Shailene POV
Mit richtig schlechtem Gewissen folge ich ihm ein paar Minuten später in den Stall. Ein wenig Zeit ist wieder einmal draufgegangen, weil ich mich zusammenreißen musste, nicht einfach vom Hof zu Stiefeln. Ich sollte mich schnellstens bei Jackson entschuldigen, denn mein Gewissen frisst mich jetzt schon auf.
Nur gedämpftes Licht scheint durch den langen Gang und und auf den ersten Blick kann ich ihn nicht entdecken. Mr. Lucky steht bereits in seiner Box und kaut gemütlich auf etwas Heu, also laufe ich weiter in den Stall hinein und habe so eine wage Ahnung, wo ich ihn finden kann. Meine Beine tragen mich in die hinterste Ecke, wo ich ihn dann mit dem Rücken zu mir vor der Box von White Shadow stehen sehe. Seine Hände sind auf dem Holz abgestützt und der große Weiße streckt ihm vorsichtig seine Nase entgegen.
"Jackson?" Der Weiße reißt neugierig und in Hab-Acht-Stellung den Kopf nach oben, während Jackson lediglich nur ansatzweise über seine Schulter linst, aber nicht antwortet. Ich presse meine Lippen aufeinander und stelle mich an die Box gelehnt neben ihn, sodass ich ihn ansehen kann. "Es war unüberlegt von mir... schließlich habt ihr uns gar keinen Anlass gegeben, so zu denken", beginne ich und schaue ihn von der Seite an, während ich nervös mit meinen Fingern spiele.
Als er darauf nicht antwortet, hole ich tief Luft und fahre fort. "Es tut mir leid. Wirklich." Sein gieriger Blick trifft auf meinen. "Ach ja? Was denn Genau? Dass du uns den Abend versaut hast oder dass du und beschuldigst, wir wollen euch nur flachlegen?... Nein warte, wir haben ja schon die halbe Stadt flachgelegt."
Ich muss schlucken. Seine Miene ist so eisig, dass ich mich kaum traue ihn anzusehen. "Beides. Ich kenne euch überhaupt nicht und hätte nicht so urteilen dürfen." Er seufzt und fährt sich über sein Gesicht, blickt mich abschätzend und müde an. "Möchtest du das ändern?" Ich bringe keinen Ton heraus und nicke nur schuldbewusst, woraufhin er mir deutet, dass ich aus dem Stall gehen soll.
Auf der Suche nach Charlene gehe ich um das Haupthaus herum und finde sie und Corey leise diskutierend auf der Terrasse sitzen. Beide blicken mich gleich an, unterbrechen ihre Diskussion, während Jackson sich an mir vorbei zwängt und sich in einen Gartenstuhl plumpsen lässt.
"Wie konntest du? Klar kennen wir sie kaum, aber glaubst du sie hätten sich so viel Mühe gegeben wenn sie uns nur abschleppen wollen? Das hätten sie schon am ersten Abend machen können. Schließlich waren wir blau genug...", mault Charlene mich gleich an und beugt sich mit wütendem Blick nach vorn über den Tisch. Klar ist sie sauer - Corey wird wegen mir sicher jetzt auch nicht gut gelaunt sein. Ich öffne meine Lippen und will gerade zum Sprechen ansetzen, da fährt sie mich weiter an.
"Erinnerst du dich noch an Charlotte's Worte? 'Ihr wisst gar nicht, was ihr für eine Ehre habt, dorthin eingeladen zu sein. Es gab noch nicht viele, die sie zu sich eingeladen haben. Also genießt es' hat sie gesagt. Und was machst du? Du benimmst dich wie" "Stopp! Jetzt fahr mal runter! Ich hab mich bei Jackson schon entschuldigt und wollte das jetzt auch bei ihm, aber du musst hier ja ein Fass auf machen!" Corey sitzt mit verschränkten Armen neben meiner Schwester und schaut mich mit undefinierbarem Gesichtsausdruck an.
Verlegen, weil mir das alles langsam unendlich peinlich ist, trete ich an den Tisch heran und lehne mein Becken dagegen, tippe nervös mit meinen Zeigefinger sid der Tischplatte und atme tief durch, bevor ich auch hier mit meiner Entschuldigung beginne. "Also, ich habe es eben schon zu Jackson gesagt... ich kenne euch nicht und hätte nicht so über euch urteilen dürfen... und dafür möchte ich mich entschuldigen - und dass ich den Abend versaut habe", füge ich mit Blick auf Jackson hinzu, dessen Mundwinkel kurz zucken, er sich aber schnell nachdenklich an seiner Unterlippe zupft, um es zu vertuschen.
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Unspoken Truth
ChickLitCharlene und Shailene. Wenn jemand einen dieser Namen ausspricht dann weiß derjenige dass automatisch auch der Zwilling auf der Matte steht. Seit ihrer Kindheit sind sie wie Pech und Schwefel. Unzertrennlich, so gleich und doch verschieden. Äußerlic...