Seelensaga

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Als sie ihn folterten ohne Erbarmen,

Sagt' er  voll Stolz mit seiner letzten Kraft:

"Was ihr den Gliedern angetan, den Beinen, Armen,

Habt ihr mit meiner Seele nicht geschafft."


Denn was an  kleinem Seelenrest noch in ihm blieb,

War nur so viel, dass er nicht sterben musste,

Derweil der größte Seelenteil  in sicheren Gefilden trieb.

Um solche Künste jeder Seelenkrieger wusste.


Als man sie schändete wohl über Stunden,

Entschwand die Seele ihr und kam in Sicherheit,

Den arg gequälten Körper haben sie gefunden.

Sah aus wie tot in ihrem blutverschmierten Kleid.


Noch während  er im Zelte der Genesung harrte,

Kehrte die Seele nach und nach zurück,

Sie war auch unversehrt, ganz ohne Scharte,

Nur schien es ihm, als fehlt' ein kleines Stück.


Auch ihre Seele fand den Weg nach Haus,

In einen Tempel, der verwüstet worden war.

Man hatte schon geglaubt, es wäre alles aus

Doch bald stand sie in voller Schönheit wieder da.


Nur etwas schien zu fehlen, ein kleines Teilchen,

Genau wie bei unsrem wackren Krieger dort.

Und es dauert' noch ein geraumes Weilchen

Bis endlich alles wieder schien an seinem Ort.


Doch eine Sehnsucht, wie sie nie zuvor gekannt,

Sich nun in ihrer beider Herzen stahl.

So suchten sie zu Wasser und zu Land

Nach einer Linderung der bösen Qual.


Dann endlich, unter einer hohen Buche,

Als sie einander in die Augen sahn,

Am Ende ihrer langen Suche,

Da zeigte sich der Grund für ihren Wahn.


Ein Seelenteilchen, das zu ihm gehörte,

Hat aus Versehn in ihre Obhut sich verirrt

Und umgekehrt ein Bruchstück ihrer Seele

Den armen Recken ganz verwirrt.


Ein Austausch der vertauschten Teile

Tut not, damit sich diese Seelen reinigen.

Sie sollen beieinander sein für eine Weile.

Und beide müssen sich dazu vereinigen.


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