8. Kapitel

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Es war nun ein Jahr her, seit Black Flash diesen jungen Polizisten bedroht und dessen Waffe gestohlen hatte. In diesem Jahr schien sich die Welt völlig verändert zu haben. Klar, da war dieser Kira, aber den meinte Minerva gar nicht. Ihre Welt hatte sich verändert. Sie hatte sich verändert. Zwar konnte sie ihre kriminellen Angewohnheiten nicht gänzlich fallen lassen, doch sie hatte sie deutlich reduziert. Minerva ging einkaufen wie jeder andere Mensch, gab ihr Geld nicht für Menschen aus, die im Gegenzug einen Auftrag erfüllten. Damit hatte sie aufgehört. Sie war nach Tokyo gezogen, um dort eine der besten Schulen zu besuchen. Minerva studierte Literatur. Leider musste sie diese lästigen Vorlesungen besuchen, in denen sie sich gemeinsam mit nervigen Grashüpfern den Worten eines noch nervigeren alten Sackes lauschen musste. Wenn ihr langweilig wurde, las sie mal wieder ihr Buch, in dem sowieso alles stand, was der Dozent sagte. Das Buch brachte es auch viel interessanter rüber.

Aber sie pflegte keinerlei soziale Kontakte. Sie musste ja nicht gleich übertreiben mit dem normalen Leben. In ihrer Wohnung lebte sie völlig alleine, aber die Nachbarn über ihr waren oft laut. Es handelte sich bei diesen um drei oder vier junge Männer, die gerade die beste Zeit ihres Lebens zu haben schienen. Oft schmiedete Minerva Mordpläne, die sie aber nie in die Tat umsetzte. Das bloße Planen reichte ihr aber, um sich mehr oder weniger zu beruhigen.

Es war sonnig, als Minerva ihr Abendessen kochte und dem Fernseher im Wohnzimmer lauschte. Es liefen die Nachrichten. Das andauernde Kira-hier-Kira-da langweilte die junge Frau, also hörte sie nur mit halben Ohr zu. Doch dann ertönte ein anderer Name. Ihr Name.

"Nach Monaten schlägt Black Flash in Sapporo wieder zu. Ihre Codes, die überall in der Stadt vertreilt waren, gerieten schon in Vergessenheit, als wieder einer auftauchte", sagte die Nachrichtensprecherin. Minerva stürzte hinüber und sah sich das eingeblendete Bild an.

755S 1Z 2W

654S 28Z 4W

333S 9Z 7W

97S 8Z 12W

999S 33Z 8W 3B, 1B, 6B, 1B, 2B, 5B

Sie lief in ihr Schlafzimmer, nahm ihr Lieblingsbuch vom Nachttisch und schlug alles nach. Die ersten drei Kombinationen ergaben den Satz 'Ich brauche deine Hilfe'. Minervas Herz schlug schneller. Der vierte Code war neu, aber ebenso einfach zu lösen. B für Buchstabe. Ein Name kam dabei heraus, der Name einer Straße in der Kantoregion, Tokyo. Wusste L etwa, dass sie hier war? Woher?

Es kümmerte sie recht wenig, Minerva war damit beschäftigt, sich zu freuen und das Adrenalin zu genießen. Er, der weltbeste Detektiv, verlangte nach ihr. Er brauchte sie, ihre Hilfe. Sie wusste, dass er im Kira-Fall ermittelte, ziemlich lange schon, also meinte er vermutlich diesen. Das war ein Traum, anders konnte sie es sich nicht erklären. Oder es war eine Falle. Es war ganz bestimmt eine Falle, aber das Risiko war es wert.

War es das?

Minerva hatte sich ein neues Leben aufgebaut, hatte aufgehört, Black Flash zu sein. Ihre Freude verflog. War es das Risiko wert, ihr neues Leben auf's Spiel zu setzten?

Definitiv.

Es ging hier schließlich um L. Das Spiel könnte wieder aufgenommen werden, Minerva könnte endlich sein Gesicht sehen. Der bloße Gedanke ließ sie irre grinsen und ihr Herz schneller schlagen. Sie wollte ihn sehen. Das war ihr Ziel gewesen und bis jetzt hatte sie kein neues gefunden. Zwar hatte die Schwarzhaarige ein Studium begonnen, doch es war ihr recht egal, ob sie dieses absolvierte, oder nicht. Bücher taten es schließlich auch.

Sie musste es tun, sie würde sonst nicht ruhig schlafen können. Bevor sie sich auf den Weg machte, tippte sie eine Nummer ein, die sie lange nicht mehr gewählt hatte und verlangte nach einem Fluchtfahrzeug in dieser Straße. Nur für alle Fälle. Auch eine ihrer drei Waffen musste mit. Dann ging es auch schon los.

Black Flash [L x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt