5.

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Das erste mal war im Sportunterricht. Wir hatten Geräteturnen und die Aufgabe war die Kletterstange hoch zu klettern. Ich hatte schon immer ein Problem mit diesen Dingern, aber ich gab nicht auf und versuchte mich nach oben zu kämpfen. Anfangs lief es noch prima und ich dachte schon es wäre ein Wunder geschehen doch dann passierte was wohl passieren musste. Ich rutschte ab und fand keinen Halt mehr, dann ging alles verdammt schnell. Ich hatte kaum Zeit zu irgendetwas, denn ich fiel viel zu schnell. Ich versuchte anzuwenden was ich mal gelernt hatte, nämlich mich zu einer Kugel zusammen zu rollen. Ich hörte ein paar erstickte Schreie nach meinem Namen,schlug die Hände vor mein Gesicht und bereitete mich mental auf die Bekanntschaft mit der Matte vor. Ich öffnete den Mund um zu schreien und im nächsten Moment spürte ich schon zwei starke Arme um mich. Er hatte mich Aufgefangen. Zwar nicht besonders elegant und schmerzlos für mich, aber hat es irgendwie geschafft ohne sich etwas zu brechen. Er setzte mich behutsam auf der Matte ab und alles Scharrten sich um mich, um zu fragen ob alles okay sei. Ich bejahte jedes Mal und sah immer wieder zu Alec. Eigentlich waren wir zu dem Zeitpunkt einfach nur quitt, denn er hatte nich einmal in Sport umgerannt. Er hatte sich auch tausendmal entschuldig und eigentlich war auch niemand so wirklich Schuld, aber die Kopfschmerzen vom der Bekanntschaft mit dem Turnhallenboden waren echt mies. Beim zweiten Mal würde ich es eher retten nennen. Wir waren mit den andern auf dem Weihnachtsmarkt und ich muss zugeben ich bin wirklich gerne dort. Allerdings habe ich ziemliche Platzangst und große Menschenmassen machen mich nervös. Jedenfalls wollten wir uns gerade etwas zu essen holen und gingen deswegen Weiter ins Zentrum des Marktes hinein und auch die Menschen wurden mehr. Ich hatte einen Moment lang nicht aufgepasst und schon hatte ich die andern verloren. Ich drehte mich um Kreis und Rief nach Ihnen, erhielt aber keine Antwort. Plötzlich hatte ich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, mein Atem wurde abgehackter, das Blut begann in meinen Ohren zu Rauschen und mein Herzschlag übertönte fast den Lärm der andern Menschen. Einige drehten sich nach mir um und sagen mich komisch an, doch ich beachtete sie nicht. Ich hörte gedämpft meinen Namen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich spürte wie jemand meine Hand nahm und mich aus dem Getümmel zog und dort standen sie alle versammelt und redeten auf mich ein. Sie fragten ob alles okay sei und anderes, doch ich verstand sie nicht. Meine Ohren dröhnten. Doch dann verstummten sie. Sie sagten kein Wort mehr uns sagen mich einfach nur an. Im nächsten Moment spürte ich wie mich jemand umarmte. Erst zuckte ich zusammen, aber ließ ich es einfach geschehen. Ich hörte Liv fragen warum er das tue und Alec antwortete, dass Körperkontakt bei Panikattacken helfen soll. Alec. Mir wurde klar, dass er es ist der mich da umarmt. Ein Teil von mir wollte sich von ihm lösen,doch der andere und stärkere wollte einfach so bleiben und es genießen. Also klammerte ich mich weiterhin an ihn und er ließ es geschehen. Er trat den ersten Schritt zurück. Er sah mir in die Augen und fragte mit ehrlichen Interesse ob alles in Ordnung sei. Ich nickte zaghaft. Die andern beschlossen einstimmig, dass wir nach Hause gehen sollten. Ich war dagegen, denn ich wollte Ihnen nicht den Spaß verderben, aber sie waren von ihrem Vorhaben nicht abzubringen. Letztlich war ich froh, dass wir gingen.Alec ist einfach unglaublich, aber andererseits gibt es da auch immer wider diese Momente in denen ich von Selbstzweifeln zerfressen werde. Ich frage mich was ich falsch mache, da er scheinbar an allen Mädchen Interesse hat nur nicht an mir. Ich habe sogar einen Brief darüber geschrieben und ihn Kate gezeigt. Ich habe dafür einen heftigen Schlag auf die Oberweite kassiert. Wir haben beschlossen ihn zu verbrennen und auf Klassenfahrt war es dann so weit. Ich habe das Feuerzeug dran gehalten und solange gewartet bis es brannte, dann habe ich dabei zugesehen wie es langsam schwarz wurde und schließlich zu Asche wurde. Zu gerne hätte ich gesagt,dass die Träne von dem beißenden Gestank oder der Hitze kam, aber dem war nicht so. Ich wischte sie schnell mit dem Handrücken fort und hoffte, dass sie niemand gesehen hat. Die Asche wurde vom Wind davon getragen.
"Allie?..Alice!"
Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und sehe verwirrt in die Runde.
"Was hast du gesagt?"
Ich versuche die Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen, denn ich will nicht das sie merken, dass ich in keiner Weiße zugehört habe.
"Du bist dran."
Liv deutet auf die Flasche die tatsächlich auf mich zeigt. Verdammt, dass kann ja heiter werden.
"Wahrheit oder Pflicht?"
Die Stimme von Kate ist so zuckersüß und scheinheilig, wie es in ihrem Zustand nur möglich ist. Sie weiß ganz genau, dass ich in der Klemme stecke.
"Pflicht."
Ich weiß, ich gehe ein großes Risiko ein doch ich hoffe, dass es in diesem gnadenlosen Spiel auch leichtere Aufgaben ging. Sie drückt auf das Feld und ihre Augen leuchten, als sie die Aufgabe liest. Ich ahne schlimmes.
"Was muss ich machen?"
Sie kichert los und braucht erst mal einen Moment ehe sie antworten kann.
"Also du weißt ja, dass du solche Aufgaben mit deinem Partner erfüllen musst. "
Sie kichert wieder und ich werde noch nervöser.
"Lasse dir einen Knutschfleck machen."

Truth or dare Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt