Tollkirschen und Sternenstaub

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Die Stimmung am nächsten Morgen in der großen Halle ist gedrückt. Kein fröhliches Geplauder erfüllt die Luft, sondern ängstliches Getuschel. Ich lasse meinen Blick am Lehrertisch entlang schweifen, während ich an meinem Toast herumknabbere. McGonagall sieht erschöpft aus. Auch wenn sie ihre wie gewohnte ernste Miene aufgesetzt hat, liegt ein bitteres, leeres Funkeln in ihren Augen. Der sonst so strenge Zug um ihre Lippen ist einem nachgiebigen traurigen gewichen. Neben ihr sitzt Madam Pomfrey, die sich von ihrem Teller abgewandt hat und starr zu dem leeren Platz neben ihr blickt. Sprout scheint etwas zerstreut und fahrig, als sie versucht ihr Würstchen aufzuspießen und Professor Slughorn sieht mit seinen wässrigen Augen niedergeschlagen auf seinen Orangensaft. Flitwick neben ihm hat einen harten, unnachgiebigen Ausdruck im Gesicht. Er blickt zum Ravenclawtisch. Er würde vermutlich alles geben, um seine Schüler zu schützen. Nushkins Miene ist ernst und fahl. Er stützt sich auf seine Ellbogen und hat die Finger in einander verschränkt. Er wirkt nachdenklich, als habe er etwas übersehen.

Doch dann sehe ich auf Dumbledor und mein Herz zieht sich vor Mitleid zusammen. Er wirkt älter, als er es sonst tut. Er hat sich in seinem Sessel zurückgelehnt, den Kopf stützt er mit seiner Hand. All seine Haltung ist aus ihm gewichen, sodass er klein und zerbrechlich scheint. Seine Stirn ist in tiefe Falten gelegt, die seine Haut wie zusammengeknülltes Pergament wirken lässt. Tiefe Schatten liegen unter seinen Augen als habe er eine schlaflose Nacht nach der nächsten erlebt. Seine Augen sind gerötet und hoffnungslos. Nach Hilfe suchend, auch wenn niemand es zu verstehen vermag. Traurig lasse ich meinen Toast sinken. Ich hatte sowie so keinen Hunger. Niedergeschlagen blicke ich auf meinen Teller. Ich spüre trotzdem Marys mitfühlenden Blick auf mir.

Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf Dumbledor, der sich aufrichtet und an einem Glas läutet. Neugierig sehe ich ihn an, wie er mit etwas herabhängenden Schultern dasteht- geschlagen- und auf uns Schüler herabsieht. Es ist mucksmäuschenstill in der großen Halle und alle sehen zu unserem Schulleiter auf, der sich räuspert und beginnt: „Euch allen ist bewusst, was die letzten Wochen passiert ist. Nach zwei Angriffen über das Schuljahr verteilt, haben zwei Menschen ihr Leben in diesen Mauern gelassen. Eine Schülerin aus Hufflepuff - und ich ehre heute ihren Namen- May Lou Carter" Er hebt sein Glas und sieht auf in den strahlenden, blauen Himmel, der nur von einigen wenigen weißen Wölkchen besiedelt wird. Seine Augen glitzern hinter seinen halbmondförmigen Brillen und ich fühle Schuld, die von ihm in schweren, trägen Wellen ausgeht. Weil er sie nicht beschützen konnte. Wir tun es ihm gleich und erheben unsere Kelche. „und Professor Merlina Jackson, die Wahrsagen unterrichtet hat." Wieder prostet er dem Himmel zu. „Es schmerzt tief in meinem Herzen, dass diese beiden Menschen uns viel zu früh und viel zu abrupt unsere Mitte verlassen mussten. Diese beiden Menschen haben keiner Seele etwas getan und doch- und doch nimmt jemand oder etwas sie uns durch grausamste Art und Weise. Es wäre eine Lüge zu sagen ich wäre nicht entsetzt und, wie ich, der ich die Wahrheit schätze, zugeben muss, unendlich zornig." Sein Blick ist scharf und durchdringend und in seiner Stimme lodert ein Feuer, wie ich es noch nie bei ihm gemerkt habe. „Ich weiß, dass es gewissermaßen töricht ist, aus Zorn zu handeln – das Leben zeigt es nur oft genug als Beispiel-, doch komme ich nicht umhin, nun mit Zorn in mir folgende Warnung auszusprechen: Auch wenn ich stark von der Idee abgeneigt bin, jemandem aus dem Schloss diese Tat zuzumuten, so lassen die fehlenden Beweise auf einen Eindringling mir keine andere Wahl. Sollte derjenige mich in diesem Moment hören, so sei ihm gesagt, dass er sich auf einen lebenslangen Aufenthalt in Askaban freuen kann." Scharf überfliegen seine durchdringenden, blauen Augen die Menge. Ein jeder zieht den Kopf ein und ein Schauer läuft mein Rückgrat hinab. Seine Warnung hängt im Raum, schwer und bedrückend. Die Lehrer fixieren ihren Leiter mit undurchdringlichen Mienen, doch bei McGonagall, sowie auch bei Nushkin, spiegelt sich komplettes Einverständnis.

Tollkirsche- Schwarz wie die VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt