zwei Rollen Pergament für Verwandlung, Design-Endfertigung für Zauberstabkunde, Aufsatz für Heilkunde plus Überprüfung nächste Woche. Fünfzehn neue Defensivzauber einwandfrei beherrschen können. Insgesamt für Kräuterkunde und Pflege magischer Geschöpfe zehn Skizzen anfertigen, für GdZ einen Aufsatz schreiben, Gegengifte in Zaubertränke zu sieben verschiedenen Substanzen erstellen, in Zauberkunst ebenfalls 5 Zauber beherrschen und eine kurze Beschreibung zu jedem Zauber machen. Ich habe kaum noch Zeit für irgendwas. Mit Benj unterhalte ich mich gerade mal in der Bibliothek oder am Gang. Die Nächte verbringe ich im Aufenthaltsraum, wo ich stundenlang übe, bis ich vor Erschöpfung gegen fünf in der Früh einschlafe. Das macht einenhalb bis zwei Stunden Schlaf pro Nacht. Morgen fällt noch weg, da morgen wieder Vollmond ist. Scheiße. Bald klappe ich wirklich zusammen.

Tjaaaah. Es ist der Tag des Vollmonds und Remus Immunsystem gibt wie jedes Monat auf. Er hat sich heute schon zweimal übergeben und nachdem in Zaubertränke sein Kreislauf fast zusammenbricht, wird er in den Krankenflügel geschickt. Ich krame meine Hausaufgaben hervor und stehe mit einem kleinen Ächzen auf. Merlin, ich bin so verdammt müde. Kurz tanzen schwarze Flecken in meinem Sichtfeld herum, doch sie verschwinden gleich wieder. Meine Beine sind träge, als ich auf den Lehrertisch zu steuere. Meine Finger zittern, als ich meine Liste ablege und mich umdrehe, um zurück auf meinen Platz zu gehen. Meine Lider sind schwer, mein Kopf dröhnt und ich merke, wie anstrengend es ist, einen Schritt vor den andren zu setzen. Es ist als ginge ich durch einen dicken Nebel, der mich dazu verleitet langsamer und entspannter zu werden.

Mein Puls schießt in die Höhe, als meine Beine unter mir wegklappen. Hart komme ich am Boden auf. Ich kann mich gerade noch so mit den Händen abstützen. Ich ringe nach Atem. „Miss Haimerl!", aufgeregt wuselt Slughorn auf mich zu. Was ist gerade passiert? Verwirrt und orientierungslos sehe ich zu ihm auf. „Geht es Ihnen gut?", fragt er mich besorgt, doch mein Gesicht schient Antwort genug. Ich schüttle langsam den Kopf. „Sie sind vollkommen überanstrengt und ausgebrannt", gibt er seine „fachkundige" Meinung von sich, „Kommen Sie, stehen sie auf." Er nimmt mich am Arm und ich ziehe mich wackelig daran hoch. „Sie sollten in den Krankenflügel gehen", sagt er und sieht sich nach jemandem um, der mich begleiten kann. „Ok", antworte ich nur schwach. Ich hab keine Kraft mehr um zu protestieren. Mein Schädel dröhnt. Dann scheint ihm etwas einzufallen: „ich werde einen Auror herbeirufen, der Sie begleitet." Ich nicke nur. Ich wanke zu meinem Platz und lasse mich auf meinen Sessel sinken, während er nach vorne wuselt und irgendetwas murmelt. Mena mustert mich besorgt und auch Sirius, Jame und Peter sehen mich immer wieder besorgt an. Nach einer Weile platzt ein Auror in den Raum. Ich nehme meine gepackte Tasche und verabschiede mich, bevor ich dem Mann folge. Er redet nicht mit mir, als er mich hinaufbegleitet. Nur gelegentlich wirft er mir einen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass ich nicht gleich umkippe. Im Krankenflügel begrüßt mich Madam Pomfrey mit ihrem üblichen, knappen: „Du schon wieder" Ich verabschiede mich von dem Auror und lasse mich von der Krankenschwester auf ein Bett drücken. Mit einem Blick signalisiere ich Rem, dass alles halbwegs ok ist. „Was ist denn passiert?", will sie wissen. „Kreislaufkollaps", murmle ich. Sie fühlt meinen Puls und dann hebt sie meinen Kopf mit ihrer Hand an. Sie beleuchtet meine Augen. „Schläfst du genug? Isst du genug?" „Essen ja, schlafen nein", gebe ich zu. „Wie viel hast du in die letzten drei Tage geschlafen?", fragt sie unverblümt. „Maximal sechs Stunden", gebe ich kleinlaut zu. Sie sieht mich scharf an: „Wie lange können Sie schon nicht gut schlafen?" Ich schlucke und fixiere das Laken. „Seit das mit May passiert ist", sage ich heiser. Ich höre Remus geräuschvoll ausatmen. Tut mir leid Rem. Ich will nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Madam Pomfreys Blick wird weicher. „Warum sind Sie nicht zu mir gekommen?", fragt sie. Ich zucke mit den Schultern. „Nun gut, damit ist der Fall klar. Sie haben zwei Tage absolute Bettruhe. Ich gebe ihnen einen Trank für traumlosen Schlaf. Warten Sie hier." Sie wuselt in ihr Büro. Entgeistert starre ich ihr hinterher und wende mich panisch zu Remus. „Aber-!", flüstere ich. Heute ist Vollmond! „Emmi!", beeilt er sich zu sagen, „Emmi, es ist okay. Du musst heute nicht mit. Alles okay." „Aber!", setze ich an, doch er unterbricht mich: „Deine Gesundheit geht vor. Außerdem- so lange schon?" Ich nicke schwach: „Tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe." Er lächelt nur verständnisvoll: „Ist schon ok."

Da kommt Madam Pomfrey zurück. Sie wartet, bis ich mir hinter einer Abtrennwand die überflüssige Schuluniform ausgezogen habe. In einem etwas zu langen Shirt und Unterwäsche, schlüpfe ich unter die Decke. Sie streckt mir einen gut gefüllten Becher entgegen. „Der Trank ist warm, vorsichtig." Ich nehme die Tasse entgegen und setze sie an meine Lippen. Die Flüssigkeit schmeckt wie warmes, klares Wasser mit einem Hauch von Lavendel. Sobald ich den letzten Tropfen getrunken habe, fühle ich, wie mich die Schwärze übermannt, ich kuschle mich tiefer in die Laken und sinke zufrieden und entspannt in einen tiefen Schlaf. Ich träume nicht, doch einmal glaube ich kurz die Augen zu öffnen. Die Dämmerung hat eingesetzt und der Krankenflügel ist in warmes Gold getaucht. „Sie bleiben bitte hier, während ich den Jungen hinunterbringe", das ist Madam Pomfreys Stimme. „Geht in Ordnung, Madam", antwortet ein junger Mann. Ich kenne ihn von irgendwoher. Ich höre Schritte sich nähern, Türen sich öffnen und schließen und dann ist es still. Meine Lider werden wieder schwer. Zu schwer, um sie offen zu halten. Ich schließe sie und meine Atmung verlangsamt sich erneut. Kurz bevor ich wieder in die Dunkelheit abdrifte fühle ich eine warme Hand, die über meine Wange streift und eine Stimme, die erstickt flüstert: „Ich wollte dir nicht weh tun. Es tut mir so leid Ems."

Tollkirsche- Schwarz wie die VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt