17. Kapitel

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Gespannt saßen L, Light und Luna vor den Monitoren. Ihr Blicke waren an die Bilder geheftet, die Higuchis Auto zeigten. Er saß alleine in diesem Gefährt, doch er sprach mit jemandem. Er nannte diesen jemand Rem. Doch Rem gab keine Antwort, zumindest hörten die drei Ermittler sie nicht. War Higuchi verrückt? Luna schloss diese Möglichkeit aus, denn Wahnsinn sah anders aus. Sie war davon überzeugt, dass es sich bei Rem um einen Shinigami handelte, doch dies teilte sie niemandem mit. L wusste es bestimmt auch schon, es war so offensichtlich.

Ls Plan verlief wie geplant. Matsuda spielte in SakuraTV den Köder, den Higuchi so schnell wie möglich eliminieren wollte, damit er nicht enttarnt wurde. Zu seinem Leidwesen war alles voller Kameras und Wanzen, denen er nicht entgehen konnte. Es war eine klare Falle, in die Kira-drei tappte, doch dieser war von seiner Angst zu geblendet, um sie zu erkennen. Als wäre das Yotsuba-Group-Mitglied Ls Marionette, suchte er den Ort auf, an dem er den gefälschten Namen Matsudas auffinden würde. Lunas Herz klopfte vor Aufregung, als Higuchi den Namen in den Händen hielt. Er griff in seine Tasche und holte ein schwarzes Notizbuch hervor.

"JA!", schrie Luna und sprang aus ihrem Sessel auf. Sie hatte recht gehabt mit ihrer Theorie. Augen, Shinigami und Notizbuch. Diese drei Begriffe hatte Kira-zwei in seiner Botschaft für Kira-eins verwendet. Es waren keine Synonyme, diese Worte waren ernst gemeint. Dieses Notizbuch, das Higuchi in den Händen hielt, war die Mordwaffe Kiras. Doch L und Light schienen nicht so euphorisch zu sein, wie sie. Higuchi notierte den Namen und ging.

"Was? Er hat den Namen bloß notiert?", fragte Light verwirrt. "Warum tötet er ihn nicht?"

"Hat er doch!", entgegnete Luna aufgeregt. L wandte sich an sie, während Higuchi sich zurück auf den Weg zu seinem Auto machte.

"Du glaubst also, Kira tötet, indem er einen Namen aufschreibt?", fragte er skeptisch. Fassungslos starrte sie ihn an, begann zu grinsen.

"Ich glaube es nicht nur, Ryuzaki! Wir haben es doch gerade gesehen!" Sie wandte sich wieder an die Bildschirme, um nichts zu verpassen, doch L betrachtete sie noch einige Sekunden von der Seite. Sie hatte ihn Ryuzaki genannt. Als der Schwarzhaarige sich wieder auf Higuchi konzentrierte, regte er sich lauthals darüber auf, dass Matsuda noch lebte.

"Sag ich doch", meinte Luna und verschränkte ihre Arme. "Wir haben ihn."

"Ich muss dir widersprechen, Luna. Wir haben ihn nicht. Higuchi ist auf dem Weg zu SakuraTV." Higuchi begann wieder, mit Rem zu sprechen, wobei er ein Geschäft erwähnte.

"Dann schnappen wir ihn endlich. Wir müssen so schnell wie möglich an das Notizbuch gelangen." L biss sich in den Daumen. Er war zwiegespalten in seinen Überlegungen. Auf den Bildschirmen war zu sehen, wie Higuchi von einem Polizisten aufgehalten wurde. Er steckte seine Hand in seine Tasche und fuhr weg. Keine Minute darauf erhielten die Ermittler von Aiber die Nachricht, dass dieser Polizist umgekommen war. Luna hatte also recht mit ihrer Annahme, dass Kira mit bloßen Notizen tötete. L hätte ihr sofort glauben sollen. Dies rüttelte ihn wach und ließ ihn endlich handeln. Er leitete die Verfolgung Higuchis ein.

Luna stand nur regungslos im Hintergrund. Higuchi hatte diesen Polizisten einfach so getötet. Es war davon auszugehen, dass er den Namen nicht kannte. Er hatte ihn getötet, ohne den Namen zu wissen. Higuchi hatte die Fähigkeit, die auch Kira-zwei gehabt hatte. Und diesen gefährlichen Mann verfolgte Aiber gerade. Er durfte ihm nicht begegnen, er musste wahnsinnig gut aufpassen. Der kleinste Fehler würde zu Aibers Tod führen und das wollte Minerva nicht. Sie sorgte sich um ihn viel zu sehr, um es zugeben zu können. Sie machte kehrt und lief zur Tür, um zu Aiber zu gelangen.

"Luna", hielt L sie auf. Sie drehte sich zu ihm und erschreckte beinahe, als er ihr direkt vor ihr erschien. Sie sah verzweifelt zu ihm hoch.

"Wir müssen jetzt etwas tun!" Ihr Blick fiel für eine Sekunde auf Light. Er war ja auch noch da. Luna setzte eine gefasste Maske auf. "Ich will Kira endlich aufhalten und wenn du nicht handelst, werde ich es tun." Sie wandte sich wieder ab.

"Wir werden uns auf den Weg machen." Überrascht suchte Luna nach Ls Augen, doch er hatte sich bereits abgewandt, um alles zu organisieren.

Keine Stunde später befanden sich L, Light, Luna und Watari in einem Hubschrauber und verfolgten Higuchis Auto. Die beiden jungen Männer saßen am Cockpit, Luna stand hinter ihnen und Watari hockte bewaffnet am offenen Ausstieg des Hubschraubers. Die Schwarzhaarige war mehr als nur überrascht gewesen, dass der alte Mann ein Scharfschütze war.

"Er ist in einer knappen Viertelstunde bei SakuraTV. Leite Phase sieben ein", sagte Light per Headset seinem Vater. L hielt dem Braunhaarigen eine Pistole entgegen.

"Hier. Im Kampf gegen Kira könnte sie nützlich sein", sagte der Detektiv. Light nahm die Waffe nicht an. Lunas Blick war an sie geheftet, was Herzklopfen auslöste. Ihr Handrücken gribbelte. Sie blinzelte, als L ihr die Waffe zuwarf und sie sie auffing. Luna wurde warm bei dem Vertrauen, das der junge Mann ihr schenkte. Sie lächelte, strich über den Lauf der Pistole und kontrollierte, ob sie auch geladen war. Tatsächlich. Eine kleine Bewegung und ihr ewiger Widersacher L wäre tot. Black Flash hätte nicht gezögert, es zu tun, doch Black Flash war Vergangenheit. Es stimmte Luna etwas traurig, dieser Wahrheit ins Gesicht zu blicken, doch die Trauer verschwand schnell wieder, sobald sie an die Zukunft dachte.

Kurz darauf war Higuchi von Polizeiautos umzingelt und hatte keine Fluchtmöglichkeiten mehr. Vor Verzweiflung drohte er, sich selbst die Kugel zu geben, doch Watari schoss ihm die Waffe aus der Hand. Luna bejubelte den gekonnten Schuss völlig aus dem Häuschen. Sobald der Hubschrauber gelandet war, stürmte die Schwarzhaarige mit entsprechender Verhüllung hinaus. Die Polizisten, die gerade nicht mit Higuchi beschäftigt waren, wollten Luna stoppen, doch sie lief unbeeindruckt an ihnen vorbei zum Auto.

"Ich darf das", rief sie. Sie öffnete die Tür des Beifahrers und fand sogleich seine Tasche. Vorsichtig kramte Luna nach dem Notizbuch. Sie blätterte es durch und las unzählige Namen. Namen, die zu toten Personen gehörten. Als die Schwarzhaarige sich umdrehte, stand ein Shinigami vor ihr. Sie wusste, dass es sich um einen Shinigami handelte, weil kein Mensch so aussehen konnte. Kein Mensch war so groß, so knochig, so furchteinflößend. Fasziniert lächelte Luna, dann wandte sie sich schnell wieder ab, um zum Hubschrauber zu gehen. Dort angekommen packte Luna das Notizbuch in einen durchsichtigen Beutel.

"Hast du etwas gesehen, Luna?", fragte L. Es klang nach einer simplen Frage, doch die junge Frau bemerkte das leise Misstrauen und die nagende Neugier. Sie grinste ihm breit entgegen.

"Nur das Ende der Mordserie", meinte sie.

"Kann ich es mal sehen?", fragte Light mit dem Blick auf das Notizbuch gerichtet. Über ihre blauen Augen legte sich ein Schatten.

"Es ist ein schwarzes Notizbuch mit der Aufschrift 'Death Note'. Darin stehen viele, viele Namen. Das muss reichen." Sie wandte sich erbarmungslos ab und händigte Watari Kiras Waffe aus. Light erwiderte darauf nichts, sondern sah sie bloß verständnislos an. Sie zeigte ihm ihre Zunge. Ihr Blick glitt wieder nach draußen, wo der Shinigami noch stand. Er sah sie an. Womöglich sahen Todesgötter immer so aus, doch dieser sah ganz besonders grimmig aus. Das war also Rem. Luna hatte ein schlechtes Gefühl bei diesem Wesen. Sie glaubte, dass es noch großen Schaden anrichten würde. Sie spürte Ls Augen auf ihr ruhen, denen sie daraufhin entgegenblickte. Sie konnte beinahe sehen, wie es in ihm ratterte, doch er stellte ihre Handlung nicht infrage. Luna griff nach der Pistole und gab sie L zurück. Sie nickten einander stumm zu.

Black Flash [L x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt