Marco
"Worüber?" Ich sah wie Mario sich anspannte.
"Über alles was in den letzten Wochen passiert ist."
"Okay."
"Willst du einfach beginnen?"
"Womit?"
Ich seufzte, stütze den Kopf auf die Hände und überlegte wie ich das Gespräch in die richtige Richtung lenken könnte. Schließlich entschied ich mich für den direkten Weg, mit der Tür direkt ins Haus zu fallen war oft am effektivsten. "Ist es wegen Joe? Er hat wieder Kontakt aufgenommen, oder?"
Mario wich alle Farbe aus den Gesicht. "Nein, das stimmt nicht.", schrie er fast.
"Komm schon, Sunny, ich bin doch nicht blöd. Ich habe ihn im Auto erkannt, nicht sofort aber heute morgen hatte ich den Geistesblitz, Schü hat mir gestern erzählt, dass du in Badezimmer so etwas wie Toe oder ähnlich gefaselt hast. Aber es war nicht Toe sondern Joe. Und dann passt alles zusammen. Also sei bitte offen zu mir."
Mario schwieg, die Lippen fest aufeinander gepresst, die Hände zitterten.
"Soll ich mal mit ihm reden?"
"Nein, das darfst du nicht!"
"Und wieso nicht?"
"Weil...weil...das darf ich nicht sagen..."
Ich stand auf, ging um den Tisch herum und nahm den mittlerweile stark zitternden Sunny in die Arme. "Aber wenn du alles für dich behältst und es in sich hineinfrisst, dann macht es dich doch kaputt."
"Aber..."
"Ich bin dein bester Freund, egal was passiert, ich steh hinter dir und wir schaffen es gemeinsam."
"Sie wollen dir etwas antun wenn ich es sage.", flüsterte Mario und wischte sich hastig über die Augen. Ich keuchte auf und ließ mich zu Boden sinken. Ich hatte vieles erwartet, aber nicht, dass ich als Druckmittel eingesetzt werden würde. Etwas ratlos strich ich ihn über den Rücken. "Und was musst du tun, damit mir nichts geschieht?"
"Das kann ich nicht verraten und egal was du jetzt auch sagst, ich kann es nicht ändern. Das bleibt ein Geheimnis."
So wie Mario es sagte klang es als ob er sich schämen würde und ich musste gleich an ein anderes Gespräch denken, als mir klar geworden war, dass Sunny nicht mit sich zufrieden war. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf, seine Andeutungen damals waren etwas ganz anderes gewesen und passten nicht hier hin. Nicht in diesen Moment, jetzt zählte nur Mario und das Geheimnis, welches er allein mit Joe teilte.
"Du musst es mir nicht sagen, Sunny, zumindest jetzt noch nicht. Erstmal helfen wir dir von Joe weg. Auch deswegen brauchst du keine Angst zu haben, hinter dir stehen nicht nur Schü und ich sondern eine ganze Fußballmannschaft, deine Familie und sämtliche weitere Freunde. Ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber du bist ziemlich beliebt. Hier passiert niemanden etwas, weder dir noch mir, es wird alles gut. Glaub daran!"
Mario sah mich mit großen Augen an. "Okay", flüsterte er nach einer Weile, "aber das ist gar nicht so leicht, Joe ist hartnäckig und hat auch viele Freunde."
Ich lachte leicht verzweifelt. Da hatte mein bester Freund natürlich auch recht, ich kannte Joe nicht besonders gut, nur von Partys früher und schon da hatte ich ihn nicht leiden können, aber von seinen Dickkopf und seiner Hartnäckigkeit hatte ich schon damals früh genug erfahren. Wir beide hatten uns nach dem ersten Begegnungen bereits gehasst und nur für Mario ausgehalten. Manchmal hatte mir die Beziehung zwischen den Beiden schon Angst gemacht, es war mir vorgekommen als hätte Joe versucht Mario zu unterdrücken und schlecht zu machen und dieser hätte es ohne sich zu wehren mitgemacht. Aber das war natürlich Quatsch und das wusste ich, trotzdem kam mir dieser Gedanke seit dem nicht mehr ganz aus den Kopf. Immer wieder tauchte er auf.
"Wir kriegen das hin.", meinte ich zuversichtlich und in diesem Moment hörten wir die Haustür sich öffnete.
"Bin wieder da!", rief Andre leicht keuchend, als wäre er den ganzen Weg gerannt. Ich klopfte Mario noch einmal aufmunternd auf die Schulter bevor ich mich erhob. "Gut so, denn jetzt habe auch ich riesen Hunger, paar Minuten später und ich hätte Sunny aufgegessen.", rief ich lachend. Schü stimmte in mein Gelächter ein, Mario nicht und ich hoffte, dass nur der schlechte Witz der Grund dafür war.
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Geheimnis
FanfictionMario hat sich nach seiner Krankheit wieder richtig ins Team eingelebt, fühlt sich in Dortmund wohl und ist einfach nur glücklich. Doch dann holt ihn ein Schatten seiner Vergangenheit ein. Achtung, die Geschichte handelt von Essstörungen. Betroffene...