Marco
"Muss das sein? Ich hab' überhaupt keine Lust. ", maulte Mario. Ich seufzte. "Ja, das muss. Ich weiß, dass du es dir unglaublich schwer mit neuen Menschen tust, aber ich habe versprochen, dass ich dich mitbringe."
"Aber mal gefragt, was ich möchte hast du dabei ganz vergessen.", meinte er trotzig.
"Bitte, Sunny, lass mich nicht in Stich. Mit dir macht alles doppelt soviel Spaß und außerdem sind die alle wirklich nett.", versuchte ich es etwas freundlicher. Mario bewegte sich immer noch nicht, mein Gott, der konnte so ein Dickkopf sein! Kurzerhand schnappte ich mir unsere beiden Jacken, Portemonnaie und Schlüsselbund, öffnete die Haustür und zog mein besten Freund mit mir zum Auto. Erst stolperte er mehr hinter mir her, als zu laufen, aber dann schien er sich seinen Schicksal zu fügen und ich wagte es sogar ihn wieder los zu lassen. Seinen trotzigen Gesichtsausdruck behielt er dennoch bei. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, die Situation war schon zu komisch und erinnerte mich an Zahnarztbesuche mit Nico. Nur dass Nico ein paar Jahre jünger war und seine Reaktion noch verständlicher.
"Du bist schrecklich.", murmelte ich, während ich das Auto aufschloss.
"Gleich und gleich gesellt sich gern.", antwortete Mario grinsend und stieg ein. Ich schüttelte seufzend den Kopf und folgte dann seinen Beispiel.
Mario bediente sich gleich an meinen Kaugummi-Lager. Er war total süchtig nach den Dingern.
"Du weißt schon wen die gehören? Man vergreift sich nicht einfach so an den Sachen anderer.", schimpfte ich scherzhaft.
"Hmm", antwortete er nur kauend. "Ich will nur keinen schlechten Eindruck machen durch Mundgeruch oder so."
"Gute Ausrede." Ich hob anerkennend die Braue.
"Danke."
"Idiot.", grinste ich, dann konzentrierte ich mich aufs Fahren. Mario schaltete das Radio an, suchte nach einen Sender und lehnte sich anschließend zufrieden zurück. Auto und Musik waren eine gute Mischung um Sunnys Laune zu steigern.Auch wenn wir wegen Mario etwas später erst losgekommen waren, erreichten wir für meine Verhältnisse ziemlich pünktlich das Haus meiner beiden Kumpel Leonard und Niklas. Die Zwillinge feierten heute ihren 29. Geburtstag und ich hatte ihn versprochen Mario mit zu bringen, den Einzigen meiner engsten Freunden, den sie wegen seiner Krankheitszeit noch nicht kannten. Allerdings hatte ich es vermieden von Sunnys Schüchternheit zu erzählen.
Als ich vorm Haus parkte, bemerkte ich gleich, wie Mario in seinen Sitz immer weiter versank.
"Keine Sorge, es ist nur eine kleine Party. Außerdem sind Schü und Auba auch da." Ich lächelte aufmunternd. Aber ihn schien das gerade eher wenig zu helfen. Seine Schüchternheit war mir immer wieder ein Rätsel, denn in der Öffentlichkeit hatte er damit kaum Probleme.
"Na komm schon." Ich beugte mich zu ihn rüber und drückte ihn ein leichten Kuss auf die Wange, für uns war das ganz normal solche Liebeleien untereinander auszutauschen. "Du schaffst das."
"Eine Bedingung", forderte Mario und seine Stimme zitterte jetzt schon leicht.
"Die wäre?"
"Wenn ich gehen will verschwinden wir auch sofort. "
"Einverstanden. Aber glaub mir, es wird dir gefallen."
Jetzt lächelte auch Mario.
"Dann lass uns mal los." Wir stiegen aus und ich warf übers Auto ihn seine Jacke rüber. Es hatte begonnen zu regnen und die Kälte machte unseren Atem in kleinen Wölkchen sichtbar.
"Komm.", rief ich, stopfte mir die Schlüssel in die Hosentasche und eilte die Auffahrt herauf zur Haustür. Mario folgte mir zögernd.
"Also dann", grinsend wandte ich mich meinen besten Freund zu, "lass den Spaß beginnen."
Sunny zog eine gequälte Grimasse, die wohl ein Grinsen darstellen sollte und ich drückte auf die Klingel.
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Geheimnis
FanfictionMario hat sich nach seiner Krankheit wieder richtig ins Team eingelebt, fühlt sich in Dortmund wohl und ist einfach nur glücklich. Doch dann holt ihn ein Schatten seiner Vergangenheit ein. Achtung, die Geschichte handelt von Essstörungen. Betroffene...