Mondgedanken

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Neumond, Halbmond, Vollmond, Blutmond,

Gedankenfreund und Sonne der Nacht, 

Du, der am hohen Himmelszelt thront

Und zuschaut, wie die Liebe erwacht.


Du Bruder, alter Gefährte und treuer Geselle,

Du hast auch eine dunkle, kalte Seite

Und nie verharrst du auf der selben Stelle,

Beständig wandelnd suchst du stets das Weite.


Mondfinsternis, Erntemond und reife Frucht,

Melone, Kürbis und fauler Apfel am Baum,

Dem armen Schlafwandler wirst du zur Sucht,

Bringst längst nicht jedem einen schönen Traum.


Grausamer Wolfsmond, bist ein harter Stein,

Und spendest nächtens keine Zuversicht,

Wenn wir uns fühlen schwach und klein,

Ganz ohne Schwester von dem ersten Licht.


Des Schnitters Sichel und schmales Segel du,

Das Schiff des Lebens gleitet durch die Nacht

Fährt in den Hafen ein zur letzten Ruh',

Zum langen Schlaf, aus dem man nicht erwacht.


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